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Goldpreis und USD im Gleichlauf – Vertrauen in Währungen erodiert weiter

von Andreas Speer E-Mail 13.05.10 09:53:44

In den letzten Wochen war zu beobachten, dass sich der Goldpreis (USD/oz) und der US-Dollarindex, der sechs der weltweit wichtigsten Währungen handelsgewichtet miteinander kombiniert, mehrheitlich in die gleiche Richtung bewegten, nämlich zumeist nach oben. So stieg der Goldpreis (USD/oz) in der abgelaufenen Kalenderwoche deutlich an und dies, obwohl der US-Dollarindex zeitgleich ebenfalls stark zulegen konnte. Vor dem Hintergrund einer Eskalation der Schuldenkrise im Euroraum und der damit einhergehenden Neubewertung des Kreditausfallrisikos für Staatsanleihen, bewerten wir dies nicht nur als Hinweis auf einen vorübergehenden Anstieg der Risikoaversion der Anleger, sondern auch als weiteres Anzeichen dafür, dass diese Entwicklung mit einem zunehmenden Vertrauensverlust in Papierwährungen einhergeht.

Seitdem der Goldpreis im Juni 2005 begonnen hat gegenüber allen wichtigen Währungen der Welt nachhaltig anzusteigen, ist offensichtlich geworden, dass es um das Vertrauen der Anleger in Papierwährungen nicht zum Besten bestellt ist. Starke Goldpreisanstiege gemessen in US-Dollar waren jedoch in dem neun Jahre alten Gold-Bullenmarkt mehrheitlich dann zu verzeichnen, wenn der US-Dollarindex zeitgleich zur Schwäche neigte. In Phasen, in denen der US-Dollarindex zu einer Erholung ansetzte, konnten Goldanleger schon sehr zufrieden sein, wenn der Goldpreis (USD/oz) prozentual weniger fiel, also relative Stärke zeigte.

In dem am 15.03.2010 veröffentlichten Artikel „Goldpreis mit enormer relativer Stärke gegenüber USD“ haben wir erläutert, mit welcher Methodik wir Veränderungen in der relativen Performance von Gold (USD/oz) gegenüber dem US-Dollarindex aufspüren und systematisch mit früheren Phasen vergleichen, um daraus Erkenntnisse für die zu erwartende absolute Performance von Gold (USD/oz) zu gewinnen. Im Rahmen dieser Vorgehensweise bewerten wir folgende Preisänderungen von Gold (USD/oz) als „relative Stärke“: Der US-Dollarindex fällt und der Goldpreis (USD/oz) steigt im gleichen Zeitraum prozentual stärker an. Der US-Dollarindex steigt und der Goldpreis (USD/oz) fällt prozentual weniger stark oder der äußerst seltene Fall, dass der US-Dollarindex und der Goldpreis (USD/oz) zeitgleich ansteigen. Dieser Gleichlauf markiert einen Zusammenbruch der sonst typischerweise vorherrschenden negativen Korrelation zwischen dem US-Dollarindex und dem Goldpreis (USD/oz). In einem solchen Fall befindet sich der Goldpreis (USD/oz) gewissermaßen im Ausnahmezustand.

In diesem Artikel kamen wir zu dem Schluss, dass die Anfang Dezember 2009 eingesetzte Korrektur des Goldpreis (USD/oz) vor dem Hintergrund einer ungewöhnlichen relativen Stärke gegenüber dem US-Dollarindex abgelaufen ist. Insofern war es nicht schwer sich vorzustellen, dass nach dem Auslaufen dieser Korrektur eine beachtliche Aufwärtsdynamik einsetzen würde. Dass dies jedoch zeitgleich mit einem stark steigenden US-Dollarindex einhergehen sollte, kam auch für uns ein wenig überraschend. Denn in der abgelaufenen Kalenderwoche konnte der US-Dollarindex um 3,16% zulegen. Das ist immerhin der siebtstärkste Wochenanstieg des Greenback in dem neun Jahre alten Gold-Bullenmarkt. In Tabelle 1 vergleichen wir innerhalb dieses Zeitraums die zehn stärksten Wochenanstiege des US-Dollarindex mit der jeweiligen Wochenperformance von Gold (USD/oz). Es wird deutlich, dass ein sehr starker Anstieg des US-Dollarindex üblicherweise mit einem kräftigen Rückgang des Goldpreis (USD/oz) quittiert wird.

Zuletzt war ein mehrwöchiger Zusammenbruch der Korrelationen, also ein Gleichlauf zwischen Gold (USD/oz) und dem US-Dollarindex, im Januar/Februar 2009 zu verzeichnen. Damals stieg der Goldpreis (USD/oz) innerhalb zwei Monate um rund 25% an, während der US-Dollarindex ähnlich stark zulegen konnte wie in den letzten vier Wochen. Im Februar 2009 hatte der von uns entwickelte Real Gold Strength Indicator (RGSI) dann auch seinen bislang höchsten Wert in dem neun Jahre alten Gold-Bullenmarkt erreicht. Unseres Erachtens signalisierte diese Entwicklung zum damaligen Zeitpunkt, dass Gold nicht nur als eine alternative Währung, sondern als die Alternative zu allen Währungen angesehen wurde („currency of last resort“).

Den Verlauf der letzten Wochen bewerten wir ähnlich. Obwohl aufgrund der eskalierenden Schuldenkrise im Euroraum dieses Mal der Vertrauensverlust gegenüber der europäische Einheitswährung im Vordergrund stand, wovon der US-Dollar im Verhältnis zum Euro aber auch zu anderen Währungen profitieren konnte, zeigt doch gerade die Tatsache, dass der Goldpreis zeitgleich mit dem US-Dollarindex angestiegen ist, dass Gold erneut als der wahre sichere Hafen gilt. Die Entwicklung verlief jedoch bislang nicht so extrem wie im Januar/Februar 2009, denn der RGSI hat (noch) nicht vergleichbar hohe Werte erreicht. In Graphik 1 und 2 haben wir den Indikatorverlauf der letzten vier Wochen aktualisiert. Wir haben erneut diejenigen bullischen Divergenzen markiert, auf die wir bereits in den letzten beiden Monaten hingewiesen hatten. Sie haben ihre Vorlauffunktion inzwischen voll und ganz bestätigt. Neue Divergenzen können wir derzeit nicht ausmachen.

Fazit:

Wenn die Anleger beginnen, die Zahlungsfähigkeit eines Staates in Frage zu stellen, geht dies zumeist mit einem erodierenden Vertrauen in die jeweiligen Währungen der betroffenen Länder einher. Für die längerfristige Entwicklung des Goldpreises dürfte es dabei keine große Rolle spielen, ob im weiteren Verlauf der Krise die deflationären oder die inflationären Tendenzen in dem einem oder anderen Land überwiegen werden. Die Aussicht auf eine mögliche Geldentwertung (inflationäre Entwicklung) oder eine drohende Staatsinsolvenz (deflationäre Entwicklung) ist in keinem Falle dazu angetan, das Vertrauen der Anleger in eine Währung zu stabilisieren. Da von der gegenwärtigen Schuldenproblematik nicht nur europäische Staaten, sondern vor allem auch die größte Volkswirtschaft der Welt betroffen ist, gehen wir davon aus, dass der Goldpreis in den nächsten Jahren noch häufiger in den Ausnahmezustand, sprich Gleichlauf mit dem USD, eintreten wird.

Den vollständigen Beitrag einschließlich sämtlicher Graphiken und Tabellen finden Sie unter http://www.pdfverzeichniss.uhu-und-specht.de/GoldUSDMai10.pdf

© Andreas Speer
Senior Economist und Commodity Analyst

www.uhu-und-specht.de

4 Kommentare

Kommentar from: Wachauge [Besucher]
*****
Am Ende steht wohl eine weltweite Währungsreform an, wobei dann alle Erdenbürger in die Röhre gucken werden, sprich Verluste einfahren werden.
Denn die astronomischen Schuldenberge lassen sich nur so wegzaubern. Eine andere Variante ist diese, die Schuldenberge durch Inflation wegzuzaubern. So oder so, es wird zu gewaltigen Revolten führen, die dann durch die Regierungen mit Gewaltanwendung niedergedrückt werden. Die Demokratie hat eh noch nie gelebt. Deshalb gibt es nur eines. Schützen Sie ihr Vermögen mit Edelmetallen!!! Auf jeden Fall, seien Sie für das Schlimmste wenigstens mental vorbereitet!
13.05.10 @ 11:44
Kommentar from: Uwe [Besucher]
*****
Ich finde es immer wieder aufs Neue erstaunlich, dass Sie einen derart guten und nachvolziehbaren Indikator bauen konnten. Wieso kamen da andere nicht schon viel früher darauf? Deshalb "Danke" dafür...
13.05.10 @ 14:00
Kommentar from: Mickey O [Besucher]
*****
Der Indikator ist wirklich klasse, das stimme ich meinem Vorredner Uwe zu. Wirklich einfach und genial. Habe im Netz eine ähnliche Methode gefunden! BayernGold nutzt einen ähnlichen Indikator, jedoch glätten sie ihn irgendwie anders, so dass die Signale klarer ausfallen. Ich weis leider nicht wie. Hat einer eine Idee dazu?

Hier ein Link zu einem Artikel, in dem stellen sie auch einen Bezug zum Euro her

Das gleiche machen sie mit Gold, aber leider nur für Abonnenten! Sollte ähnlich funktionieren wie der oben genannte.

Außerdem haben sie für längerfristige Betrachtungen noch einen Negativzinsindikator. Der deutet Markttiefs sehr gut an.

Ich glaube jedenfalls, dass Gold aktuell noch 2-4 Wochen steigt und dann eine Verschaufpause einlegt um Lieschen Müller die Illusion des großen Reichtums zu nehmen! Und das Indikator hin Indikator her.
14.05.10 @ 03:34
Kommentar from: Erwin [Besucher]
Ich kann mir vorstellen, es ist eine ausgemachte Sache zwischen Europa und USA, dass die währungen abwechselnd schwach sein sollen. Denn der jeweilige schwächere, hat den Vorteil für den Export, im Umgekehrten Fall für den Import. So wechseln sich die Interressen gleichermaßen und Alle sind zufrieden. Das der Goldpreis fast nur noch steigt, oder nicht fällt liegt sicher an dem schwindenden Vertrauen in die Währungen allgemein, dies ist ein langsamer Prozess, weil die grosse Mehrheit Derjenigen, die sich mit Wirtschaftsdingen nicht befasen oder gar auskennen, gar nicht Bescheid weiss.
Wie immer toller Artikel, lese täglich Goldseiten und habe es schon einigen Leuten empfohlen, was aber nicht einfach ist, denn die Leute sind im Kopf einfach nicht zugänglich für Horrorszenarien. Man glaubt lieber den Politikern und lässt sich schön beruhigen.
14.05.10 @ 09:56

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