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Vorsicht Korrekturgefahr: Silber im Kaufpanik-Modus!
von Daniel Haase14.12.10 19:55:25
Wer die seit 2001 laufende Edelmetallhausse Revue passieren lässt, erkennt leicht, dass den Aufwärtsschüben regelmäßig die Kraft ausging, sobald der Silberpreis 50% über seinem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt (200er GD) notierte. Derzeit stehen wir erneut an einem solchen kritischen Punkt. Worauf sollten Silber-Investoren daher jetzt achten?
Im Euro-Chart klar zu sehen, wie weit sich der Silberpreis mittlerweile vom 200er GD bei ca. 15 ½ Euro entfernt hat (49%). Die aktuelle Kaufpanik hat damit das Niveau von 2004 (41%) und 2008 (35%) bereits klar hinter sich gelassen. Ausgehend vom 2006er Hausse-Schub (62%) ergäbe sich noch etwas Luft für einen Anstieg auf 25 – 27 Euro je Unze. Doch eines ist klar: das Risiko einer größeren Korrektur sollte derzeit nicht mehr auf die leichte Schulter genommen werden.
Euro-Krise unterstützt die Silberhausse - langfristig
Sicher, die langfristigen, fundamentalen Aussichten für Silber bleiben angesichts der fortschreitenden, vollkommen ungelösten Euro-Krise und Ben Bernankes Inflationspolitik weltweit selbstverständlich intakt. Doch obwohl das Misstrauen gegenüber dem Papiergeldsystem während der gesamten, bald nun schon zehnjährigen Edelmetall-Hausse stetig gestiegen ist und auch die Möglichkeiten für die Chinesen, Gold und Silber privat zu erwerben, laufend gelockert wurden, hat dies weder die 2004er Korrektur (-32%) noch die Korrekturen in 2006 (-40%) oder 2008 (-48%) verhindert. Es ist wahr, dass Silber im Anschluss an diese Korrekturen jedes Mal neue Höchststände erreicht hat. Insofern zeigte sich der Silbermarkt selbst gegenüber den unvernünftigsten „Investoren“, die jedes Mal zum Jahreshöchstkurs gekauft haben, gnädig. Über die zurückliegende Dekade konnte man mit dieser „Strategie“ seinen Einsatz sogar verdreifachen. Allerdings um den Preis erheblicher, emotionaler Belastungen. Wer stattdessen zu den Jahrestiefstkursen zuschlug kommt auf eine Vervierfachung. Sie sehen: Geduld zahlt sich in der Regel aus. (PS: Ich weiß, die Tiefstkurse schaffen nur Genies und Lügner! Hier geht es nur darum, zu zeigen, dass es gute und weniger geeignete Kaufzeitpunkte gibt.)
Silber jetzt verkaufen?
Sollten Silberfans ihre Gewinne nun „versilbern“ bzw. „verpapieren“? Um es klar zu sagen: Solange die Überschuldungskrise ungelöst bleibt, werde ich mich von keiner einzigen Unze trennen. Allerdings werde ich auf dem aktuellen Niveau auch keinerlei Zukäufe mehr tätigen. Selbst ein Blick in die große Hausse der 70er Jahre offenbart, dass es damals nur in 1974 und 1980 noch größere Kaufpaniken als heute gab. Ich gehe davon aus, dass wir uns noch nicht am Ende der Edelmetallhausse befinden. Daher halte ich eine Übertreibung wie 1980 derzeit für recht unwahrscheinlich. Wenn wir nun 1974 als Beispiel nehmen, dann wäre in den kommenden Wochen noch ein Anstieg bis auf circa 34 Euro (+54%) vorstellbar – allerdings kam es damals im Anschluss zu einer 40%-Korrektur (z.B. von 34 zurück auf 20 Euro). Also selbst in diesem Fall stehen die Chancen auf im Vergleich zum aktuellen Preisniveau nochmals günstigere Nachkaufgelegenheiten gar nicht so schlecht. Wer bereits über ausreichende Bestände verfügt und trotz aller in Edelmetallkreisen fast schon zum guten Ton gehörenden Panikmache in der Lage ist, sich in Geduld zu üben, der sollte sich den Luxus gönnen, die aktuelle Kaufpanik auszusitzen. Wer trotz meiner Ausführungen vom Kauffieber gepackt bleibt, könnte immer noch nach Alternativen im Edelmetallmarkt schauen, bei denen der Ausbruch aus der Korrektur noch jung ist bzw. gar noch bevorsteht.
Herzliche Grüße und achten Sie immer auf den Trend!
Daniel Haase
Über den Autor:
Daniel Haase (Jahrgang 1976) ist Anlagestratege für einen Trendfolge-Investmentfonds und freier Redakteur. Für das von ihm und Gerd Ewert entwickelte Trendfolgesystem wurden beide von der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands mit dem VTAD Award 2009 ausgezeichnet. Ihre regelmäßig aktualisierten, branchen- und länderspezifischen Analysen können über den Premium Trendfolger Börsenbrief (www.HaaseEwert.de) kostenfrei verfolgt werden.
14 Kommentare
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Antwort Daniel Haase: Vielen Dank für Ihren Kommentar, John. Im aus dem Langfrist-Blickwinkel bin ich ganz Ihrer Meinung. Man könnte die gesamte Hausse der zurückliegende Dekade als "Aufwärtskorrektur" beschreiben. Dennoch gab es in dieser Bewegung sehr gute Kaufzeitpunkte (in bzw. nach temporären Abwärts-Korrekturen) und weniger gute Kaufzeitpunkte (in der Nähe von Hochpunkten temporärer Kaufpaniken). Nur um diesen kleinen aber durchaus wichtigen Punkt ging es mir in meiner Analyse.
Das hat absolut nichts mit einem technischen Rücksetzer zu tun. Wer das nicht sieht, der will es nicht sehen.
Aber in einem hat der Autor absolut Recht - diese Drückungen sind hervorragende Einstiegspunkte!
Jahr-1974: Damals hatte die US-Regierung aber noch riesige Regierungs-Silberbestände in physischer Form
Jahr-1974: Damals hatten Privatanleger noch physische Silbermünzen, frag mal wer im Jahr-2010 Silbermünzen besitzt
Jahr-1974: China spielte im Währungssystem und beim physischen Silberverbrauch und physischer Silbernachfrage durch private Investoren keine Rolle
Jahr-1974: Der kleine chinesische Sparer konnte sein Geld nicht in Silbermünzen tauschen, da gabs noch keine ipod-MP3-player-Fertigungsanlagen in China
Jahr-2010: Die US-Regierung besitzt keine physischen Silberbestände mehr. Um den US-Silber-Eagle zu prägen muss man Silber unter freien Marktbedingungen kaufen.
Jahr-2010: Chinesische Arbeiter fertigen den ipod-MP3-player ( developed in California, produced in China ) der chinesische Arbeiter will seine Ersparnisse auch inflationsgesichert anlegen.
Jahr-2010: Die Manipulation ist nicht mehr so einfach da Dank Internet die Fakten der Manipulation jeder innerhalb von 24 Stunden weltweit erfährt.
Jahr-1974: Die Manipulation vom Goldmarkt und Silbermarkt von US-Regierungsseite aus war viel einfacher als heute.
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Antwort D.Haase: Vielen Dank "keepitshort"
Sie haben eine Reihe schöner Argumente dafür zusammengetragen, dass die Silberhausse grundsätzlich weitergehen wird. Da sind wir völlig einer Meinung. Dennoch galten die meisten Argumente auch schon während der Korrektur 2004, 2006 und 2008. Insofern halte ich aktuell das Risiko einer weiteren Korrektur für recht hoch. Doch in dem Punkt, dass die Hausse danach weitergehen wird, sind wir uns einig.
Die nächste Chance kommt, wenn man Geduld hat....
Meine Prognose für 1 Kilo KOOKABURRA in 10 Jahren= Euro 2000,- und mehr.
Frohe Weihnachten
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Antwort von Daniel Haase
Das mit den Opportunitätskosten haben Sie sehr schön auf den Punkt gebracht! Dennoch gibt es Opportunitätskosten: Da ich nur von einer Korrektur, nicht aber von einer grundsätzlichen Trendwende ausgehe, müsste ich verkaufte Münzen und Barren später zurückerwerben. Auf diesem Wege ginge mir die Spanne zwischen An- und Verkaufspreisen plus Mehrwertsteuer verloren (+ evtl. Zeitaufwand/Fahrtkosten zum Händler etc.). Hinzu kommt, dass der von Ihnen erwähnte 1 Kilo Kookaburra z.B. bei Pro aurum derzeit gar nicht verfügbar. Sie sehen: es gibt sogar idelle Kosten. Die Korrektur müsste auf jeden Fall größer ausfallen als diese Spanne zwischen An- und Verkauf (inkl. Steuern), die sich schon auf 12-25% belaufen. Wer wie ich nur von einer temporären Korrektur ausgeht, für den ist das Halten der alten Positionen plus ein Abwarten mit weiteren Zukäufen durchaus eine rationale Strategie. Herzliche Grüße und auch Ihnen frohe Weihnachten.
Daniel Haase
Es gibt nun auch viele Ankäufer die Silber nachfragen
früher hies immer nur "Altgold".......
Aber wenn es etwas zum Ankuaf so beworben wird, dann
behalte ich es lieber.
Ja dann aber nur aus Todesangst der Drückerbanken.
-Realistisch gesehen ist das aber 100%iger Blödsinn, der Autor nur ein Charttechniker, der von den Hintergründen Silber nichts versteht.
denn der US-Dollar spielt hier noch eine
wichtige Rolle. Hier sind die Charts von Jordan Roy-Byrne sehr interessant
der steigende Rohölpreis ist auch ein wichtiger Faktor ( CCI-Index)
http://www.safehaven.com/author/336/jordan-roy-byrne
Ich würde mich freuen eindeutige Verkaufssignale zu haben
um dann nach dem Verkauf meiner Silberminen
sagen wir ca. 8 Woch später wieder einzusteigen
Und hierfür ist der prozentuale Abstand zur
200-Tagelinie wirklich einer von sagen wir
5 Indikatoren
Ich jedenfalls warte noch mit dem Verkauf
bis der US-Dollar-Index bei 72 ist und dann
wenn der US-Dollar-Index im oversold Bereich ist dann werde ich mein Verkaufssignal suchen.
Die 10year-Treasuries ( $UST ) sind auch sehr
interessant.
Der Nährungswert prozentualer Abstand zur 200-Tagelinie bekommt man bei
www.stockcharts.com
indicator: PPO ( 1,200,1)
Viel erfolg beim traden wüscht euch
keepitshort
Danke für den Artikel!
...ich halte auch nicht viel von diesen "spezialisten" - denn würden sie wirklich so viel klüger sein als wir - so sässen sie nicht in irgend einem sch... büro und büffeln auf und ab dieser vom grosskapital manipulierten nicht voraussagbarn bewegungen von märkten und waren - sondern würden mit genug kohle in warmen gefielden den tag vergehen lassen....
dass es auf oder ab geht - kann auch ich mit garantiert 50% sicherheit voraussagen....
Zitat.d. Autors.
2008 gab es noch nicht die Eurokrise und allgemein nimmt die Verschuldung weltweit und der Druckerpresseneinsatz explosionsartig zu, so daß ich behaupte wir haben eine neue unvergleichbare Lage.
Und selbst wenn es eine Korrektur auf dem Papier gibt, wird es dann auch physische Ware so günstig geben?
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