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Was bedeutet eigentlich “Kaufkraftschutz”?

von kaufkraftschutz.de E-Mail 07.02.13 11:11:37

Wer nicht gerade aus der Finanzbranche kommt oder Wirtschaft und Börse zu seinen Hobbies zählt, wird womöglich nur eine diffuse Vorstellung davon haben, was Kaufkraftschutz oder der mehr oder weniger synonym verwendete Begriff Inflationsschutz bedeutet. Wollen wir also für etwas mehr Klarheit sorgen:

Geld ist ein Austauschmedium. Es macht den Handel leichter, denn stellen Sie sich vor, Sie müssten jedes Mal für einen Auto-Kauf einige Tonnen Weizen oder etwas anderes beischaffen. Im Falle des Weizens käme noch dazu, dass es eine verderbliche Sache ist. Insofern ist Geld ein Tauschmittel, das dem Tauschpartner seinerseits den Tausch gegen andere Güter oder Dienstleistungen ermöglicht. Nun müssen Sie jedoch den folgenden Satz Voltaires bedenken:

„Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – Null.“

Tatsächlich hat Bargeld keinen eigenen inneren Wert, wenn man mal vom Nutzwert des Papiers absieht. Dies gilt noch mehr für Buchgeld, also immaterielles Geld. Dieses ist nicht mal greifbar, es ist mehr oder weniger eine Idee bzw. ein Versprechen.

Nun definiert ein Meter eine bestimmte unmissverständliche und unveränderliche Länge. Doch was definiert ein Euro?

Genau da nähern wir uns dem an, was man als Kaufkraft bezeichnet. Die Kaufkraft ist der Maßstab für den Wert des Geldes. Sie gibt an, welche Güter- oder Dienstleistungsmenge mit einem bestimmten Geldbetrag gekauft werden kann. Schauen Sie sich zum Beispiel die Preisentwicklung von Brot an. Sie erkennen sofort, dass der Preis in DM und später in Euro tendenziell immer nur gestiegen ist. Mit anderen Worten: für den einen Euro konnten Sie in den zurückliegenden Jahren immer weniger Brot bekommen. Die Kaufkraft des Euro gegen Brot ist gesunken.

Die letztere Formulierung mag Sie etwas irritieren, doch es ist wichtig, das so auszudrücken. Zum Einen könnte Brot einfach teurer geworden sein, weil es mehr Nachfrage und/oder weniger Angebot gibt. In dem Fall käme der Kaufkraftverlust durch ein verändertes “Marktgleichgewicht” zustande. Brot hat demnach dann einen höheren Wert relativ zu anderen Gütern und Dienstleistungen gewonnen.

Der Preisanstieg könnte aber auch mit der Währung selbst zusammenhängen. Das, was viele mit Inflation verbinden, ist “Gelddrucken”. Historisch haben sich Staaten so oft ihrer Schulden entledigt. Sie haben einfach die Geldmenge wesentlich stärker erhöht, als sich zur gleichen Zeit das Angebot an Gütern und Dienstleistungen erhöht hat. Konkret bedeutete das, dass der Edelmetallanteil in Münzen reduziert und die Münzmenge erhöht wurde. Oder eben hinsichtlich Papiergeld, dass mehr davon gedruckt und in Umlauf gebracht wurde.

Recht schnell klar wird Ihnen der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisen beim Spiel “Monopoly”. Ohne das “Los-Feld” würde die Geldmenge nicht steigen. Dann könnten aber auch die Preise der Straßen nicht wesentlich steigen. Das Spiel wäre recht schnell aus und in gewisser Hinsicht langweilig. Ironischer Weise zeigt dieses Spiel, das ein gewisses Maß an Geldmengenausweitung bzw. Inflation nötig ist, insbesondere, da in der realen Welt die “Straßen”, also Güter und Dienstleistungen zunehmen. Also sollen Staaten immer mehr Geld drucken?

Nun, das Spiel diente der Veranschaulichung, unsere Welt ist jedoch extrem viel komplexer. Wenn Sie heute etwas von “Gelddrucken” lesen, so ist dies in der Regel nur ein Vergleich, inhaltlich jedoch meist falsch. In einem Kreditgeldsystem brauchen wir kein Papier zu drucken, es reichen simple Buchungsvorgänge. Der Wert einer Währung bzw. die Kaufkraft hängt maßgeblich vom Vertrauen seiner Nutzer ab. Es ist nicht so ohne weiteres möglich zu bestimmen, welche Geld- bzw. Kreditmenge “richtig” ist. Daher sind auch all jene, die schon seit Jahren eine massive Inflation herbeirufen, Lügen gestraft worden. Es ist eben nicht so, dass zum Beispiel die Ausweitung einer Zentralbankbilanz unmittelbar zu steigenden Preisen führt. Das Geld “liegt ja nur auf Konten”.

Und es ist auch nicht einfach damit getan, die Verschuldung von Staaten relativ zur Wirtschaftsleistung zu betrachten. Dies ist zwar per se ein guter Indikator, aber er muss doch ebenfalls wiederum relativ zum jeweils betrachteten Staat gesehen werden. Einem Land wie Simbabwe traut man eben weniger zu, Schulden wieder zurückzuzahlen, als dem absolut gesehen weitaus stärker verschuldeten Japan. Denn letztlich zahlt der Staat gar nichts. Es sind seine Bürger, sodass deren Leistungsfähigkeit eine zentrale Rolle spielt. Dies betrifft sowohl die “Bürgermenge” bzw. Anzahl der erwerbsmäßig arbeitenden Menschen, als auch deren Alters-Zusammensetzung – also die Demografie. Zudem – und spätestens da wird es sehr schwierig – muss man schauen, wie innovativ und produktiv die Bürger sind. Bringt ein Land ständig neue nützliche Produkte und Dienstleistungen hervor, die im In- sowie Ausland nachgefragt werden, wird selbst bei ungünstiger Demografie nicht unmittelbar eine Schulden- oder Währungskrise entstehen.

Sie sehen, das Thema ist letztlich wesentlich vielschichtiger, als es zunächst aussieht.

Um die Eingangsfrage zu beantworten: Kaufkraftschutz bzw. Inflationsschutz bedeutet, dass ihre in Geld- bzw. Buchwerten geparkte “Tauschkraft” erhalten bleibt. Steigen die Preise allgemein (“Warenkorb”), sollte ihr Vermögen prozentual mindestens genau so stark steigen.

Doch grundsätzlich fängt Kaufkraftschutz schon eine Ebene vorher an: beim Kapitalerhalt und -zugang. Es nützt Ihnen nämlich nichts, wenn Sie neun Jahre lang gute Erträge erreicht haben, im zehnten jedoch ihr Vermögen zu einem großen Teil ausgelöscht wird oder Sie beim Eintritt in eine Krise keinen Zugang dazu haben. Wenn ständig kritisiert wird, dass die Deutschen ihr Geld unklug anlegen, so wird hierbei doch übersehen, dass es in gewisser Hinsicht rational ist. Wer sein Geld unter das Kopfkissen legt hat zwar keinen Ertrag, aber eben – wenn man mal vom Diebstahl absieht – auch kein Liquiditäts- und Anlagerisiko und keinen Aufwand mit Informationsbeschaffung oder sonstige Kosten. Natürlich wird Ihnen das so kein Finanzberater sagen, denn damit verdient er kein Geld. Ich möchte auch keineswegs ein solches Verhalten als “klug” oder “richtig” bezeichnen, doch ein gewisser Anteil an Cash bzw. kurzfristig verfügbare Mittel sind in jedem Fall empfehlenswert.

Und wer hier argumentiert, das sei ja auch über Gold- und Silbermünzen möglich, dem möchte ich anraten, einfach mal etwas mit Gold oder Silber bezahlen zu wollen. Selbst im extremen Krisenfall glaube ich nicht, dass Gold- und Silbermünzen so sinnvoll sind: zu groß dürften Vorbehalte über die Echtheit sein – und wie soll eigentlich beim Brot-Kauf wieder was “raus gegeben” werden? Hat Ihr Bäcker ausreichend kleine Mengen an Silber da? Persönlich denke ich, dass Edelmetalle ein legitimes Mittel zum Kaufkrafterhalt sind, jedoch mitnichten DIE Lösung für alle Szenarien darstellen. Nicht ohne Grund hatten sich Zigaretten- und eben nicht Gold oder Silber – nach dem Zweiten Weltkrieg als ein wesentliches Tauschmedium herausgestellt. Vielleicht sind es bei der nächsten Krise Batterien oder Schokoriegel. Klar hingegen ist, dass Edelmetalle Krisen überdauern und Wert erhalten.

Kaufkraftschutz ist nach meinem Verständnis indes eine umfassendere Strategie. Es geht nicht nur um Vermögenserhalt durch sinnvolle breit gestreute Investments, sondern zum Beispiel auch um den Erhalt Ihrer Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Dazu gehört zum Beispiel ein vernünftiges Maß an Vorratshaltung, dazu gehört, dass Sie ein soziales Netzwerk pflegen, dazu gehört, dass Sie Ihre Gesundheit erhalten, dazu gehört, dass Sie sich regelmäßig fortbilden.

Im weitesten Sinne ist Kaufkraftschutz demnach nichts, was nur Menschen mit Geld- bzw. Buchvermögen betrifft. Es ist eine Denkhaltung, aus der ein bestimmtes Handeln entspringt. Nämlich die, dass es keine Garantien gibt, dass nicht der Staat sich kümmern muss, sondern man selbst. Dass man Verantwortung für sich übernimmt, Szenarien durchspielt und Gewohnheiten annimmt, die einen unabhängiger werden lassen von Einkommen, Geldwert und unserem heutigem Wirtschaftssystem generell.

Wer dies nicht tut, wird mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit “Opfer der Umstände” werden.

6 Kommentare

Kommentar from: der wiener [Besucher]
Warum sollte man nicht mit Silber oder Gold bezahlen können?
In der überwiegenden Zeit auf die die Menschheit
geschichtlich zurückblicken kann war das wahre
Geld Gold und Silber.
Selbst in der jüngeren Vergangenheit konnten die
Menschen -ohne Extremfall- mit Silber DM-Fünfer
zahlen. Wo ist das Problem? Habe ich etwas verpasst oder ist heute tatsächlich Wahrheit-Lüge und rechts ist links und links ist
rechts...usw...??
07.02.13 @ 20:29
Kommentar from: Kommentator [Besucher]
Seit wann gibt es denn im "extremen Krisenfall" Brot beim Bäcker? Mit Rückgeld? Im "extremen Krisenfall" gibt es bestensfalls Bezugsscheine für Bäckereien mit leeren Regalen. Das Brot bekommt man dann, nur gegen Hartwährung, unter der Theke durchgereicht. Und wer hindert mich daran, für 1 oz. Zigaretten, Schokolade, Batterien o.ä zu kaufen und damit immer das passende Kleingeld zu haben?
07.02.13 @ 20:34
Kommentar from: rakang siang [Besucher]
Der Österreicher Carl Mengers verwies bereits vor gut über 100 Jahren auf den subjektiven Wert von Gütern: „Value does not exist outside the consciousness of men“.

07.02.13 @ 23:53
Kommentar from: kaufkraftschutz.de [Mitglied] E-Mail
@wiener
Ja, das stimmt. Mit den 5 DM-Silbermünzen kann man zahlen. WENN Silber oder Gold als "Krisengeld", dann Vreneli, Dukaten oder eben die kleinen DM-Sammlermünzen. Dennoch nehme ich an, dass man in vielen Läden damit "Stirnrunzeln" ernten wird und dass es in turbulenten Zeiten, wo es ohnehin an Vertrauen mangeln könnte, schwierig werden wird damit zu bezahlen.

@Kommentator
Berechtiger Einwand, wobei es eben auf die Art der Krise ankommt. Schau dir mal diesen Beitrag an. Da herrscht Hyperinflation und dennoch sind die Regale voll:
http://www.kaufkraftschutz.de/hyperinflation-humor-wenn-man-trotzdem-lacht/479
Eine Krise nach deiner Beschreibung entspricht eher dem Kriegsfall. Dann sind wir mit unseren "Bäckern" womöglich ohnehin "aufgeschmissen", da die Mehrheit davon ja nur noch aufbäckt, aber gar nicht mehr "richtig" selbst backen kann. Wie dem auch sei: in einer solchen Phase erscheint mit Gold kein ideales Medium zu sein. Mehr wollte ich gar nicht zum Ausdruck bringen.

@rakang siang
Danke für das Zitat! Sehr treffend!
08.02.13 @ 09:04
Kommentar from: Ano Nym [Besucher]
Der Zusammenbruch des fiat-Systems braucht sicher keinen Krieg. Aber die Zustände werden dann - bis auf fehlende Zerstörungen - wohl so sein, wie nach einem Krieg.
Für die Zeit des Zusammenbruches braucht man eigene Vorräte, Tauschmittel, Silbergeld und die erwähnte Gesundheit.
Gold ist für die Zeit danach.
Übrigens sinkt die Titanic erstaunlich langsam.
08.02.13 @ 11:51
Kommentar from: Silverager [Besucher]
Allerdings hat meine Mutter sich und uns zwei Kinder relativ gut durch die Nachkriegszeit gebracht, indem sie ihren Goldschmuck und unser Massiv-Silberbesteck bei den Bauern gegen Lebensmittel eintauschte.
Natürlich haben die Bauern Gold und Silber genommen statt der wertlosen Reichsmark.
13.02.13 @ 21:32

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