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China: Kräftiges Wachstum sorgt für anhaltenden Rohstoffhunger

von Andreas Speer E-Mail 11.03.10 17:20:30

Nach dem Neujahrsfest, das dieses Jahr im Februar (2009 im Januar) stattfand und damit den Vorjahrsvergleich erschwert, veröffentlichte China nach einer Pause von einem Monat gestern und heute zahlreiche Wirtschaftsdaten für Februar, die den anhaltenden Aufschwung untermauerten. So stieg die Industrieproduktion mit +12,8% gegenüber dem Vorjahr zwar nicht so stark wie erwartet. Dafür übertrafen aber der nominale Einzelhandelsumsatz (+22,1%), die Warenexporte (+45,7%) sowie die Sachanlageinvestitionen (+26,6%) die Schätzungen der Analysten deutlich. Diese sehr hohe konjunkturelle Dynamik sorgte aber auch dafür, dass trotz der wegen des Neujahrfestes überwiegend ruhenden Wirtschaftsaktivität der Rohstoffhunger - sprich die Rohstoffeinfuhr - besonders ausgeprägt war. Das galt sowohl für Rohöl als auch für Kupfer und Eisenerz. Auch die Teuerung (Erzeugerpreise: +5,4%; Verbraucherpreise: +2,7%) sowie das Geldmengenaggregat M2 (+25,5%) legten kräftiger zu als erwartet.

Einschätzung: Die robusten Wirtschaftsdaten aus dem Reich der Mitte bekräftigten die Befürchtungen, dass die Konjunktur zunehmend überhitzt. Dies ist vor allem im Immobilienbereich der Fall. Vor dem Hintergrund der sehr expansiven Geld- und Fiskalpolitik floss viel (spekulatives) Kapital in Infrastrukturmaßnahmen. Diese schnellten im Februar um rund 30% gegenüber dem Vorjahr nach oben. Parallel dazu entwickelten sich die Wohnimmobilienpreise, die im vorherigen Monat um 10,7% zulegten. Aufgrund dessen war die Äußerung von Ministerpräsident Wen Jiaboa letzte Woche vor dem Volkskongress erstaunlich, die zerbrechliche Wirtschaft bedürfe weiterer Stimulierungsmaßnahmen. Die Notenbank ist dagegen bereits auf einen, wenn auch verhaltenen, Straffungskurs eingeschwenkt. Diesen wird sie in den kommenden Monaten beibehalten, um den Überhitzungstendenzen entgegenzuwirken.

Dass die Geldpolitik nicht zu forsch vorgeht, liegt an der erstaunlich niedrigen Teuerung, auch wenn diese im Februar höher ausfiel als erwartet. So liegen die vergleichbaren Zahlen in den USA, die weitaus stärker von der Krise betroffen sind, mit 4,6% (Erzeugerpreise) bzw. 2,6% (Verbraucherpreise) ähnlich hoch. Mit anderen Worten: Der kräftige Aufschwung in China führte trotz Geldmengenausweitung bislang nicht zu einem ungewöhnlich hohen Preisauftrieb, im Gegenteil. Zudem ist das Anziehen der Teuerung in erster Linie das Resultat höherer Energiepreise. Denn ähnlich wie in den USA ist die Kernteuerung in China mit 1,0% gegenüber dem Vorjahr ausgesprochen niedrig. Die Verbraucherpreise werden auch künftig mit überschaubaren Raten zulegen. Zwar legten die durchschnittlich gezahlten Löhne und Gehälter seit 2000 um rund 15% pro Jahr zu. Dies wurde aber durch ein Produktivitätswachstum von rund 18% überkompensiert, so dass die für die Teuerung entscheidenden Lohnstückkosten gefallen sind. Die sehr hohen staatlichen Investitionen sorgen dafür, dass die Kapitalausstattung pro Arbeitnehmer und damit die Produktivität hoch bleibt.

Fazit: Chinas Wirtschaft und damit die Rohstoffnachfrage werden in diesem Jahr erneut sehr kräftig wachsen. Die Regierung peilt für 2010 wie im Vorjahr ein Plus von 8% an. Tatsächlich legte 2009 das Bruttoinlandsprodukt aber um real 8,7% zu. Die Überhitzungstendenzen werden daher vor allem am Immobilienmarkt weiter stark zunehmen und unweigerlich irgendwann eine Blase zum Platzen bringen. Bis dahin - und niemand kann verlässlich vorhersagen, wann eine Blase platzt - werden die Rohstoffpreise über die unverändert spürbare Ausweitung des Geldmantels gut unterstützt bleiben. Denn da die vergleichsweise niedrige Teuerung der Notenbank ein inflationsfreies Wachstum vorgaukelt, wird sie den geldpolitischen Straffungskurs zu moderat fortsetzen. Damit ist China auf dem besten Weg, die Fehler der USA der Jahre 2004 bis 2007 zu wiederholen.

Den vollständigen und weitere Berichte zu Konjunktur- und Rohstoffthemen finden Sie unter folgendem link http://www.uhu-und-specht.de/10.html

© Andreas Speer
Senior Economist und Commodity Analyst

www.uhu-und-specht.de

2 Kommentare

Kommentar from: Roman [Besucher]
****-
Vor dem Hintergrund des robusten Wachstums ist zudem erstaunlich, dass der chinesische Aktienindex schon seit dem Sommer 2009 kein neues Hoch mehr gemacht hat. Normalerweise gilt ja die Formel "hohes Wirtschaftswachstum = hohe Unternehmensgewinne = steigende Aktienkurse". Da die Aktienkursentwicklung i.d.R. der wirtschaftlichen Dynamkik voraus eilt, kann dies auch bedeuten, dass Wen Jiaboa's Sorgen in Bezug auf die "zerbrechliche" Wirtschaft Chinas nicht ganz aus der Luft gegriffen sind.
12.03.10 @ 02:53
Kommentar from: Kumiko Japan Fan [Besucher]
"Das Wertvollste im Leben ist die Entfaltung der Persönlichkeit und ihrer schöpferischen Kräfte". Ich glaube, das passt hier hier ganz gut. Geäußert hat das übrigens Albert Einstein.
11.04.10 @ 03:04

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