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Euro-Crash-Szenario I: Ein schnelles Ende in 2010

von Daniel Haase14.07.10 11:00:51

Unter welchen Bedingungen ist ein Ende der Eurozone
bereits im Herbst 2010 denkbar?

Griechenlands Bankrott alternativlos?
Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass die Würfel für Griechenland bereits gefallen sind. Staat und Bürger sind überschuldet, die Wettbewerbsfähigkeit am Boden. Der Anlei-hemarkt hat die Problematik erkannt und die griechischen Anleihen sacken trotz milliarden-schweren Stützungskäufen der EZB auf ein Niveau, das klar signalisiert: Die Investoren rechnen mit einem Zahlungsausfall von ca. 50%. Wir gehen davon aus, dass es der Politik nicht gelingen wird, die Investoren (Banken, Versicherungen und Pensionskassen) von einer Genesungoption zu überzeugen, die ohne den Euro-Austritt und eine Umschuldung (inkl. teilweisen Zahlungsausfalls) auskommt. Sobald die Papandreo-Regierung die Alternativlosigkeit – um ein demokratiefeindliches aber derzeit häufig gebrauchtes Wort zu verwenden – ihrer Situation erkennt, könnte folgendes geschehen:

Austritt aus dem Euro
Vorzugsweise an einem Wochenende wird der Austritt Griechenlands aus dem Euro proklamiert. Alle inländischen Bankkonten werden zwangsweise in Drachmen konvertiert. Um einer anschließenden Kapitalflucht ins Ausland vorzubeugen werden „vorübergehend“ Devisenverkehrskontrollen eingeführt. Alle auf Euro lautenden griechischen Anleihen und Kredite werden per Gesetz in Drachmen umgewandelt (ähnlich wie in Argentinien 2002). Da das Land nach dieser Aktion bis auf weiteres nicht mehr mit Finanzhilfe aus dem Ausland rechnen darf, besteht auch keine politische Notwendigkeit, ausländische Gläubiger zu schonen. Die Staatsausgaben müssen den Einnahmen angepasst werden, was voll zu Lasten ausländischer Gläubiger geschehen dürfte. Der Wegfall der Zins- und Tilgungsverpflichtungen schafft zumindest einen gewissen Spielraum, einen großteil der inländischen Ausgaben aufrecht erhalten zu können. Darüber hinaus dürfte die Regierung bestrebt sein, im Inland durch eine gezielte Abwertung der Drachme Geld zu schöpfen und durch die damit verbundene Abwertung auch die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Volkswirtschaft temporär zu stützen. Eine Kapitalflucht könnte durch eine Einfrierung der Kontoguthaben begrenzt werden, z.B. wenn jeder Bürger nur einen bestimmten, niedrigen Betrag pro Monat und Konto verfügen darf.

Auswirkungen auf die übrige Eurozone
Nach diesem Schritt der griechischen Regierung werden in allen übrigen als zweifelhaft an-gesehenen Ländern sowohl in- als auch ausländische Investoren bemüht sein, ihr Kapital in vermeintlich sicherer Länder (Schweiz, Deutschland, Holland) zu transferieren. Selbst, wenn der Euro vorerst erhalten bleibt, dürfte diese innereuropäische Kapitalflucht innerhalb kürzes-ter Zeit zu erheblichen Problemen in den Banksystemen der vom Abzug der Gelder betroffe-nen Länder führen. Vermutlich werden immer mehr Euro-Staaten innerhalb weniger Tage zu nationalen Währungen zurückkehren. Bestenfalls die als „sicher“ empfundenen Länder, die nicht unter einer Kapitalflucht leiden sondern sich sogar erheblicher Zuflüsse erfreuen dür-fen, könnten versuchen, einen „Rest-Euro“ zu erhalten. Sind bis dahin nicht überall ausrei-chend nationale Währungen gedruckt, so wird die Politik für einige Tage oder wenige Woche „Bankferien“ ausrufen müssen, um hier Abhilfe zu schaffen. Ob der freie Verkehr von Kapital diese Krise überstehen wird, darf bezweifelt werden. Zumindest die überschuldeten Staaten, die unter Kapitalflucht leiden, werden versuchen, per Gesetz eine Flucht zu verhindern.

Was spricht für ein schnelles Euro-Ende
Wenn der deutschen Regierung bewusst wird, dass es nicht bei der Begrenzung der Garantieverpflichtungen bleiben wird, sondern im Zuge einer Ausbreitung der Krise auf Spanien, Portugal und evtl. auch Italien letztendlich alles an Deutschland „hängen bleibt“ könnte vielleicht sogar Angela Merkel mal sagen: „Bis hierher und nicht weiter!“ und damit das Ende der Eurozone besiegeln. Denkbar ist es auch, dass die Märkte anfangen, an der Solvenz von Frankreich und Deutschland zu zweifeln. Noch flieht das Kapital aus den PIIGS und in die Bundesanleihen. Doch wenn die Investoren erkennen, dass sich Deutschland übernommen hat, kann das ganze sehr schnell in Panik umschlagen und ohne die Deutschen wird der Euro ohnehin nicht überleben. Ebenfalls denkbar: Anders als von der Politik erwartet, fällt die Eurozone noch in 2010 zurück in die Rezession. Die öffentlichen Defizite werden dann nicht kleiner, sondern schnell größer werden.

Was spricht gegen ein schnelles Euro-Ende
Wenn der 750 Mrd. EUR – schwere Rettungsschirm im Sommer seine Arbeit aufnimmt, sollte das Finanzproblem der PIIGS vorerst „gelöst“ sein. Mit seiner Nachfrage könnte er die Kurse der Schrottanleihen sogar so in die Höhe treiben, dass mit der Aktion scheinbar sogar hohe Buchgewinne erzielt werden, die an die EU ausgeschüttet werden könnten. Dass es sich dabei nur um Scheingewinne handelt, wird erst später deutlich, wenn der Rettungsschirm voll investiert ist und er niemandem zu den hohen Preisen Anleihen verkaufen kann. Auch sollte niemand die Bereitschaft der EZB unterschätzen, ihre Bilanz mit Krediten an gefährdete Banken und Staaten aufzublähen. Solange wir es „nur“ mit Inflationsgefahren zu tun haben, aber noch nicht mit massive Proteste auslösenden, kräftigen Konsumentenpreissteigerungen ist diese Option politisch leicht durchzuhalten.

Politik nicht unterschätzen
Nicht zuletzt sollten wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass das Platzen einer Blase mit dem Aufblasen einer neuen Blase „bekämpft“ wird. Die neue Blase muss natürlich größer sein, um einen „positiven“ Saldo zu erzeugen. Anbieten würde sich zum Beispiel der Immobilienmarkt in Deutschland, aber auch der Aktienmarkt. Wenn die Deutschen einen Boom erleben würden, wie ihn die Spanier und Portugiesen gerade hinter sich haben, so dürfte dies eine gewaltige stimulierende Nachfrage entfalten. Natürlich folgt jeder Blase ein Katzenjammer, aber darum kümmern wir uns ja bekanntlich erst später. Wenn wir die Bereitschaft der Politik berücksichtigen, gewaltige Kreditmengen aus dem Nichts zu erzeugen und einzusetzen, dann kommen würden wir die Wahrscheinlichkeit eines schnellen Endes der Eurozone derzeit auf 15-20% schätzen. Wenn es der EZB und der Politik in den kommenden Monaten nicht gelingt, die Risikoaufschläge für spanische, portugiesische und irische Anleihen zu senken, dann dürfte diese Quote allerdings zunehmen.

Daniel Haase
www.HaaseundEwert.de

PS: In den kommenden Ausgaben des von Gerd Ewert und mir herausgegebenen, kostenlosen PremiumTrendfolger-Briefes (Infos hier: www.haaseewert.de/trendfolger/ ) werden wir auch auf weitere, denkbare Euro-Crash-Szenarien eingehen und der Frage nachgehen, wie sich die verschiedenen Anlageklassen im jeweiligen Szenario verhalten.