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Pilz-Kosmopoliten: Untermieter der Menschen

von Hans Jörg Müllenmeister02.10.11 08:12:01

Während wir danach trachten, den Mars in zwei Jahrzehnten zu erobern, sollten wir erst einmal unsere „primitiven“ Mitgeschöpfe in Augenschein nehmen, um ihre Qualitäten und Lebensstrategien zu ergründen.
Wußten Sie, dass einige der sog. Schleimpilze regelrechte Metallsammler sind? Besonders eifrig treibt es Fuligo septica; er reichert mit Vorliebe Zink an; so an die 4 Gramm pro kg Trockenmasse. Gehören Sie auch zu den 25 Millionen Deutschen, die stets auf der Wanderschaft sind mit ihren Fußpilzen. Dramatisch weniger Wanderburschen gäbe es, wenn wir uns basisch ernährten. Und steckte hinter dem „Fluch der Pharaonen“ ein bösartiger Pilz?

Schleimpilze – Verwandlungskünstler auf Wanderschaft
Trotz ihres Namens sind sie keine Pilze. Faszinierend, denn in ihrer Lebensweise vereinen sie beides: die Eigenschaften von Tieren und Pilzen. An die Zweitausend Sondermodelle der Evolution bildeten seit 700 Millionen Jahren diesen eigenen Zweig im Stammbaum des Lebens. Einzeller oder Mehrzeller? Schwer zu entscheiden. Warum? Die Zellkerne der Gigantenzelle, das Plasmodium, verdoppeln sich im 8-Stunden-Rhythmus; die Zellen selbst teilen sich aber nicht. So wächst ein vielkerniges ungegliedert-bewegliches Gebilde heran; es besteht letztlich aus nur einer einzigen Riesenzelle, die Millionen von Zellkernen enthält. Ein einzigartiger, genialer Lebensentwurf! Schleimpilze mit dem appetitlicheren, wissenschaftlichen Namen Myxomyceten kriechen wabernd über den Boden und machen Jagd auf friedliebende Waldbewohner. Für sein vielfältiges Erscheinungsbild fanden unsere Vorfahren mystische Wortbildungen: Denken Sie an die Wolfsmilch für den Blutmilchpilz oder die Hexenbutter für die Gelbe Lohblüte.

Die gefräßigen bizarren Monster sind immer auf der Suche nach ihrer Leibspeise: Bakterienkolonien und Einzeller; selbst vor Fruchtkörpern echter Pilze machen sie nicht halt, überwuchern und verdauen sie vollständig innerhalb weniger Stunden. Wenn so ein fließend-tastendes Gebilde auf Freßwanderschaft ist, scheint es zu pulsieren, aber nur, weil es nach jedem Vorstoß einen kleinen Rückzieher macht wie ein Chamäleon. Der Schleimer schiebt sich wie eine Raupe ein Stück vorwärts – mit einem Tempo von rund einem Zentimeter pro Stunde; dagegen sind Nacktschnecken mit 30 m/h wahre Sprinter. Wie von Geisterhand formen sich Adern, um die Nährstoffe im ganzen Körper zu verteilen. Diese pulsierenden Strukturen des Plasmodiums sind mit der menschlichen Darmbewegung vergleichbar. Sie ziehen sich im Minutentakt zusammen, entspannen sich wieder und pumpen auf diese Weise Zellplasma hin und her.
Schleimpilze sind Verwandlungskünstler. Treffen zwei Kolonien zusammen, fließen sie ineinander und ziehen als größeres Lebewesen weiter. Erschnüffelt ein Plasmodium mit seinen chemosensorischen Zellen etwas Freßbares, etwa einen leckeren Speisepilz, dauert die Plasmaströmung in diese Richtung etwas länger als in eine andere. Vor allem brauchen Schleimpilze Feuchtigkeit.
Zum Sex bilden sie Stiele aus mit darauf sitzenden zierlichen Fortpflanzungskörperchen. Das sind pflanzenähnliche Schönheiten von leuchtender Farbenpracht. Die bis zum Rand gefüllten Fruchtkörper speichern das Erbmaterial millionenfach in Sporen. Ein filigranes Mikrogespinst aus verdrillten Fäden übernimmt den Auswurf. Das sind perfekte Schleudern. Dagegen sind die Samenschleudern des Indischen Springkrauts grobschlächtige Steinzeitwerkzeuge. Die Minischleudern der Fruchtkörper katapultieren die Sporen paketweise mit Erbmaterial verpackt in den Wind – widerstandsfähig für eine lange Flugreise. Die Luftpost ist ein Ultraleichtgewicht. Sie wiegt Bruchteile eines Millionstel Gramms. Beim Vertrieb der Sporen setzen einige Schleimpilze auf die „Muskelkraft“ von Insektenbeinchen: Die Sporen werden verschlungen und verschleppt. Wieder andere Schleimer nutzen die Spülkraft des Regens und lassen ihre Sporen einfach wegschwemmen.
Jetzt kennen Sie die wandelnde Freßmaschine ohne Maul und Beine. Diese schleimige Vielfraßwalze überwuchert und überwindet sogar Hindernisse, die sich ihr in den Weg stellen. Beim Fressen wird das Beutegut vom ausfließenden Plasma umschlossen und einverleibt (Phagozytose). Wird es trocken oder fehlt die Nahrung, reagieren die vielkernigen Gigantenzellen unterschiedlich: Manche verhärten zu hornartigen sogenannten Sklerotien, die über Jahre hinweg überdauern können. Andere verkleinern sich zu mikroskopischen Partikeln (Microzysten) und erwachen erst dann aus ihrem Dornröschenschlaf, wenn bessere Zeiten angebrochen sind.
Und erneut beginnt ein faszinierender Lebenszyklus: Eines Tages hört die Gigantenzelle auf zu fressen. Sie kriecht an eine helle und trockene Stelle und verwandelt sich aufs Neue: Unzählige Fortpflanzungskörperchen bilden sich aus, in denen 0,005 bis 0,02 Millimeter große Sporen heranreifen, und zwar mit einem einfachen Chromosomensatz. Dabei wird jeder der vielen Millionen Zellkerne des Plasmodiums zu einer Spore. Je nach Art können die Fortpflanzungskörper sehr unterschiedlich aussehen. Diese bewegen sich in feuchter Umgebung durch Geißelschlag fort. Ist es aber trocken, bilden sich in den Sporen sogenannte Myxamöben; sie haben keine Geißeln und bewegen sich durch ihre Plasmaströmung fort. Wie von Zauberhand wandeln sich je nach Wasserangebot diese Gebilde in die jeweils andere Form um – entsprechend der gerade günstigeren Fortbewegungsart.
An Gebäuden, besonders an Fachwerkbauten, ist der Schleimpilz ein erprobter Helfer des Sachverständigen für Holzschutz. Er gibt ihm versteckte Informationen über das Innere der Fachwerkbalken. Der sichtbare Schleimpilz etwa auf Farbanstrichen ist dann ein Indikator und verläßlicher Jagdgehilfe des Sachverständigen, der auf der Suche nach unsichtbaren, holzzerstörenden Pilzen ist.

Symbiose zwischen Schlauchpilzen und Algen: die Flechte
Nein, diese Lebensgemeinschaft ist keine Pflanze, sondern eine Spezialausgabe der Evolution. Na ja, mehr von dieser Symbiose profitiert der Pilzpartner – das Mykobiont. Schließlich kontrolliert er die Zellteilungsrate der Alge (Photobiont). Vom Algenpartner bezieht er seine Nährstoffe, die sie photosynthetisch gewinnt. Grünalgen bilden Zuckeralkohole; sie sind als Speise für den Pilz bekömmlicher als Kohlehydrate. Als Gegenleistung schützt der Pilz die Alge vor zu raschem Austrocknen und schirmt sie vor UV-Strahlung ab.

Lästige Wanderburschen sind die Fußpilze
Was schleppen wir nicht alles am Fuß mit uns herum: ein wandelndes Biotop an Mikroorganismen, dazu gehören Bakterien und Pilze. 25 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Fußpilz, nur etwa ein Drittel davon lassen sich ihre lästigen Synchrongeher behandeln. Das sind natürlich nicht allesamt Bösewichte. Gerät aber die Mikrogemeinschaft aus dem Gleichgewicht, wird’s kritisch.

Unbehandelt verliert ein Fußpilzbefallener pro Schritt etwa 50 Hautschuppen mit anhaftenden Sporen – jede einzelne davon ist infektiös. Sie können damit andere Menschen anstecken. Unerschöpfliche Pilzreservoire sind im Haushalt gemeinsam benutzte Handtücher, feuchte Fußmatten und Teppiche. Brutstätten sind Feuchträume, wie Sauna-Anlagen, Schwimmbäder, öffentliche Duschen oder Gemeinschaftsräume. Besonders auf Diabetiker und Immungeschwächte haben es Fußpilze abgesehen.

Wie wird man die lästigen Plagegeister los?
Eine Armada an Hausmittelchen soll den Fußpilz in Schach halten. Ein Apfelessig-Fußbad mindert den Juckreiz, wirkt keimtötend und soll den lästigen Fußpilz vertreiben. Das Einreiben mit dem wohl bekannten Teebaumöl aus Australien kauft ebenfalls dem Fußpilz den Schneid ab. Ein Mittel, dass den Fußpilz gezielt in die ewigen Jagdgründe schickt und dabei die übrigen nützlichen Mikroorganismen schont, ist Garpefruitkernextrakt.

In meinem Wirkungskreis mache ich gute Erfahrung mit der Kombination aus Apfelessig, Wasser, kolloidalem Silber und Olivenöl. Weichen Sie Ihre verpilzten Füße in einer Mischung aus einem Teil Apfelessig und vier Teilen Wasser etwa zwanzig Minuten ein. Trocknen Sie die Füße ab und tragen Sie kolloidales Silber auf den gesamten Fuß auf – vor allem zwischen den Zehen! Am Besten mit einem Zerstäuber. Lassen Sie das kolloidale Silber gut einziehen und an der Luft trocknen. Anschließend massieren Sie Ihre Füsse mit naturbelassenem Olivenöl ein.
Die Kombination aus Essig und kolloidalem Silber bekämpft den Fußpilz, während das Öl die Heilung der Haut unterstützt. Wiederholen Sie die Prozedur zweimal täglich. Der Fußpilz sollte sich daraufhin in wenigen Tagen verabschieden. Streuen Sie zusätzlich Natriumbicarbonat oder Backpulver in Ihre Socken oder Strümpfe.

Wollen Sie den Fußpilz elementar ausrotten, dann lösen sie damit auch viele andere Gesundheitsprobleme. Entziehen Sie dem Pilz seinen Nährboden, stellen Sie auf basische Ernährung um. Entsäuren Sie den Körper. Der beste Weg die Immunabwehr zu verbessern ist es, nüchtern in Flüssigkeit angelöste native, also rohe und fein vermahlene AMINAS-Vitalkost zu verzehren. Das bringt alle benötigten Mikronährstoffe zur Darmflora, die sich davon ernährt. Auch das Hormon D3 schützt gegen Pilzangriffe (UVB-Sonnenstrahlen, Seefisch).

Schimmelpilze, die Zerstörer
Es liegt in der Natur der Schimmelpilze, krankes oder totes organisches Material zu zersetzen; das ist ja grundsätzlich sauer. Ein übersäuerter Körper gilt in der Natur als krank. Aus Sicht der Pilze muss er einen solchen Körper rasch in gute Gartenerde verwandeln. Wenn Sie aber noch keine Lust haben, als Komposti zu enden, ändern Sie Ihr Körpermilieu von sauer in basisch.
Genauer betrachtet, gehört die Gruppe der Schimmelpilze zu den Joch- und Schlauchpilzen. Die Zahl der Pilzinfektionen beim Menschen ist in den vergangenen zwanzig Jahren extrem gestiegen. Grund dafür ist vor allem die Zunahme immungeschwächter Patienten der Krebs- und Transplantationsmedizin.

Durch Zellbestandteile, Stoffwechselprodukte und Sporen können Schimmelpilze dem Menschen schaden. Neben relativ harmloser Geruchsbelästigung und verschiedenen allergischen Reaktionen sind Schimmelpilze durchaus in der Lage, Körpergewebe zu zerstören.

Aspergillus, der Kotzbrocken unter den Schimmelpilzen
Die Pilzgattung Aspergillus befällt sogar innere Organe und führt in manchen Fällen zum Tod. Es kann sich ein „Pilzball“ in einer Körperhöhle ansiedeln – oft ist es die Lunge. Gefahr geht dabei von den Sporen aus, die sich an der Kugeloberfläche bilden.
Das Zuhause des Brotschimmelpilzes Rhizopus stolonifer liegt in Nahrungsmitteln und im Erdboden. Dieser unheimliche Pilz breitet sich über die Blutbahnen aus, schädigt sie, unterbricht so die Versorgung von Geweben und führt in wenigen Tagen zum Tod. Indes droht so eine Pilzvergiftung mit fatalem Verlauf nur bei stark ausgeprägter Immunschwäche.
Als typischer Schimmelpilz bildet Aspergillus fumigatus Sporen, die sich durch die Luft verbreiten. Studien ergaben, dass jeder Mensch täglich mehrere Hundert Sporen inhaliert. Im immunstarken Wirt eliminieren Zellen der angeborenen Immunität diese Pilzsporen. Bei Immunschwäche kann sich ein Pilzgewebe, ein Myzel entwickeln, ins umgebende Gewebe eindringen und sich schließlich systemisch ausbreiten.

Durch sein negatives Image machte Aspergillus flavus als „Fluch der Pharaonen“ von sich Reden. Nachdem Howard Carter 1922 das Grab Tut-ench-Amun entdeckte, verabschiedeten sich an die dreißig Personen mysteriös vom Leben; sie alle waren am Freilegen oder Erforschen des über 3000 Jahre alten Grabes beteiligt. 1973 öffnete man in Krakau die Gräber des Jagiellonen-Königs Kazimierz und seiner Frau. Man wollte wissen, in welchem Zustand die über 500 Jahre alten Mumien waren. Auch hier starben zwölf Personen unter rätselhaften Umständen, die an den Untersuchungen mitgearbeitet hatten. Die Todesursache war, wie im ägyptischen Grab, eine beachtliche Menge Aspergillus flavus. Das gebildete krebsauslösende Pilzgift Aflatoxin griff immer die schwächsten oder für Krankheiten anfälligsten Organe an. Das führte stets zu verschieden Todesursachen, z.B. Nierenbluten, Herzversagen und Krebs. Übrigens finden sich in den feuchtwarmen Tropen vor allem in fettreichen Nahrungsmitteln wie Erdnüsse, Pistazien, Feigen und Mais hohe Aflatoxinwerte.

Aspergillus niger mit seinen dunklen Sporen ist ein weit verbreiteter Lebensmittelverderber und Materialzerstörer. Dieser Schimmelpilz zerstört Papier ebenso wie Leder und Farben, siedelt sogar auf Kunststoffen, optischen Gläser und Kontaktlinsen. Die verursachten Krankheiten umfassen neben allergischen Reaktionen, Infektionen des äusseren Gehörganges, Lungen-Aspergillosen, Bauchfellentzündungen, Entzündungen der Herzinnenhaut, Erkrankungen der Nägel und Infektionen der Haut.

Müsli-Esser, habt Acht aufs Mutterkorn
Die Ursache für das stark giftige, dunkle Mutterkorn auf Roggenähren ist der Schlauchpilz Claviceps purpurea. Der Name deutet auf die Gebärmutter hin, denn der Inhaltsstoff Ergometrin regt die Wehen an. Aber das „Gift-Füllkorn“ enthält noch andere Giftleckereien wie die Amide der Lysergsäure, die Verwandten des Rauschgifts LSD. Einige Gramm frischen Mutterkorns im selbst gemahlenen Getreide oder Müsli, lässt kerngesunde Kost zur Henkersmahlzeit verkommen.

Das weitaus unbekannte riesige Gebiet der Pilze biete der Forschung ein lohnendes Betätigungsfeld, denn Pilze sind nicht nur Zerstörer. Denken Sie nur an die antibiotische Wirkung des Schimmelpilzes Penicillium chrysogenum. Unsere Ozeane beherbergen eine unglaubliche Unterwasserapotheke: Erst in jüngster Zeit entdeckten Wissenschaftler spezielle Wirkstoffe mariner Pilze für die Entwicklung von Krebsmedikamenten. Lernen wir erst einmal die Naturschätze der Meere kennen und zu nutzen, ehe wir frech unsere Fühler ins All fernen Welten entgegen strecken.