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Warum wird Spanien als Nächstes fallen?

von Heiko Schrang E-Mail 08.04.11 15:18:17

Parallel zum Ersuchen Portugals um finanzielle Hilfe aus dem EU-Finanzpaket in Brüssel braut sich im Nachbarland Spanien die nächste Finanzkatastrophe zusammen. Nur diese wird noch folgenreicher sein als die vorherigen.

Nach Griechenland und Irrland ist nun Portugal das nächste Land, das Brüssel um finanzielle Hilfe ersuchen muss. Die Zeit drängt, denn schon bis Ende nächster Woche muss Lissabon für fällige Anleihen und Zinsen rund 5 Milliarden Euro aufbringen – Geld, das die Regierung nicht mehr hat. Am Donnerstag stand in der Onlineausgabe von „Diario Economico“, dass Portugal in Brüssel 90 Milliarden Euro beantragen werde. Dies wäre mehr als 50 Prozent des für 2011 zu erwartenden Bruttoinlandsproduktes. Die ersten Gelder, wahrscheinlich 22 bis 25 Milliarden Euro, dürften aller Voraussicht nach schon Anfang Mai fließen.

Am Mittwoch meinte Ministerpräsident Socrates, dass der Hilfsantrag unvermeidlich gewesen sei. Erstaunlich ist jedoch, dass er sich noch am Montag energisch gegen einen Hilfsantrag ausgesprochen hatte und in diesem Zusammenhang vor schlimmen Folgen für die Portugiesen und Europa warnte: „… Wenn Portugal fällt, dann werde der Euro in Europa geschwächt werden.“

Nun erleben wir binnen der letzten 11 Monate in der Eurozone den dritten, faktischen Staatsbankrott. Es sieht ganz danach aus, dass die Gläubiger einmal mehr verschont werden sollen, denn die Deutsche Bank ist mit ca. 18 Milliarden in Portugal dabei. Die größten Gläubiger jedoch kommen mit ca. 70 Milliarden aus Spanien, wobei wir bei unserem Thema wären: Spanien!

Spanien steht außerdem bei deutschen Banken mit ca. 225 Milliarden Euro in der Kreide. Dies bedeutet, dass Spanien deutschen Banken ca. siebenmal mehr schuldet als das marode Griechenland. Hinzukommen noch ca. 567 Milliarden Schulden bei anderen EU-Gläubigern. Nicht zu vergessen sei, dass Spanien die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone ist. Nur was die Wenigsten wissen, Spanien ist in einem viel schlechteren Zustand als Griechenland und Portugal. Im vergangenen Monat März ist die Arbeitslosigkeit auf ein neues Rekordniveau angewachsen. Die Zahl der Erwerbslosen stieg nunmehr den achten Monat in Folge auf sage und schreibe 4,3 Millionen Menschen an. Die Arbeitslosenquote stieg auf dramatisch hohe 21,3 Prozent. Das ist der höchste Wert aller EU-Staaten. Besorgniserregend ist die hohe Jungendarbeitslosigkeitsquote, denn diese nähert sich langsam der 50-Prozent-Marke. Es bleibt abzuwarten, ob das vierte PIGS-Land Spanien ebenfalls an den EU-Rettungstropf muss, was katastrophale Folgen für den Euro und für die EU hätte.

Doch ganz so schlimm scheint es wohl nicht zu sein, denn laut Aussage der Wirtschaftsministerin Elena Salgado wird Spanien seine Europartner nicht um Hilfskredite bitten müssen, denn die spanische Volkswirtschaft sei wettbewerbsfähiger als die Portugals. Laut ihrer Aussage sei ein Überspringen der Krise absolut ausgeschlossen.

Was von Politikeraussagen zu halten ist, sehen wir an den Ereignissen der Russlandkrise aus dem Jahre 1998. Am 10.08.1998 sagte der ehemalige russische Präsident Jelzin: „Auf keinen Fall wird der Rubel abgewertet.“ Eine Woche später waren lange schlangen vor den Geldautomaten zu sehen, da der Rubel doch abgewertet und sogar Dollar-Konten in Rubel umgestellt wurden.

Aber wir wissen ja, dass Politiker gern nach dem Prinzip: „Nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht“ leben.

Beste Grüße

Heiko Schrang

Über den Autor:
Heiko Schrang ist Autor des Newsletters. Regelmäßig beleuchtet der Autor die Themen Inflation und Staatsbankrott und berichtet über Sachwertanlagen wie 1A-Immobilien als Kapitalanlagen. Außerdem ist er Redakteur bei dem renommierten Börsen-Onlinedienst Wallstreet-Online. Seit 2005 hält Heiko Schrang zudem Vorträge zu den Themen Inflation, Gold und Finanzkrisen. Weitere Informationen finden Sie unter: www.macht-steuert-wissen.de</em>

13 Kommentare

Kommentar from: Achim [Besucher]
Wie kann eine Deutsche Regierung sich auch noch
darüber freuen wenn Portugal und andere unsere
Gelder nehmen und wir die Suppe auslöffeln müssen.Diese Länder haben über Ihre Verhältnisse
gelebt und sollen gefälligst zusehen wie Sie
aus der Sch.. wieder rauskommen.
Achim
08.04.11 @ 15:59
Kommentar from: Kai [Besucher]
Insgesamt muss man sich wirklich wundern, wie scheinbar gleichglütig in der medialen Öffentlichkeit als auch beim Bürger die auf uns zu rollende finanzielle Katastrophe (noch) aufgenommen wird .

Wenn das so weitergeht (und es wird so weiter gehen) haben wir in spätestens zwei oder drei Jahren das "Endspiel" vor uns.

Und das wird wirklich sehr, sehr ungemütlich, zumindest für jene, die sich nicht entsprechend mit ihrem Vermögen positioniert haben !!
08.04.11 @ 16:53
Kommentar from: Bert [Besucher]
*****
Dabei wäre alles so einfach. DE, A oder NL beantragen einfach auch Finanzhilfe, sagen wir mal, so etwa 267 Milliarden Teuros. Und dann trinken wir einen Tee und harren mal der Dinge die da kommen... :-)))
08.04.11 @ 18:35
Kommentar from: Claudius v.d.Bach-Zelewski [Besucher]
Das Politbüro der EUdSSR02 weiß aber schon "marktwirtschaftliche" Abhilfe: Eine massive Erhöhung der Dieselsteuer (im EU-Neusprech "Angleichung") - und damit natürlich auch der Mehrwertsteuer, weil alle Waren mehr oder weniger durch die Transportwege mit Diesel in Zusammenhang stehen - soll es richten.

Jedenfalls bis zur (buchtechnischen) Insolvenz Spaniens - oder Italiens ? Oder Frankreichs ? Oder Belgiens ?

Und es gibt ja dank 60 Jahren "Demokratie" noch viele andere Steuern und Abgaben, bei denen man - u.a. pro "Deutsche Bank" und Ackermann - an der Schraube drehen kann.

Aber jeder Krug geht eben nur so lange zum Brunnen, bis er bricht.

Das wird im EU-zonalen Sowjetirrenhaus nicht anders sein.
08.04.11 @ 20:15
Kommentar from: Würde der Euro fallen? [Besucher]
Der Euro verliert nicht dadurch an Wert, dass ein Euro-Land pleite geht. Vielmehr wird er dadurch entwertet, dass immer mehr neue Euros gezeugt werden, um sie eigentlich bereits pleite gegangenen Ländern zuzuwerfen.

In Wirklichkeit werden hier Banken geschützt und nicht unser Geld - das geht dabei kaputt.
08.04.11 @ 21:38
Kommentar from: Nieder_mit_der_EU [Besucher]
Der deutsche Michl wird erst aufwachen, wenn ALLES Geld nur noch den Wert "Null" hat !!!
Dann wird der Michl zwar ziemlich blöde aus der Wäsche schauen, aber er wollte es ja nicht anders/wahrnehmen ! Schließlich gibt es ja so Verblödungssendungen wie "DSDS" oder "Das Supertalent" !

Macht nur weiter so, ihr deutschen Michls...ihr seid so strohblöd, dass es schon schmerzt !!!
08.04.11 @ 22:42
Kommentar from: pour le merite [Besucher]
*****
Mit der Einführung des Euro wollten die Freimaurer und sonstige Falotten niemals den Europäischen Völkern etwas Gutes zu tun,
sondern diese Währung wurde uns Deutschen einzig und allein deshalb aufgezwungen, um unsere wirtschaftliche Kraft zu beschneiden und uns zum Zahlmeister Europas zu degradieren.

Das haben sie geschafft.

Dank auch unsere Politik, die als Erfüllungsgehilfe dieser Kaste dient.

Nur eines haben dabei nicht bedacht.
Daß dabei ganz Europa bankrott geht.

Kollateralschaden eben.

09.04.11 @ 01:50
Kommentar from: aslaner [Besucher]
*****
alsso über die komentare bin ich doch etwas enttäuscht!
die ganzen rettungsaktionen zielen nur darauf ab user geld (als kredit oder sicherung an die PIIG´S) an die Banken - allen voran unsere deutsche bank zu verschieben.
denn ein hauptgläubiger der schulden von Portugal ist die deutsche bank. und erst nach zig jahren bemerkt man das uns das geld für die rettung legal aus unserer tasche gezogen wurde!
deshalb geld nur noch in werterhaltende dinge stecken und nicht der bank zur verfügung stellen!!
10.04.11 @ 01:58
Kommentar from: Helmut Josef Weber [Besucher]
Nun kommt wieder 4-5 Monate die Märchenstunde, in der uns versichert wird, dass Spanien vollkommen solide finanziert ist und den Rettungsschirm nicht benötige.
Dann werden alle Spekulationen als absurd hingestellt, danach Hilfe durch den Rettungsschirm ausgeschlossen, dann erwogen und dann angenommen.
Was halten die Politiker eigentlich von der Intelligenz der EU-Bürger, denen sie diese Märchen Stück für Stück nun zum 4 x auftischen?
Wenn bis 2014 (EU-weit) die fälligen 3 Billionen refinanziert sind und hunderte von Milliarden neue Schulden entstanden sind, dann sehen wir weiter.
Ich denke, dass die 168 Milliarden Aufstockung für den Rettungschirm schneller verbraucht sein werden, als die Bareinlage von 22 Milliarden eingezahlt werden kann/wird.
Sein wir ehrlich: Jeder weiß, dass es in einem Desaster enden wird.


Viele Grüße
H. J. Weber
10.04.11 @ 08:33
Kommentar from: Johannes [Besucher]
Habe gelesen, das die spanischen Banken enorme Wertberichtigungen infolger fauler Immobilienkredite vornehmen müssen. Das sie diese aber auch bis zu 5 jahre in ihren Büchern liegen lassen können (nach spanischem Recht). Dies würde bedeuten, dass wir - im extremsten Fall- heute in 2011, die Abschreibungen aus 2006 zu sehen bekommen. Und die Jahre 2007 - 2010 stehen noch aus...

Lesenswert sind folgende Artikel:

http://www.wirtschaftsfacts.de/?p=2360

und

http://www.wirtschaftsfacts.de/?p=4561

Es wird schlimm werden!

10.04.11 @ 17:22
Kommentar from: Enkidu [Besucher]
Ich lach mich kaputt. Wir als Exportweltmeister(oder an zweiter Stelle) geben den EU-Staaten unser Geld, um damit unsere Rechnungen bezahlen zu können. Warum verschenken wir nicht gleich unsere Exporte ????
Der Irrsinn ist wirklich nicht mehr zu fassen.
12.04.11 @ 15:26
Kommentar from: Gerd Vogelsang [Besucher]
*****
...danke für den Politikerschnack im letzten Absatz.
Knapper und präziser Artikel...........
13.04.11 @ 09:13
Kommentar from: warapur [Besucher]
Ich habe 15 Jahre auf Ibiza gelebt und in dieser Zeit beobachtet, wie die Insel mit Immobilien regelrecht zugepflastert wurde. Abel Matutes hatte damals das gesamte Bankengeschäft der Insel in seiner Hand. Auf sein Drängen hin wurde das Naturschutzgebiet "Playa den Bossa" mit Hotelketten verschandelt. Derselbe Abel Matutes wurde dann später als Vertreter Spaniens zum Umwelt-Kongress nach Brasilien geschickt. Mit EU Geldern wurde dann der gesamte Hafenbereich großzügig gepflastert und die meisten Straßen Ibiza´s breiter und tiefer gemacht, so wie die Autobahn zum Flughafen. Es kostete Milliarden für ein paar Urlauberautos. Als ich mein Haus 2006 verkaufte, waren für 50.000 Menschen neue Wohnungen entstanden, die zumeist an Spanier auf dem Festland als "Renditeobjekte" verkauft wurden, obwohl die Insel schon vor 15 Jahren zu wenig Wasser hatte und es außer in den Sommermonaten keine Arbeitsmöglichkeiten gab. Deutschland hat diesen Wahnsinn damals durch Beschlüsse in Brüssel unterstützt, denn ohne deutsche Zustimmung wären bestimmt keine Gelder geflossen. Dann soll Deutschland die Suppe eben heute auch auslöffeln. Ich behaupte mal: Blöder geht´s nimmer, aber die Leiter der Blödheit ist eben nach oben offen, ähnlich der Richterskala bei Erdbeben.

In diesem Sinne: Hoch lebe die spanische Intelligenz!!
13.04.11 @ 12:07

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