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Wenn der Goldhändler zweimal klingelt

von Marco Freundl E-Mail 31.07.10 06:20:21

In den letzten Tagen und Wochen las man vermehrt vom Ende der Gold-Hausse und die Autoren der Artikel prophezeiten dem Gold im selben Atemzug einen rapiden Kursverfall. Gerade Institutionelle Institutionen vertreten ebenfalls diese Ansicht und warnen auf breiter Front vor einer Gold-Blasenbildung, vor allem Begründet durch eine wieder anziehende Konjunktur. Eine ähnlich Situation hatten wir bereits zu Goldkursen bei 600, 700, 800, 900 und 1.000 Dollar und stets vermehrt in Zeiten von Zwischenkorrekturen. Aktuell ist es wieder einmal so weit. Doch kann es dieses Mal wirklich stimmen dass Gold seinen Zenit bereits überschritten hat?

Zunächst muss man festhalten, dass die wirtschaftliche Erholung in Europa alles andere als unerwartet kam. Ich selbst habe bereits vor nun mehr zwei Jahren auf Vorträgen von einem neuen Boom gesprochen, welcher Aufgrund der extremen Geldmengenausweitung (Staatskredite, Zentralbankbilanzverlängerungen, Rettungsfonds, Rettungspakete,...) und der „Flucht in Sachwerte und Konsumartikel“ entstehen musste. Durch all diese Maßnahmen macht Sparen ohnehin nur noch bedingt Sinn, da die Zinsen so auf neue Tiefststände fielen. Und der Zins ist ganz entscheidend bei der Frage nach der geeigneten Anlageform. Diesen Zusammenhang hatte ich bereist in einem meiner Blogs näher dargestellt: http://www.goldseitenblog.com/marco_freundl/index.php/2010/05/28/warum-steigt-gold-wirklich

Doch um auf die Eingangsfrage nochmals zurück zu kommen und eine passende Antwort zu geben, möchte ich heute mehrere Aspekte einbeziehen und vor allem die Psychologie von Märkten etwas näher darstellen. Psychologie beeinflusst die Märkte vermutlich so stark wie kaum ein anderer Einflussfaktor. Schon André Kostolany behauptete, dass die Börsen zu 90 Prozent Psychologie sind und nur zu 10 Prozent von rationalen Entscheidungen beeinflusst werden. Dies trifft jedoch lediglich auf den kurz- und mittelfristigen Zeithorizont zu. Langfristig werden die Märkte meiner Meinung nach dennoch durch fundamentale Begebenheiten beeinflusst und geben deren Richtung vor.
Betrachtet man nun eine Boomphase, so kann man grundsätzlich drei psychologische Profile erkennen, diese wären: Accumulations-, Public- und Distributions-Phase. Unten stehende Grafik soll dies verdeutlichen.

Phasen

Der Kursverlauf richtet sich somit nach den drei Phasen der Psychologie. Zunächst steigt der Kurs nur gemächlich und wird vor allem durch das smarte Money getrieben. Hier ist ein Markt unterbewertet und somit „billiger“ als sein fairer Wert. In der Public Phase stoßen erste aufmerksam gewordene Anleger hinzu und bringen den Markt ins Gleichgewicht, so dass der Markt seinen fairen Wert wiedererlangt. Diese Phase ist durch langsam steiler verlaufende Kursverläufe gekennzeichnet. Am interessantesten wird es jedoch in der letzten Phase, in welcher die breite Masse in die seit Jahren oder gar Jahrzehnten andauernde Hausse einsteigt und dabei regelrecht „Kursexplosionen“ verursacht. Es ist dabei nicht ungewöhnlich, dass der Markt in der Distributionsphase dreiviertel des Gesamtanstiegs ausmacht. Doch warum sind gerade in dieser Phase die größten Anstiege zu erwarten? Zunächst gibt das Smart Money den Versuch der Kurseinbrüche auf, um die breite Masse Anzulocken und diese gierig nach Gewinnen zu machen. Die danach einsetzenden Käufe eben jener Masse erledigt dann ihr Übriges.
Das „Börsen-Spiel“ ist letztlich immer gleich, sowohl über die Jahrhunderte, als auch auf den unterschiedlichsten Märkten. Das Smart Money benötigt am Ende einer solchen Phase einen Käufer für die vor vielen Jahren erworbenen Werte.
Wie sieht es jedoch aktuell auf den Märkten und in der Medienlandschaft aus? Wir können auf breiter Front keine Distribution erkennen, sondern müssen hingegen eine immer extremere Akkumulation feststellen, was uns auf die einleitende Überschrift zurückkommen lässt, da die Goldhändler aktuell an Ihrer Türe läutet um Ihr Altgold zu erwerben und dies zu Dumpingpreisen. Ich selbst warne seit nun mehr einem Jahr vor unseriösen Angeboten in TV, Zeitung und Radio. Gerade die Fernsehwerbung zu diesem Geschäftsbereich wird immer größer und man kann hier eine geradezu exponentielle Entwicklung feststellen. Daher achten Sie auch weiter auf das Klingeln des Goldhändlers. Sollte dieser eines Tages nicht mehr nach Altgold fragen, sondern Ihnen Gold anbieten und somit Ihr zuvor erworbenes Altgold wieder an Sie zurück verkaufen wollen, sollten Sie lieber den Goldmarkt verlassen und selbst zum Distributor werden.

Doch es gibt noch andere Punkte die dafür sprechen, dass wir irgendwo in der zweiten Phase der oben stehenden Grafik stecken dürften. Nämlich die Kurssteigerungen welche für gewöhnlich in langjährigen Haussemärkten auftreten. So stieg Gold z.B. in der letzten Goldhausse von 35 auf 850 Dollar. Dies entspricht einer Kurssteigerung von ca. 2.300 Prozent. Betrachtet man den Standardmarkt von 1980 bis 2000, so konnte dieser einen Preisanstieg von ca. 3.800 Prozent (Nasdaq), 1.450 Prozent (S&P 500) und 1.470 Prozent (Dow Jones Industrial) erzielen.

Ertraege

Wirft man einen Blick auf Gold in seiner aktuellen Haussephase, so konnte es bisher „lediglich“ eine Wertsteigerung von ca. 400 Prozent erzielen. Berücksichtigt man hierbei zusätzlich die immer extremer verlaufende Geldmengenschöpfung, so dürften 400 Prozent bis zum Ende der Hausse nicht genügen. Realistischer erscheinen die oben aufgeführten im Schnitt 2.500 Prozent bzw. weit darüber. Diese Einschätzung wird auch von den Minen untermauert, welche in den 70ern/80ern eine Kurssteigerung von ca. 3.150 Prozent erzielten (Barron’s Goldmining Index). Der aktuelle HUI-Index Anstieg von ca. 1.300 Prozent wirkt im Vergleich geradezu verhalten. So lange wir bei Gold und den Minen keine ähnlichen Haussewerte erreichen, befinden wir uns in einer der ersten beiden Psychologie-Phasen, aber sicher nicht in der letzten.

Der letzte Punkt, welchen ich heute aus psychologischer Sicht ansprechen möchte, stammt aus der aktuellen Ausgabe des Magazins „Capital“. Diese führten einen Test bei verschiedenen Banken durch, um herauszufinden in wie weit die verschiedenen Bankinstitute auf ihre Kunden im Hinblick auf Inflation eingehen. Das Fazit ist enttäuschend. Gold wurde den Kunden als zu risikoreich ausgeredet und die Problematik der Inflation wurde größtenteils unter den Tisch gekehrt, ohne die Frage auch nur ansatzweise zu beantworten. Teilweise fehlte das Wissen der Anlageberater, teilweise dürfte aber auch das Gewinnstreben der Banken für dieses Beratungsverhalten verantwortlich sein. Selbstverständlich gab es auch Ausnahmen, diese waren jedoch deutlich in der Minderheit. Nimmt man diese Tatsache ebenfalls als Indikator und unterstellt den Banken, dass diese als Distributionsvehikel entweder durch Unwissenheit oder aus Berechnung am Ende der Hausse verwendet werden, so zeigt das aktuelle Verhalten ebenfalls keinen Grund für das Ende des Goldbooms an. Den ganzen Artikel finden Sie übrigens auch Online unter: http://www.capital.de/finanzen/banken-zinsen/:Bankentest--Die-ueberforderten-Bankberater/100031649.html?p=1

Abschließend habe ich auch einen Artikel von Peter Boehringer hier im Blog entdeckt, welcher meine Ausführungen weiter unterstützt und als weiterer Indikator verwendet werden kann. http://www.goldseitenblog.com/peter_boehringer/index.php/2010/07/30/von-goldblasen-und-historischen-fakten-a

Fazit: Nehmen Sie sich in Acht vor klingelnden Goldhändlern, wenn Ihnen diese Ihr Gold abschwatzen wollen und achten Sie besonders darauf, wenn diese eines Tages nach dem Klingeln kein Gold von Ihnen wollen, sondern Ihnen welches anbieten haben. Bis dahin ist die Goldhausse auch weiterhin in vollem Gange und wird lediglich von kurzen aber knackigen Korrekturen unterbrochen.

Ihr Marco Freundl

www.bayerngold-club.de

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Der Autor kann derzeit in den besprochenen Investments investiert sein.