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Norwegenkrone: Sicherer Hafen?

von Daniel Haase02.06.10 12:55:40

Der Euro hat das Vertrauen der Investoren zu Recht verspielt. Gibt es überhaupt noch eine (Papier-) Währung, der man trauen kann? Diese Frage wurde uns auf der Vortragstour "Nach der Finanzkrise = Vor dem Staatsbankrott" häufig gestellt. Wir haben uns daher entschlossen, die am häufigsten angesprochenen Währungen etwas näher unter die Lupe zu nehmen. Diesmal gehts um Norwegen und seine Krone.

Der Blick auf ein paar wichtige volkswirtschaftliche Eckdaten offenbart:

Norwegen steht in der Tat solider da als die Eurozone:

Wo die Staatsausgaben Deutschlands und der Eurozone Jahr für Jahr die Einnahmen übersteigen, ist es in Norwegen genau anders herum: Dank der immensen Öl- und Gasvorkommen erwirtschaftet das kleine Land enorme Überschüsse.

Die Einnahmen aus diesem Geschäft fließen nicht in den Regierungshaushalt, sondern werden im „Statens pensjonsfond“ angespart und in internationale Aktien investiert, um für die Zeit „nach dem Öl“ vorzusorgen. Auf mehr als 300 Mrd. Euro soll sich lt. Wikipedia das Anlagekapital dieses Staatsfonds belaufen. Aber auch mit dem „normalen“ Haushalt muss sich Norwegen nicht verstecken:

Selbst ohne das separat verwaltete Ölvermögen schrumpft die Staatsverschuldung bereits seit 2006 (s. 2. Abb.). Während ein Staatsbankrott durch Zahlungsausfall oder Inflation in einigen Euro-Ländern wie auch in den USA, Großbritannien oder Japan immer wahrscheinlicher wird, erscheinen die Finanzen dieses skandinavischen Königreiches geordnet und angenehm solide.

Die Handelsbilanz ist dank der Einnahmen aus dem Ölgeschäft im Plus und mit weniger als 4% ist auch die Arbeitslosigkeit kein wirkliches Problem (Deutschland 7%, Eurozone 10% lt. Eurostat). Im Gegenteil: Es werden sogar hochqualifizierte Einwanderer (= gute Steuerzahler) gesucht. Auch in Punkto Gesundheit liegt Norwegen vor Deutschland: Die Kindersterblichkeitsrate ist ca. 10% niedriger, die durchschnittliche Lebenserwartung ein Jahr länger als hierzulande (Quelle: CIA Factbook 2009).

Wo liegen die Risiken? Die offizielle Inflation beträgt 3 bis 4 Prozent. Wer die Krone als Bargeldreserve hält, sollte sich dieser schleichenden Entwertung bewusst sein. Auch die Verzinsung kurzfristiger Staatsanleihen liegt mit zwei bis drei Prozent selbst vor Steuerabzug bereits unterhalb der offiziellen Inflation.

Da die Norwegenkrone mittlerweile als Rohstoffwährung angesehen wird, könnte sie im Falle deutlicher Ölpreisrückgänge wie in 2008 unter Druck kommen. Damals verlor sie innerhalb weniger Monate gegenüber dem Euro gut 20%. Es dauerte über ein Jahr, bevor der Kurs die alten Niveaus wieder erklomm.

Politisch liegt eine Gefahr sicherlich darin, dass die Norweger irgendwann übermütig werden und anfangen könnten, das Vermögen ihres „Pensionsfonds“ vor der Zeit zu verfrühstücken, z. B. um die Folgen einer denkbaren Krise schneller zu meistern. Die Versuchung der jeweiligen Regierung, zumindest einen Teil dieses Vermögens zum Zwecke des Stimmenkaufs vor Wahlen einzusetzen, darf nicht unterschätzt werden.

Um die Hemmschwelle für die Politik zu erhöhen, wurde vor einigen Jahren dem Fonds einfach ein neuer Namen gegeben. Obwohl er nichts mit dem Rentensystem zu tun hat, darf sich der Ölfonds nun Pensionsfonds nennen. Welcher Politiker wird sich schon
an den „Pensionen“ vergreifen?

Kurz und gut: Die Fundamentaldaten der Norwegenkrone überzeugen. Möglicherweise ist es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um in Kronen zu investieren, da der Euro vor einer größeren, temporären Erholung stehen könnte. Sollte die Krone aber gegenüber dem Euro mal etwas Schwäche zeigen, ist ein kleines Engagement (max. 4%) denkbar.

Für Goldfans ist natürlich klar: Im Vergleich zum edlen Metall erlebt auch die norwegische Krone seit 2005 eine klare Abwertung (s. Chart). Sie mag daher vielleicht eine Alternative zum Euro sein, eine ernsthafte Alternative zum harten Edelmetall ist sie bis auf weiteres aber nicht! Eines zeigt der NOK-Goldchart allerdings auch: Gold ist - temporär - nicht nur in Euro, sondern auch in Kronen sehr schnell sehr hoch gestiegen. Ein idealer Einstiegspunkt für Gold sieht anders aus.

Daniel Haase und Gerd Ewert
www.HaaseundEwert.de

PS: Der Artikel ist ein Auszug aus unserem kostenlosen Börsenbrief PremiumTrendfolger. Die gesamte Ausgabe (inkl. einer Analyse der Euro-Krone-Kursentwicklung durch den auch von Goldseiten.de bekannten, Charttechniker Christian Kämmerer) kann hier nachgelesen werden:
www.haaseewert.de/wp-content/trendfolger201012-sicherer-hafen-norwegen.pdf

Die Analyse zum ebenfalls häufig diskutierten Schweizer Franken gibt es hier:
www.haaseewert.de/wp-content/trendfolger201011-wohin-mit-dem-euro.pdf