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Goldman Sachs sieht das Ende der Rohstoffhausse - Warum Öl trotzdem weiter steigen könnte

von Daniel Haase19.04.11 11:08:35

Von Gerd Ewert

In jedem Frühjahr werden Autofahrer auf eine harte Probe gestellt. In den Wochen vor den Osterfeiertagen steigen die Benzin- und Dieselpreise in schwindelerregende Höhen. Dieses Jahr erreichen die Preise mit oder ohne dem E10-Wundersprit neue Rekordmarken. Handelt es sich wieder nur um ein vorrübergehendes Phänomen oder steckt vielleicht doch mehr dahinter?

Goldman Sachs rät zum Verkauf
Glaubt man den Experten der renommierten US-Investment-Bank Goldman Sachs, hat der Ölpreis auf dem Weg nach oben nur noch wenig Puste. Das Handelsblatt zitierte am 12. April eine Kurzstudie der Bank, in der die Goldmänner erklärten: der Aufwärtstrend bei den Rohstoffen geht zu Ende. Eine Begründung der Banker: Die Ölnachfrage in den Vereinigten Staaten schwächt sich ab. In der Vergangenheit taten Investoren gut daran, die Prognosen von Goldman Sachs sorgfältig zu studieren und in ihre Investitionsentscheidung mit einfließen zu lassen. Nur war es sehr profitabel, das Gegenteil der Empfehlungen umzusetzen: Von Januar 2004 bis August 2006 zog der Preis für ein Fass Nordseeöl der Marke Brent von 29 auf 78 Dollar an. Goldman Sachs sagte seinerzeit einen weiteren, schnellen Anstieg auf 100 voraus. Doch es kam anders: Bis zum Januar 2007 fiel Brent um fast 40% auf 48 Dollar zurück. Nun reagierten auch die Goldjungs mit einer 180-Grad Wendung und prognostizierten einen weiteren Verfall auf 35 Dollar. Wie wir wissen, setze Öl stattdessen seine langfristige Hausse fort und stieg bis Mai 2008 auf 130 Dollar. Nun wurde auch Goldman Sachs wieder optimistisch und erwartete in Kürze 200 Dollar. Selbst die altehrwürdige „Zeit“ titelte in ihrer Online-Ausgabe vom 23. Mai 2008 „Erdöl: Billiger wird es nicht mehr“. Spätestens, wenn Sie solche Schlagzeilen lesen können, ist erhöhte Vorsicht angebracht. Tatsächlich entfaltete der Ölpreis noch eine letzte finale Aufwärtsdynamik und kletterte noch ein paar Tage bis auf 145 Dollar. Hier endete der Kursexzess und es ging rapide abwärts. Wie ist die aktuelle Situation zu bewerten?

China hat die USA im Energieverbrauch überholt
Die Erdbevölkerung wächst in jedem Jahr um circa 80 Millionen Menschen und damit ungefähr in der Größenordnung der Bundesrepublik. Dabei findet dieses Wachstum hauptsächlich in den Schwellenländern statt. Auch wenn die Lebens- und Konsumbedingungen noch lange nicht dem der westlichen Industrienationen entsprechen, hat der Aufholprozess bereits begonnen und gewinnt zunehmend an Fahrt. In den beiden größten, aufstrebenden Emerging Markets, China und Indien, leben rund 2,5 Milliarden Menschen. Während bei uns im Westen die konsumfreudige und – fähige Mittelschicht permanent schrumpft, wächst sie in diesen beiden Ländern rasant, nämlich um jährlich 58 Millionen Menschen. Das hat natürlich volkswirtschaftliche Folgen. Einer Studie von Morgan Stanley zur Folge verfügen aktuell in China etwa 15% aller Haushalte über ein Jahreseinkommen von über 10.000 Dollar. Allein in den kommenden vier Jahren soll sich deren Anzahl verdoppeln. Indien dürfte erst am Anfang dieses Prozesses stehen. Noch in den 90er-Jahren war das Reich der Mitte Erdölexporteur, heute wird im großen Stil dieser Schmierstoff importiert. Der Grund hierfür liegt in dem stetig steigenden Lebensstandard. Seit dem letzten Jahr ist es amtlich: Die Chinesen verbrauchen nun auch offiziell mehr Energie als die Amerikaner. Das veränderte Nachfrageverhalten ist auch im Öl-Konsum ablesbar. Verbrauchten China und Indien vor zehn Jahren nur neun Prozent der Weltölproduktion, sind es mittlerweile bereits 15%. Von einer Übertreibung im Ölpreis, wie wir sie 2008 gesehen haben, sind wir derzeit weit entfernt.

Langfristig höhere Ölnotierungen zu erwarten
Es kann natürlich sein, dass volle Öl-Lager in den Vereinigten Staaten temporär die Nachfrage dämpfen sein kann. Hieraus jedoch das Ende des Aufwärtstrends für das schwarze Gold abzuleiten, scheint zu kurz gedacht. Der stetig wachsende Energiehunger in den aufstrebenden Schwellenländern ist und wird auch in näherer Zukunft die treibende Kraft der Rohstoff-Hausse bleiben. An langfristig steigenden Rohölpreisen führt also kein Weg vorbei. Mein Tipp: Statt blindlings auf die Expertenmeinungen von Goldman Sachs zu setzen, sollten Sie eher den wirtschaftlichen Fakten vertrauen. Im Zweifel werden die Investoren zudem nie erfahren, welche Großkunden der Investmentbank durch derlei Prognosen günstig in Rohstoffe investieren konnten. Aktuelle Einschätzungen zu Märkten und Rohstoffen können Sie unserem kostenlosen Börsenbrief PremiumTrendfolger entnehmen. Anmeldungen unter: www.haaseundewert.de