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Wer hat an der Uhr gedreht?

von Wolfgang Prabel E-Mail 05.04.14 13:16:11

Die EU hat im Rahmen der Harmonisierung der Statistik durchgesetzt, daß Rauschgifthandel, Tabak- und Waffenschmuggel in die Berechnung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) eingehen.

Wenn etwas harmonisiert wird, muß es ja schon Länder gegeben haben, wo das bereits praktiziert wurde. Richtet sich die EU-Kommission immer nach den skurrilsten Mitgliedern?

Je aufgeblasener das BIP, desto geringer die Schuldenquote. „Nachtigall, ick hör dir trapsen“, sagt man bei den Ureinwohnern der Bundeshauptstadt dazu. Die WELT berichtet, daß die deutsche Staatsschuldenquote durch die Einbeziehung des Schwarzmarktes in das Bruttoinlandsprodukt für 2011 beispielsweise nur 77,7 Prozent statt 80,0 Prozent betragen hätte.

Wenn man die Staatsschulden nicht auf das BIP, sondern auf das Nettoinlandsprodukt (NIP) beziehen würde, nämlich das BIP um die Abschreibungen bereinigen würde, hätte man einen realeren Bezugspunkt, weil das NIP die Schuldentragfähigkeit besser abbildet, als das BIP. Die Abschreibungen betragen in Deutschland etwa 11 % des BIP, so daß das NIP 89 % des BIP beträgt. Die Staatsschuldenquote hätte im Jahr 2012 nicht 80 % des BIP, sondern 90 % des NIP betragen.

Die Nachricht von der Einbeziehung der Schattenwirtschaft in die Erhebung der Schuldenquote zeigt, welch fragwürdige moralische Vorstellungen unsere Eliten haben und wie wenig ökonomischen Sachverstand. Ein Gedankenexperiment mag das illustrieren: Wenn die Schattenwirtschaft 100 % der Wirtschaftsleistung betragen würde (oder betrüge :crazy:), würden beispielsweise überhaupt keine Steuern gezahlt und alle Staatsausgaben wären automatisch Schulden, die nie zurückgezahlt werden würden. Der Schuldenstand gemessen am BIP würde relativ schnell in eine exponentiale Funktion übergehen, oder verständlich ausgedrückt: Die Schulden würden noch rascher explodieren, als sie es ohnehin tun. Die Eliten drehen mit der neuen Statistik die Schuldenuhr um ein Jahr zurück, die neue Berechnungsmethode bringt aber keine nachhaltige Drückung der Schuldenquote über einen längeren Zeitraum. Im Gegenteil.

Statistiken helfen nicht wirklich. Die untergegangene DDR wies in ihrer letzten Lebensdekade Jahr für Jahr ein Wirtschaftswachstum von 3,5 bis 5,5 % aus. Es hat nichts genutzt. Die Untertanen haben sich von getürkten Zahlenfriedhöfen nicht beeindrucken lassen. Sie wollten endlich menschenwürdig Wohnen und Reisen. Auch der westdeutsche Michel wird irgendwann merken, daß es eine auffällige Differenz zwischen der Statistikpropaganda und seinem Nettolohn nach Abzug aller Abgaben, verdeckten Besteuerungen und Gebühren gibt.

Wenn man die EU-Statistiken analysiert, fällt auf, daß zunächst Faktoren wie Bildung, Gesundheit, Durchschnittstemperatur, Marktwerte von Fußballspielern, Theaterbesuche und alle Faktoren, die das Bruttonationalglück betreffen mehr und mehr in den Vordergrund gerückt worden sind. Zumindest bis 2009. Seit Ausbruch der Finanzkrise interessiert sich die Gesellschaft wieder etwas mehr für die Faktoren, die den Wohlstand der Nationen heben, statt ihn zu verbrauchen. Wie zum Beispiel die Produktivität, den Export und das BIP.

Die Einbeziehung der Schattenwirtschaft in die Berechnung des BIP ist ein methodischer Rückschritt, aber insofern konsequent, als die EU durch Reglementierung und Überbesteuerung alles getan hat um die Subsistenzwirtschaft, die Schwarzarbeit und den Schmuggel in Europa zu stärken. Zur Erklärung: Subsistenzwirtschaft betreibt man, wenn man etwas erzeugt oder leistet, was man selber verbraucht.

In der nächsten Eskalationsstufe der Schuldenkrise könnte die EU auch Einbrüche und die Korruption noch in das BIP mit einrechnen…

Der Autor ist Betreiber von Prabels Blog. Letzte Einträge betrafen die Mietpreisbremse, den Kulturimperialismus von Hollywood und Brüssel, Schönheitsoperationen und die Diffamierung abweichender Meinungen als Verschwörungstheorien.

4 Kommentare

Kommentar from: Nichtwähler [Besucher]
*****

Zur Einbeziehung der Schattenwirtschaft.

Die produzierten Güter unserer Volkswirtschaft, das BIP von der Entstehungsseite, muß (mit gewisser) zeitlicher Abgrenzungsmethodik den verdienten Gehältern entsprechen, dem BIP von der (finanziellen) Verwendungsseite. Die landläufigen Schwarzarbeiter kaufen also Waren aus Verdienst, der in den Einkommenstatistiken nicht erhalten ist. Wenn diese Schwarzarbeit allerdings ernsthaft unterbunden würde, dürfte unsere Wirtschaft sofort steil absacken.

Die Schattenwirtschaftler in der Subsistenzwirtschaft oder Selbstversorgung heißen bei uns "Schwarzbauer", weil sie für das System besonders gefährlich sind. Sie produzieren Güter, durch die der Moloch von Politiker- und Beamtenstaat nicht mitverdient und bisher auch noch nicht versteuert wird, etwa wie in früheren Jahrhunderten als Zehnten auf den Grundertrag.

Wer - wie ich - sein Immobilieneigentum nutzen will und sich selbst versorgt, gilt somit bei den Verwaltungsrichtern als "Schwarzbauer" und übler Querulant, wobei mir in

http://gruenguertel.kremser.info/wp-content/uploads/Beschluss-Eilantrag.pdf

auf S. 9 noch eine positive Grundhaltung attestiert wurde. Nachdem ich mich jedoch der Beamtenwillkür nicht beugen wollte, wurde ich als ganz böser "Schwarzbauer" stigmatisiert, vgl. S. 3 von:

http://gruenguertel.kremser.info/wp-content/uploads/Flur_39_Flurstueck33.pdf

Wie gefährllich die "Schwarzbauer" für das System sind, kann man daran erkennen, dass der gesamte Staatssektor schon seit 5 Jahren die mir unbestreitbar von der Oberen Naturschutzbehörde in einer Normenkontrollklage zugesicherte Einzäunung meiner Obstbäume konsequent ignoriert. Vgl. die Darstellung in:

http://www.grundeigentum.net/wp-content/uploads/2014/03/Rothenburger_20140310.pdf

Im Ergebnis meiner Erfahrungen mit den Beamten der Stadt Frankfurt am Main muß ich leider feststellen, dass bei uns eine heimliche Tyrannis besteht, weil unser Staat die Freiheitsbestrebungen seiner Bürger durch Selbstversorgung als Mißtrauen und Querulanz gegen den Bankenstaat und seine Beamten bekämpft.

Damit haben wir keine echte Freiheit zur Selbstentfaltung, und das nutzlose Wahlrecht ist recht eigentlich nur eine Mogelpackung, aufrechterhalten durch ununterbrochene Gehirnwäsche der Massenmedien:

http://gruenguertel.kremser.info/?page_id=7774
06.04.14 @ 10:21
Kommentar from: pingpong [Besucher]
*****
Ein super Beitrag! Zunächst findet sich per Moral eine Ablehnung der Aufnahme der Schattenwirtschaft in das BIP. Mit etwas nachdenken kommt man dann aber darauf, dass schattenwirtschaftliche Vorgänge nunmal Zahlungsströme sind, die abgebildet gehören. Dann kam das zwecks Verdeutlichung wunderbar überzogene Beispiel mit der hundertprozentigen Schattenwirtschaft. Krass, wie das einleuchtet! Es ist zum Ergebnis der Sachstand ein wunderbarer Beleg dafür, dass Volkswirtschaft KEINE Wissenschaft ist; es gibt darin schlicht KEINE verbindliche Mathematik; sondern es ist Volkswirtschaft ein reiner Modellbaukasten: Was gerade passend gebraucht ist, wird passend gemacht; von woher und wohin auch immer. Zauberhaft.

==> könnte die EU auch Einbrüche und die
==> Korruption noch in das BIP mit einrechnen

Dergleichen ist ein schon alter Hut. So sind beispielsweise Krankenhausbehandlungen, Unfallgeschehnisse oder Sachschäden Teil des BIP. Wie die Reparatur von etwas zuvor Destruktivem den Stellenwert einer Produktivität erfährt, ist wahrlich kurios.

Würde - vernünftigerweise - das einzig legitime Zahlungsmittel auf Gold lauten, gäbe es solche Verzerrungen gar nicht. Der Modellbaukasten ist nur möglich, weil dafür (noch!) stetig Währung herbeigezaubert wird. Und wir sehen dies nicht, weil die Währung als digitaler Zahlencode in aller Stille expandierend in unseren Computern versteckt ist. Na dann... Hurra. Wir sind sowas von kaputt... Das endet nicht gut.
06.04.14 @ 11:57
Kommentar from: Jawohl ! [Besucher]
*****
CDU denkt über Ende der nationalen Staats-Haushalte nach.

Jawohl !
Dann brauchen wir keine Steuern mehr zahlen und haben keine Schulden mehr !
Mit der Auflösung des Steuerhaushalts hat sich die deutsche Regierung aufgelöst.
Das einzige Verfassungsrechtliche Organ, das befugt ist, Steuern zu erheben ! :-D :-D :-D
06.04.14 @ 12:11
Kommentar from: Jawohl ! [Besucher]
*****
EZB will 83 Mrd. monatlich drucken.
http://goldseiten.de/artikel/202496--EZB-will-83-Mrd.-monatlich-drucken.html

Welcher Buchstabe steht dann auf den Geldscheinen ? :-D :-D :-D
06.04.14 @ 12:34

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