GoldSeiten Blogs
« Der ganz "normale" WahnsinnIWF stellt Papier des Grauens vor »

Sind "Spekulanten" für steigende Lebensmittelpreise verantwortlich?

von Marco Freundl E-Mail 14.01.14 19:39:20

Vor kurzem diskutierte ich mit jemand über die "Natur der Spekulanten". Die Argumente waren wie immer und beschränkten sich auf den üblichen TV-Populismus. Laut TV-Populismus sind Spekulanten die Ursache für steigende Lebensmittelpreise (aus Profitgier) und deshalb verantwortlich für den Tod durch Unterernährung in der "Dritten Welt". Der TV/Politik-Populismus will uns einreden, dass sich dort lebende Menschen, wegen der durch Spekulation getriebenen Preise, keine Lebensmittel mehr leisten können.

Doch stimmen diese Argumente wirklich? Sind Spekulanten wirklich für die Preissteigerungen verantwortlich und sterben deshalb Menschen?

Gleich vorweg, es mag stimmen, dass Menschen in der "Dritten Welt" an Unterernährung, aufgrund der gestiegenen Lebensmittelpreise, sterben, aber Spekulanten sind hierfür nicht verantwortlich, zumindest nicht hauptsächlich! Ich möchte die wahren Verursacher der Preissteigerungen nennen und auf ein grundlegendes Problem zu sprechen kommen.

Zunächst versuche ich aber zu erklären warum Spekulanten nicht für die Preissteigerungen der letzten Jahre verantwortlich sind. Es ist wichtig dies verstanden zu haben um nicht den Populismusparolen aufzusitzen. Ich werde die Zusammenhänge anhand von Weizen für jeden leichtverständlich erklären.

Laut TV und Politik steigen die Weizenpreise durch Spekulanten. Denken wir uns daher einmal durch was an den Börsen wirklich passiert und ob dies stimmen kann. Bis zu einem gewissen Punkt ist dieses Argument nämlich richtig. Börsen bewegen sich in Trends und steigt eine Aktie, Rohstoff oder anderes Investitionsgut, so zieht dies weitere Investoren an, welche ebenfalls auf diesen Wert setzen. Hierdurch steigt der Preis weiter. Die Hausse nährt die Hausse, wie es oft so schön heißt. Aber was in die eine Richtung funktioniert, funktioniert auch in die andere, denn Börse bedeutet Hausse und Baisse. D.h. alles was steigt, fällt am Ende wieder und die Preise bewegen sich genau so schnell wie sie gestiegen sind wieder in den Keller. Um dies zu verstehen muss man sich mit Zyklen und Massenphänomenen beschäftigen. Für unser Beispiel ist dies aber nicht nötig, da ich lediglich mit dem Verständnis argumentieren möchte.
Gehen wir nochmals davon aus, dass Preise wirklich durch Spekulanten steigen. Was hätte dies zur Folge? Durch die höheren Preise würden andere Agrarproduzenten aufmerksam, da sich diese hohe Gewinne durch die hohen Preise versprechen. Somit würden mehr Landwirte Weizen anbauen und dafür vielleicht lieber ein anderes Produkt nicht mehr produzieren. Das Angebot an Weizen würde steigen und somit würden die Preise wieder sinken. Langfristig können also gar keine höheren Preise durchgesetzt werden (die Betonung liegt auf langfristig, da der Weizenanbau nicht von heute auf morgen funktioniert, sondern zumindest ein Jahr bis zur Ernte benötigt). Wird der Markt nämlich mit einem Gut in Unmengen überschwemmt und findet es keinen Absatz, dann fällt der Preis ins bodenlose. Und ich bin mir sicher, dass es zu einer Weizenschwemme kommen würde, bliebe der Preis dauerhaft hoch. Schönstes Beispiel sind die Milchseen und Butterberge der EU, welche vor gut 20 Jahren erzeugt wurden. Hier wurde Essen (Milch, Joghurt und Butter) weggeworfen, nur um die Preise nicht ins bodenlose fallen zu lassen. Verantwortlich für diese damalige Schwemme war die EU-Politik mit ihren Subventionen. Bleiben Preise also lange hoch, zieht dies Investoren an, was langfristig den Preis wieder fallen lässt.
Doch es gibt sogar gute Gründe warum wir froh über "Spekulanten" (wer das auch immer genau ist) auf den Agrarmärkten sein sollten. Vielen Bürgern ist bekannt, dass der Beruf Landwirt immer unbeliebter wird (mal abgesehen von der Heilen-Welt-Serie "Bauer sucht Frau") und keine Nachfolger zu finden sind. Niemand will sich mehr schmutzig machen. Der Verdienst als solches ist ebenfalls nicht sooo berauschend, erst durch deftige Zulagen des Staates wird das Bauersein richtig lukrativ und so mancher Bürger sollte sich überlegen ob er nicht den falschen Job gewählt hat, bei solch stolzen Einkommen. Doch nehmen wir einmal an, dass es die Zuschüsse bei uns nicht geben würde. Was wäre wohl die Folge? Die Bauern könnten sich nicht durch die regulären Preise finanzieren und dies trotz der Preissteigerungen durch die Spekulanten. Das Resultat wäre, dass noch mehr Landwirte ihren Job aufgeben und somit das Angebot an Weizen weiter sinkt, was den Weizenpreis weiter steigen lässt und dies ganz ohne Spekulanten, einfach deshalb da das sinkende Angebot an Weizen auf eine gleichbleibende Nachfrage trifft.

Sie sehen schon allein an diesen beiden Beispielen, dass Spekulanten nicht für hohe Weizenpreise verantwortlichen sind, ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, sie sind im Gegenteil, dafür verantwortlich, dass wir so "niedrige" Weizenpreise an den Weltmärkten vorfinden. Sie gleichen nämlich lediglich die Schwankungen bei Angebot und Nachfrage aus und halten die Preise stabil, so dass Landwirte überleben können und schaffen es durch höhere Preise weitere Landwirte anzuziehen, so dass langfristig das Angebot sogar steigt und somit die Preise wieder sinken!

Wer ist also jetzt der "böse" Spekulant? Der der an der Börse auf Kurse wettet oder der Politiker der auf höhere Wahlergebnisse durch seine Aussagen wettet? Hat man einmal den Zusammenhang der Märkte verstanden sind die Lügen oder das Unwissen (beides ist nicht sehr schmeichelhaft) der Politiker sehr schnell aufgedeckt.

Zwei Begebenheiten möchte ich aber nicht verschweigen. Wir haben nämlich weitere Faktoren die auf den Weizenmarkt einwirken. Zum einen der technische Fortschritt, welcher heute weit höhere Ernten als noch vor 20 Jahren ermöglicht und zum anderen die Weltbevölkerung, welche weiter wächst und somit die Nachfrage hoch hält, bzw. sogar weiter steigen lässt. Ich denke beide Effekte dürften sich aktuell aber in etwa ausgleichen, so dass diese keinen Einfluss auf den Preis haben. Die damalige technische Revolution hatte aber einen deutlichen "Übereffekt", welcher heute noch nachwirkt.

Doch wer ist nun wirklich verantwortlich für höhere Preise und gibt es überhaupt höhere Preise? Hierzu möchte ich einige Grafiken verwenden um diese Frage zu beantworten.

Weizen

Betrachten wir zunächst einen langfristigen Weizenchart um vielleicht Anhaltspunkte zu finden. Wie man gut erkennen kann pendelte der Weizenpreis von 1841 bis ca. 1914 in einer Preisspanne von ca. 50 bis 150 Dollar. Während dieser Zeit gab es den Goldstandard (d.h. die Geldmenge hatte lediglich einen geringen Zuwachs) und der Weizenpreis war vor allem durch Angebot und Nachfrage geprägt, welcher durch die Weltbevölkerung und den technischen Fortschritt beeinflusst wurden. Erst seit ca. 1914 kommt es zu immer wiederkehrenden größeren Preissprüngen. Doch warum gerade ab diesem Zeitpunkt? Ganz einfach, 1913 wurde die Fed gegründet, also die US-Zentralbank und seit diesem Zeitpunkt gibt es das ungehemmte "Gelddrucken". Könnte es daher nicht sein, dass die aktuell höheren Preise nicht durch Spekulanten, Angebot und Nachfrage entstanden, sondern schlicht durch das Mehr an Geld? Ich habe ein schönes Beispiel für Sie. Nehmen wir an, wir verdoppeln das Geld über Nacht auf der Welt, das Weizenangebot bleibt jedoch gleich, was dürfte mit dem Weizenpreis also passieren? Er wird auf jeden Fall steigen, ob er sich verdoppelt kann man nicht sagen, aber er wird auf jeden Fall steigen, da sich die Geldmenge so stark erhöht hat. Genau dieser Umstand beeinflusst den aktuellen Weizenpreis. Doch betrachtet man den Anstieg der Geldmenge, so kann man feststellen, dass der Weizenpreis real sogar gesunken ist, d.h. Weizen kostet heute real weit weniger als noch vor 70 Jahren (nominaler Weizenpreis Minus Inflation, bzw. abzüglich der "gedruckten" Geldmenge). Hierzu möchte ich einige interessante Grafiken verlinken. Zunächst die Geldmengengenentwicklung der Fed, welche die MZM seit den Sechzigern ca. vereinhundertzehnfacht hat (LINK)! Als nächstes werfen wir einen Blick auf den realen Weizenpreis, hierzu habe ich mehrere Grafiken gefunden, einige mit längerer und einige mit kürzerer Zeitachse (LINK1, LINK2, LINK3). Die Aussage bleibt aber stets die selbe, nämlich dass Weizen dank technischem Fortschritt heute so "billig" ist wie noch nie in der Geschichte. Selbst die aberwitzige Geldschwemme der Zentralbanken konnte daran nichts ändern. Die Frage ist also, ist das Geld heute nur nichts mehr wert, da wir es so hemmungslos durch die Zentralbanken drucken oder sind die Spekulanten für die aktuellen Preissteigerungen verantwortlich? Die Frage kann sich nun jeder selbst beantworten.

Abschließend möchte ich ohnehin eine viel wichtiger Frage stellen: Wie kann es in unserer ach so zivilisierten Welt überhaupt möglich sein, dass Menschen verhungern? Wir halten uns alle für so zivilisiert, achten aber zu allererst meist auf uns selber und dann erst auf die anderen. Heute müsste niemand mehr verhungern, Lebensmittel sind in Hülle und Fülle vorhanden. Es ist abartig wie viele Lebensmittel wir in unserer zivilisierten Welt wegwerfen, nur da diese nicht mehr den frischesten Eindruck erwecken oder seit einem Tag abgelaufen sind oder aber wie bei machen Fastfoodketten üblich, 1 Minute zu lange im Regalfach lagen.

Ändern wir etwas an dieser Einstellung und dann stellt sich ohnehin nicht mehr die Frage ob der Weizenpreis zu hoch ist. Schaffen wir vor allem die Zentralbanken ab, welche das Leben so sehr verteuert haben und uns heimlich bestehlen. Und hoffen wir darauf, das es weiterhin Spekulanten gibt, welche die Schwankungen des Weizenpreises ausgleichen und so für Stabilität sorgen, damit wir auch morgen noch genügend Weizen haben und Landwirte Interesse am Anbau finden.

Marco Freundl

www.bayerngold-club.de
www.bayerngold.com
www.bayerngold.blogspot.de

Disclaimer: Beim oben eingestellten Artikel handelt es sich um einen Beitrag der BayernGold UG. Die Analyse ist ausschließlich als Information zu betrachten und stellt keine Aufforderung zum Kauf- oder Verkauf dar. Die Informationen beruhen dabei auf sorgfältiger Recherche, was aber keine Garantie für Fehlerfreiheit und Vollständigkeit gibt. Die gezogenen Schlussfolgerungen des Autors sind dessen private Meinung zum Veröffentlichungszeitpunkt und stellen in keinster Weise eine Aufforderung zur persönlichen oder allgemeinen Nachbildung dar, dies gilt auch für die stillschweigende Handlung. Börsengeschäfte sind stets mit Risiken verbunden. Jeder Leser handelt auf eigenes Risiko, sollte sich jemand durch oben veröffentlichten Artikel, obwohl dieser zur reinen Information dient, zur Handlung aufgefordert fühlen, so wird eine Haftung für Vermögensschäden ausgeschlossen.

Bei Zitaten wird in der Regel in angemessener Weise auf eine Quelle verwiesen.

Sollten im Text Hyperlinks Verwendung finden, so ist der dort abgebildete, oder von dort aus erreichbare, Inhalt weder eine Billigung, Zustimmung oder Empfehlung des Autors, noch der Autor für Folgen aus dessen Verwendung.

Der Autor kann derzeit in den besprochenen Investments investiert sein.