GoldSeiten Blogs
« Das Finanzwissen in zwei SätzenFörderkohle für die Kohle? »

SPIEGEL-Fechter haben mit Schäuble kein Problem

von Wolfgang Prabel E-Mail 17.01.15 20:57:42


Für die Griechen ist es egal, wer die griechische Parlamentswahl in einer Woche gewinnen wird. Für die europäischen Partner Griechenlands auch. Der Konservative Andonis Samaras torpediert den Euro still und heimlich, schleichend und stillvergnügt. Alexis Tsipras von der Koalition der radikalen Linken (Syriza) will den Euro unverfroren, geschwind und mit großem Theater zur Hölle schicken.

Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut ALCO für die griechische Zeitung "To Pontiki" wird die Koalition der radikalen Linken mit einem prognostizierten Stimmenanteil von 32,4 % 152 von 300 Sitzen im neuen Parlament erhalten. Diese Mehrheit trotz relativ wenigen Stimmen kommt durch eine Regelung im griechischen Wahlgesetz zustande, nach der die stärkste Partei 50 Sitze zusätzlich bekommt. Ja, in Griechenland hat man halt die Demokratie erfunden.

Wer glaubt, daß der siegreiche Linkspolitiker aus dem Euro austreten würde, täuscht sich. Seine Wählerklientel sind, wie in Griechenland allgemein üblich, die Staatsdiener. Beim Euroaustritt würden deren Bezüge weiter kollabieren und die Zahl der Beschäftigten im aufgeblasenen öffentlichen Dienst müßte reduziert werden. Viel mehr Geld läßt sich aus Europa herausholen, wenn vorerst die Zinszahlungen für die Staatsanleihen eingestellt werden, und ein Schuldenschnitt verlangt wird. Merkel und Co. lassen sich bestimmt wie gewohnt erpressen, so das gerissene levantinische Kalkül.

Die griechischen Zinszahlungen betragen ohnehin nur noch knapp 6 Mrd. € jährlich, eine läppische Summe gemessen an der griechischen Staatsschuld von 424 Mrd. €. Das ist eine Verzinsung von 1,4 %. Ob das gezahlt wird oder nicht ist mathematisch und fiskalisch einerlei. Und eine Entschuldung muß es sowohl unter einem Ministerpräsidenten Samaras geben, wie auch bei einer möglichen Syriza-Herrschaft.

Das Buttoinlandsprodukt Griechenlands betrug 2013 ungefähr 185 Mrd. €. Nach dem Maastricht-Vertrag dürfte die Verschuldung 60 % davon betragen, also 111 Mrd. €. Die überschießenden 313 Milliarden kann man gedanklich schon mal abschreiben, egal wer in Athen rumregiert. Wenn jetzt noch irgendjemand behauptet, es würde keinen nächsten Schuldenerlaß mehr geben, dem ist nicht zu helfen.

Auf Deutschland kommen von 313 Mrd. € Schuldenerlaß etwa 28 % zu, also 88 Mrd. €. Dazu kommt ein Target-Saldo von 30 Mrd. €, das wegen den Exportüberschüssen fast zur Gänze an Deutschland kleben bleiben wird. Der deutsche Bundeshaushalt 2014 betrug zum Vergleich 296 Mrd. €. Knapp ein halber deutscher Bundeshaushalt geht flöten, oder besser: er ist bereits seit langem verjubelt worden. Das steht blos noch nicht in den Büchern, denn der griechische Konkurs wird immer wieder verschleppt.

Die griechischen Steuereinnahmen betrugen 2014 ganze 47 Mrd. €. Wenn man davon ausginge, daß keine Zinsen mehr gezahlt würden und jedes Jahr 10 % des griechischen Haushalts für die Schuldentilgung verwendet würden, so würde es 90 Jahre dauern, die Schulden von 424 Mrd. € zurückzuzahlen. Aber selbst diese Streckung funktioniert nicht, weil Griechenland jedes Jahr mehr Geld verbraucht, als es einnimmt. Einfach Irrsinn, wie uns die europäische Qualitätspresse und die deutsche Regierung an der Nase herumführen. „Griechenland hat mit seinen Schulden derzeit kein Problem“, sagte der schillernde Bundesfinanzminister Schäuble dem für seine unseriöse Berichterstattung berüchtigten norddeutschen Nachrichtenmagazin „DER SPIEGEL“.

Schäuble hat mit Griechenland derzeit kein Problem und DER SPIEGEL hat mit Schäuble derzeit kein Problem. Die SPIEGEL-Fechter sind nicht dazu da, Probleme zu machen. Ist das die Lügenpresse?

3 Kommentare

Kommentar from: wolf [Besucher]
Also es ist ja bekannt, daß jeden Morgen ein Bekloppter aufsteht! Außerdem weiß sogar jeder Dumme, daß von einem Bekloppten zwei Schlaue gut leben können. Von Deutschland können mehr als zwei Schlaue leben. Wer will es den Griechen denn verübeln? Sie ziehen ihren Stiefel solange durch, wie es halt geht. Nein Herr Schäuble ist alt und schwerbehindert, ich glaube kaum, daß er die Kraft noch hat, die Wünsche der Welt zurückzuweisen. Was passiert denn schon, außer, daß die Zukunft von den jungen Bundesbürgern verfrühstückt wird. Aber was soll es, die kämpfen ja zur Zeit für die Ingenieure aus Nordafrika und um die Verringerung der Höhe ihrer zu erwartenden Renten. Also alles klar auf der Andrea Doria! Aber der Spiegel? Kenn ich nicht mehr. Früher ja, da gab es noch Rudolf Augstein und Conrad Ahlers; das waren echt gute Journalisten, nur das ist lange her.......!
17.01.15 @ 22:13
Kommentar from: mongole [Besucher]
*****
Das 'levantinische Kalkül' ist gut ausgedrückt. Nur ist die Levante eben nicht nur Griechenland. Und damit ist auch gesagt, wohin das ganze Geld fließt. Zu den 'zu rettenden' Banken natürlich und zu ihren levantinischen, zinseszinskassierenden und gut kalkulierenden Inhabern in aller Welt.
18.01.15 @ 21:10
Kommentar from: Günter Fuchs [Besucher]
****-
Ja, der "Spiegel" ist zu einer finsteren Mainstream-Journaille (Print als auch Online) degeneriert (Euro-Krise, CO2-Klimaerwärmungs-Hysterie, Energiewende, immer schön politisch korrekt, so gut wie keine kritische Berichterstattung zu
diesen Themen)!

Das Übel fing mit Stefan Aust als Chefredakteur an
(ausgerechnet Rudolf Augstein hatte ihn für diesen Posten auserkoren?!?). Konnte man noch hoffen, dass es nach Aust's
Ablösung qualitätsmäßig wieder besser werden würde, ging diese Hoffnung leider nicht in Erfüllung!

Es ist alles noch viel schlimmer geworden! Die Polemik gegen die
PEGIDA (BOGIDA)-Bewegung zeigen dies überdeutlich!
19.01.15 @ 10:12

Hinterlasse einen Kommentar


Your email address will not be revealed on this site.

Deine URL wird angezeigt.
PoorExcellent
(Zeilenumbrüche werden zu <br />)
(Name, email & website)
(Allow users to contact you through a message form (your email will not be revealed.)