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Rohstoffaktien: Auf die Sieger setzen!

von Daniel Haase13.08.10 13:50:39

vor 20 Jahren habe ich mein gesamtes damaliges „Vermögen“ von etwa 1.200 EUR in sechs verschiedene, deutsche Standardaktien investiert. Mein einziges Kriterium bestand seinerzeit in der Hoffnung, dass die ausgewählten Unternehmen zumindest nicht allzu schnell Pleite gehen würden. Sie taten mir den Gefallen und der Anfangserfolg hat mir bis heute meine Begeisterung für die Börse erhalten. Als damals 14jähriger glaubte ich, ein umfangreiches Zeitungs- und Literaturstudium würde genügen, um die Kursentwicklung treffsicher vorhersagen zu können. Vielleicht erging es Ihnen zu Beginn Ihrer Börsenkarriere ähnlich? Inzwischen ist klar: Mit dem Umfang der aufgenommenen Informationen wird der Blick in die Zukunft keineswegs schärfer, sondern (im besten Fall) weiter. Im Unterschied zu früher kann ich mir heute weit mehr Szenarien vorstellen. Gleichzeitig ging die Börsenentwicklung in den zurückliegenden Dekaden so häufig weit über das im Vorfeld Vorstellbare hinaus, dass besser davon ausgegangen werden sollte, dass dies auch in Zukunft so sein wird. Woran also kann sich der geneigte Investor bei seinen Anlageentscheidungen orientieren?


Abb.: Die Zahlen geben die nach dem Trendfolgesystem von Haase & Ewert ermittelten Kaufsignale in % aller im jeweiligen Land/Sektor beobachteten Aktien an. Der farbliche Hintergrund zeigt auf einen Blick, ob sich um einen homogenen Trend (weiß = aufwärts, rot = abwärts) oder um eine heterogene, trendlose Übergangsphase (gelb) handelt. Aktuell stecken viele Märkte wie im Sommer 2007 in einer Übergangsphase (gelb), aus der sich durchaus eine neue Baisse (rot) entwickeln könnte. Dennoch sollte derzeit auch eine Rückkehr zum (inflationären?) Aufwärtstrend nicht ausgeschlossen werden. In unserem kostenlosen Börsenbrief Premium Trendfolger veröffentlichen wir diese Strukturdaten auch für eine Reihe weitere Märkte.( www.haaseewert.de/trendfolger )

Trends halten länger als man denkt

In seinem äußerst lesenswerten Buch „Die besten Anlagestrategien aller Zeiten“ geht James P. O’Shaughnessy im Kapitel 15 darauf ein, dass die Überflieger der jüngeren Vergangenheit häufig auch zu den besseren Titeln für die nähere Zukunft gehören. Wer unter den großen US-Aktien konsequent Jahr für Jahr auf die 50 besten Aktien des Vorjahres setze, konnte den Markt in 29 von 52 Jahren bzw. in 41 von 48 Fünfjahreszeiträumen bzw. in 39 von 43 Zehnjahreszeiträumen schlagen. O’Shaughnessy fand heraus, dass derjenige der konsequent auf die Verlierer des Vorjahres setzt, auch zu einem kleinen Vermögen kommen kann, allerdings nur, wenn er mit einem großen startet. Niemand sollte von seiner Anlagestrategie präzise Ergebnisse erwarten, aber es dürfte von Vorteil sein, die Wahrscheinlichkeit auf seine Seite zu ziehen. Eine homogene Hausse verzeiht Anlegern viele Fehler, in der aktuellen Situation jedoch ist Selektion gefragt, denn unter der Oberfläche vieler Aktienindizes spielt sich derzeit viel mehr ab, als durch die Beobachtung des Indexverlaufes ersichtlich wird.

Spreu trennt sich vom Weizen

Anfang April erreichte der Rohstoffaktienindex „DJ Stoxx 600 Basic Resources“ (s. Chart) ein Hoch bei 1.001 Punkten. Während ich diese Zeilen schreibe, notiert er bei 895 Punkten, also gut 10% tiefer. Von den 1538 internationalen Rohstoffaktien, die mein Kollege Gerd Ewert und ich für diesen Artikel analysierten, gelang es in dieser Zeit 285 Titeln mehr als +5% – im Mittel +21% – hinzuzugewinnen, während insgesamt 960 Titel mehr als 5% Kursterrain – im Mittel -21% – abgaben. 293 Aktien tendierten mehr oder minder unverändert (+/-5%). Sie sehen: Es gab durchaus Chancen im Rohstoffsektor, doch sie waren dünn gesät: Es gab dreimal so viele Verlierer wie Gewinner!

Abb: Aktuell liegen im Rohstoffmarkt ähnlich viele Abwärtstrendsignale vor, wie zuletzt im Sommer/Herbst 2007.

Sortieren Sie jetzt die Verlierer aus

Wer O’Shaughnessys Analysen beachtet, sollte sich auf die wenigen Gewinner konzentrieren: Falls sich die Rückschläge von April bis Juli letztendlich doch nur als ausgeprägte Korrektur herausstellen, sind die Gewinner in der Korrektur auch die Favoriten für den nächsten Hausseschub. Den Verlierern hingegen droht im besten Fall weiterhin eine unterdurchschnittliche Performance. Sollte das Aprilhoch jedoch das Ende der 2009 begonnenen Erholung markieren, so sind die bisher relativ schwachen Aktien schon bald Crashkandidaten.

Über die Autoren:
Daniel Haase (Jahrgang 1976) und Gerd Ewert (1968) sind als freie Redakteure u. a. für
Smart Investor tätig (s. Titelstorys „Bombe im Bankensektor“ und „Staatsbankrott & Währungsreform“). Für das von ihnen entwickelte, dem Trend folgende Handelssystem
wurden beide 2009 mit dem VTAD Award ausgezeichnet. Ihre regelmäßig aktualisierten, branchen- und länderspezifischen Analysen können über den kostenlosen Premium Trendfolger Börsenbrief ( www.haaseewert.de/trendfolger ) verfolgt werden.

Dieser Artikel wurde am 7. August 2010 im Rohstoff-Spiegel 16/2010 (Seite 19) veröffentlicht. Sie können die vollständige Ausgabe kostenlos hier herunterladen: www.rohstoff-spiegel.de/count.php?url=rs_2010-16.pdf

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