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Marc Faber: Gold erst bei 1200 Dollar deutlich aufstocken

von Daniel Haase03.02.12 09:14:29

Auf der Internationalen Kapitalanlegertagung in Zürich sprach ich mit Dr. Marc Faber, dem Herausgeber des international renommierten „The Gloom, Boom & Doom Report“, über Edelmetalle, Aktien und technische Analyse


Haase: Sie selbst bezeichnen sich häufig als großen Pessimisten. In der Finanzbranche haftet Ihnen gar der Ruf eines Dr. Doom (Untergang) an. Dennoch raten Sie derzeit zu Aktien. Wie passt das zusammen?

Faber: Ich bin zwar sehr pessimistisch für die Welt und glaube, dass es in den kommenden fünf bis zehn Jahren zu großen geopolitischen Spannungen kommen wird. Dennoch nehme ich an, dass in diesem Umfeld Aktien interessanter sein werden als Obligationen und Bargeld. Ich sage einfach: Es besteht auch ein Risiko, wenn jemand nur in Bargeld, Staats- und Unterneh-mensanleihen investiert. Meine persönliche Asset Allokation besteht derzeit nur zu rund 25% aus Bargeld und Obligationen, weitere 25% sind jedoch in Immobilien und Immobilienaktien, 25% in Gold und eben auch 25% in Aktien investiert. Wir haben in den letzten Jahren bei den Investoren große Bewegungen gesehen zwischen Risikoscheu und Risikofreude. Nachdem im Sommer/Herbst 2011 recht risikoscheu waren, halte ich es für möglich, dass sie in einigen Monaten wieder etwas risikofreudiger werden, also Aktien kaufen und im Gegenzug ihre Obligationenbestände reduzieren.

Haase: Investieren Sie eher in etablierte Märkte oder bevorzugen Sie die aufstrebenden Volkswirtschaften?

Faber: Meine Positionen beschränken sich derzeit auf Hongkong, Singapur, Malaysia und Thailand, weil ich in diesen Ländern Aktien kaufen kann, die eine Dividen-denrendite haben zwischen vier und sieben Prozent. Und da sag ich mir, selbst wenn die Ausschüttungen mal etwas gekürzt werden, rentieren diese Aktien immer noch besser als US-Staatsanleihen. Und durch den Cash-Flow, den ich jedes Jahr aus Dividenden, Zinserträgen und meinem Geschäft erhalte, kann ich dann schrittweise Positionen erhöhen.

Haase: Sie favorisieren Aktien also hauptsächlich als sinnvolle Alternative zu Papiergeld. Wie steht es mit dem Gold?

Faber: Ich werde meine Goldbestände vermutlich nie verkaufen. Im Gegenteil: Weil ich den Regierungen nicht traue und glaube, dass weiterhin Geld gedruckt wird, kaufe ich jeden Monat etwas Gold dazu. Um einen wesentlichen Betrag erhöhen würde ich meinen Edelme-tallbestand jedoch nur in einer Korrektur, die den Preis in die Region von 1.200 bis 1.300 Dollar pro Unze fallen ließe. Missverstehen Sie das nicht als eine Voraussage. Der Goldpreis muss keineswegs unbedingt auf 1200 Dollar fallen. Man muss das ganz deutlich sehen: Gold hat sich 2011 sehr gut gehalten. Auf Jahressicht ist es immerhin um 11% gestiegen. Im Vergleich zu anderen Rohstoffen und zu Schwellenländern war das eine gute Leistung. Für meine Ansprüche habe ich eigentlich genügend Gold. Ohne eine deutliche Korrektur werde ich meine Positionen daher nicht markant erhöhen.

Haase: Was halten Sie von Goldaktien?

Faber: Bei verschiedenen Explorationsgesellschaften sitze ich im Verwaltungsrat und bin derzeit eher pessimistisch gestimmt. Wenn sich die Kapitalmärkte nicht wesentlich verbessern, dürften die meisten Explorer große Schwierigkeiten mit ihrer Finanzierung bekommen. Das ist wie 2008 und auf mittlere Sicht natürlich sehr positiv für den Goldpreis. Damals haben viele Gesellschaften ihre Exploration aufgeben müssen. Die großen Produzenten wie Newmont Mining oder Barrick wissen das und haben daher keine Eile, kleine Explorer zu übernehmen. Langfristig ist das Übernahmeinteresse schon da, schließlich müssen sie ja ständig ihrer Reser-ven erneuern. Aber auf kurze Sicht sind sie nicht in Eile. Ich würde derzeit eher die großen Produzenten wie Newmont Mining oder Barrick kaufen. Wobei auch die nicht mehr so billig sind.

Haase: Im Vergleich zwischen Goldmünzen und Goldminen bevorzugen Sie die Münzen?

Faber: Die allgemeine Meinung ist, dass Explorer jetzt wesentlich attraktiver sind als Gold. Aber ich möchte doch darauf hinweisen, dass wir es da mit zwei ganz unterschiedlichen Anlageobjekten zu tun haben. Das eine ist eine spekulative Investition, das andere ist etwas sehr Sicheres. Natürlich nur unter der Annahme, dass Münzen und Barren sicher aufbewahrt werden, also weder in Amerika noch in der Schweiz sondern eher bei einer soliden Bank in Asien. Dann ist physisches Gold eine relativ sichere Anlage in dem Sinne, dass es Bestand hat. Der Wert mag steigen oder fallen. Doch sie müssen sich vorstellen: Angenommen der Goldpreis fällt um 50%. Was denken Sie, wo dann die Aktien sind? Ich nehme an, dass die Hausse im Goldmarkt nicht vorbei ist. Wir könnten auch mal eine längere Korrektur haben, als beispielsweise ein Jahr, in dem der Goldpreis nicht steigt, sondern fällt. Aber meiner Meinung nach wäre das einfach eine Korrektur.

Haase: In vielen großen Inflationen entwickeln sich Aktien anfangs schlechter als Gold, holen diesen Rückstand letztlich wieder auf. Wo stehen wir Ihrer Meinung nach im aktuellen Krisenverlauf?

Faber: Über diese Frage denke ich jeden Tag nach. Unter der Voraussetzung, dass die Unternehmensgewinne nicht stark einbrechen, sind Aktien derzeit nicht besonders teuer. Gelddrucken könnte die Märkte mit der Zeit sicher nach oben ausbrechen lassen. Aber es ist auch denkbar, dass in Amerika die Unternehmensgewinne enttäuschen werden und von dieser Seite die Börsen unter Druck kommen. Ich würde daher sicher nicht mein gesamtes Vermögen in Aktien investieren. Aber ganz auf Aktien zu verzichten und stattdessen nur in Bargeld und Obligationen zu investieren ist ebenfalls ein großes Risiko.

Haase: Sie argumentieren häufig fundamental, interessieren Sie sich auch für die technische Analyse?

Faber: Also wenn ich eine Gesellschaft kaufen will, werde ich den Chart immer anschauen, das ist klar. Ich interessiere mich also schon für die technische Analyse. Und ich neige schon zur Meinung von Ludwig von Mises, dass die technische Analyse alle aktuellen Meinungen im Markt berücksichtigt. Dennoch würde ich mich nicht einhundertprozentig auf sie verlassen und nur rein aufgrund technischer Faktoren investieren. Aber natürlich gibt es viele Wege nach Rom und ich nehme an, dass es schon Techniker gibt, die gut sind.

Haase: Worauf achten Sie, wenn Sie Kursverläufe betrachten?

Faber: Wenn sich Kurse anders entwickeln als es die Nachrichtenlage erwarten lassen würde. Häufig dreht der Markt ins Negative obwohl die Berichterstattung noch positiv ist oder trotz negativer Nachrichten fangen Märkte auf einmal an, zu steigen. Dann sollten sich Anleger fragen: Woran könnte das liegen? Beispielsweise entwickelten sich Goldminenaktien 2011 über Monate schlecht – lange bevor der Goldpreis anfing, zu fallen. Also mich hat die technische Analyse immer interessiert und ich erhalte viele technische Dienste und lese diese immer mit großem Interesse. Schließlich ermöglicht sie eine etwas andere Perspektive als die rein fundamentale Analyse.

Haase: Herr Dr. Faber, vielen Dank für das sehr aufschlussreiche Gespräch.

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Dr. Marc Faber ist gebürtiger Schweizer (Zürich). Bereits im Alter von 24 Jahren erlangte er den Doktortitel in Ökonomie (magna cum laude). Seit 1973 arbeitet Faber von Hongkong aus Investmentberater und Herausgeber des monatlichen Briefes „The Gloom, Boom & Doom Report“. Sein während der Börsenkrise 2002 herausgegebenes Buch „Tomorrow’s Gold – Asia’s Age of Discovery“ (Deutsche Ausgabe: „Zukunftsmarkt Asien“ war wochenlang auf den Bestsellerlisten und wurde in diverse Sprachen übersetzt, darunter Japanisch, Chinesisch, Koreanisch, Thai und Deutsch.
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Herzliche Grüße und achten Sie auf den Trend

Daniel Haase
Hohenwestedt (Schleswig-Holstein) am 02. Februar 2012

Dieser Text stammt aus dem Trendfolger vom 2.2.2012 (kostenfreie Ausgabe kann auf www.HaaseEwert.de hier abonniert werden.

Veranstaltungshinweis:

Am kommenden Dienstag, den 7. Februar findet um 19 Uhr mein nächstes Online-Seminar (Webinar) statt: "Trends 2012: Bärenmarktrally oder neue Hausse?" Ich werde meine technische und fundamentale Sicht auf die Euro-Krise, Edelmetall- und Aktienmärkte in diesem Jahr darlegen und aus Zürich von der "27. Internationalen Kapitalanlegertagung" berichten. Eins kann ich Ihnen versprechen: Es steht uns ein spannendes und für viele sicherlich überraschendes Jahr 2012 bevor. Ein kleinen Vorgeschmack mag Ihnen das Interview mit Dr. Marc Faber geboten haben.

Wenn Sie erfahren wollen, melden Sie sich einfach formlos per eMail zu meinem Webinar an. (Teilnahmegebühr: 25,- EUR, Details finden Sie hier: http://www.haaseewert.de/wp-content/webinar-haase-ewert-2012-jan-feb.pdf).