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Paradigmenwechsel im Edelmetallsektor – Silber schlägt Gold

von Marco Freundl E-Mail 23.09.10 03:39:09

Menschen betrachten Bilder, egal ob gemalt oder fotogarfiert, gerne von der Nähe um alle Details des Künstlers zu erkennen. Doch durch die nahe Betrachtungsweise fallen häufig Unebenheiten und eine „verpixelte“ Struktur auf. Das Bild wirkt meist unschön, unruhig und das Blickfeld ist bei größeren Bildern eingeschränkt.

Das gleiche gilt für Charts und deren Kursbewegungen. Viele Investoren betrachten Charts, ähnlich wie Bilder, viel zu nahe stehend. Durch den Blick auf die kurze Achse erhoffen sie sich Schlüsse für die Zukunft ziehen zu können. Doch ab und zu macht es Sinn einen Schritt zurück zu treten und ein Bild das an der Wand hängt von weiterer Entfernung zu betrachten um die Schönheit dessen zu erkennen. Auch bei Charts kann ein Schritt zurück helfen, denn nur so sind große Kursbewegungen offensichtlich und das „Rauschen“ und die „Unebenheiten“ der Märkte werden geglättet und ausgeglichen.

Daher habe ich heute für Sie einen langfristigen Silberchart erstellt um Ihnen den Blick von weiter hinten zu ermöglichen. Betrachtet man diesen ausführlich, so konnte man in den letzten 10 Jahren vier große Kursbewegungen feststellen, wobei wir nach wie vor in der aktuellen Vierten stecken und der Kurs sich zu beschleunigen scheint!

Silber

Durch dieses Bild wäre es an und für sich sehr einfach gewesen die großen Marktbewegungen aufzuspüren und rechtzeitig nach bedeutenden Korrekturen in den Markt zurück zu kehren, denn die Ausbrüche waren auf diesem langfristigen Chart gut zu erkennen und deutlich.

Aktuell wird es nun wieder spannend. Das letzte Hoch wurde bereits erreicht und nun wird bald die Entscheidung folgen ob eine nochmalige Korrektur ansteht oder aber der Ausbruchsversuch direkt gelingt. Sollte letzteres der Fall sein (was ich bezweifle), so dürfen wir uns auf einen extremen und explosiven Anstieg vorbereiten, wie auch die drei vorherigen Anstiege zeigen.
Besonders interessant ist hier jedoch eine weitere Begebenheit, welche in der Charttechnik gerne zur Anwendung kommt – die Zielpreisprojektion. Diese wird anhand der Dreiecksgröße durchgeführt und so ein möglicher Zielkurs definiert. Betrachtet man das aktuelle „gigantische“ Dreieck, so dürfte jedem Investor klar sein, dass ein Anstieg von 5 Dollar hier nicht genügen dürfte und „etwas Großes“ bevor steht. Silber ist aktuell einer der wenigen Rohstoffe welche ihr Allzeithoch aus den 80ern noch nicht erreicht haben. Für diese Bewegung wird es nun aber langsam Zeit. Ich möchte nicht behaupten, dass wir heuer oder nächstes Jahr bereits 50 Dollar sehen werden, nein ganz und gar nicht, aber 30 Dollar bis Ende des Jahres oder Anfang 2011 sind durchaus im Bereich des Möglichen und wären nur eine logische Konsequenz der vorangegangenen 3 Kursbewegungen. Dies dürfte aber ohne eine nochmalige Korrektur nicht möglich sein, da der bisherige Anstieg vom letzten Tief (ca. 8 Dollar) einfach zu groß war.

Doch warum gehe ich von einem Wechsel der Zugkraft der Metalle aus? Zunächst einmal zeigt dies die Geschichte, denn mit fortschreitender Edelmetallhausse übernimmt immer mehr und mehr Silber die Zügel und outperformt Gold. Ferner werden gerade auf Goldseiten die einmaligen Eigenschaften von Silber deutlich hervorgehoben und vor allem, dass dieses edle Metall auch verbraucht wird und unwiederbringlich verschwindet. Gold hingegen bleibt erhalten und ist keinem Prozess des Verschwindens unterworfen.

Ich möchte heute jedoch auf zwei andere Punkte zu sprechen kommen, welcher bisher nur geringfügig auf Goldseiten angesprochen wurden. Zum einen ist es das aktuell besondere, und in dieser Rohstoffhausse einmalige, Kursverhalten von Silber gegenüber Gold, welches sich dahingehend äußerte, dass Silber die letzten Korrekturen bei Gold nicht mehr mitmachte, sondern eine relativ feste Kursbewegung zeigte. So korrigierte Gold vor wenigen Wochen nochmalig um ca. 12 Prozent, Silber hingegen zeigte lediglich einen Rückgang von 8 Prozent. Dies ist eine Besonderheit, denn in der Regel reagiert Silber wie mit einem Hebel auf Goldbewegungen, was bedeutet, dass Goldanstiege um einen Prozentpunkt bei Silber einen Anstieg um ÜBER einen Prozentpunkt auslösen. Umgekehrt gilt natürlich gleiches, d.h. fällt Gold um 1 Prozent, fällt Silber deutlich mehr als diesen einen Prozentpunkt. Diese besondere Beziehung wurde jedoch jüngst zu Gunsten von Silber aufgelöst. Ob dies von Dauer ist muss sich erst noch zeigen, interessant ist es jedoch allemal.
Ein weiterer wichtiger Punkt der für diesen Wechsel spricht ist die deutlich bessere CoT-Datenlage für Silber. Seit ich diese Daten für beide Metalle beobachte habe ich diese Begebenheit nur selten feststellen können. Die aktuellen Daten sprechen dabei nicht nur eine schwache Sprache, sondern eine deutliche, wie ich Ihnen nachfolgen darlegen will.

Einer meiner CoT-Indikatoren, welcher besonders gute gut bei Gold und Silber funktioniert, wird von mir gerne in Tabellenform dargestellt und wird für Sie nachstehend abgebildet.

Tabelle

Erreicht der Indikator einen Wert von unter 0,2, so kommt es zu einem Kaufsignal. Werden Werte von über 0,8 erreicht, so kommt es zu einem Verkaufssignal. Anhand der Tabelle ist deutlich zu erkennen, dass Gold eher Verkaufstendenzen aufweist, Silber hingegen ein Kaufsignal generierte und dies bereits vor Wochen. Das Kaufsignal für Silber habe ich in chartform für Sie nachfolgend dargestellt, um Ihnen das Tabellenlesen zu ersparen. Die Datenreihe reicht dabei bis ins Jahr 2007 zurück.

Indikator

Seit dem kam es immerhin zu 6 Kaufsignalen (grüne Pfeile), von denen sich nur eines als Fehlsignal herausstellte! Dabei waren alle Kaufsignale längerfristiger Natur und wurden von großen Kursexplosionen begleitet.

Ein weiterer Punkt welcher für einen zumindest kurzfristigen Wechsel der Führungsrolle spricht ist das Chartbild. Eingangs gezeigter Silberchart zeigt ein nahezu perfektes Dreieck, welches nach oben auszubrechen scheint. Dies ist extrem positiv zu werten und verspricht große Kurszuwächse.

Gold hingegen läuft in einen steigenden Keil, was charttechnisch deutlich schlechter zu bewerten ist als die Dreiecksform bei Silber. Zwar ist ein steigender Keil während einer Hausse nichts ungewöhnliches, doch kurzfristig kann hierdurch ein Kurseinbruch initiiert werden. Unten stehend hab ich diesen Sachverhalt für sie grafisch dargestellt und den Keil blau eingezeichnet.

GLD

Ferner gefallen mir die vielen negativen Divergenzen zum Goldkurs nur wenig. So ist auffällig, dass das Volumen trotz steigender Kurse eine fallende Tendenz aufweist. Ebenfalls können RoC, ULT und weitere Indikatoren das neue Goldhoch nicht bestätigen. Weiter deutet der RSI eine überkaufte Situation und somit Korrektur an.

Fazit
Ob die aktuell „besondere“ Bewegung bei Silber einen endgültigen Wechsel zwischen Gold und Silber eingeleitet hat bleibt offen und kann nur die Zukunft zeigen, fest steht aber, dass kurzfristig Silber die besseren Karten als Gold auf der Hand haben dürfte, dies gilt sowohl charttechnisch, markttechnisch als auch fundamental. Ich gehe aber davon aus, dass nach dem zukünftigen von mir als „extrem“ angenommenen Silberpreisanstieg die Korrektur von Gold, wie auch in der Vergangenheit, geringer ausfallen dürfte. Was extrem steigt muss anschließend mehr korrigieren! Ferner halte ich es nicht für unrealistisch, dass Gold vor einer Zwischenkorrektur noch seinen oberen Channel des aufsteigenden Keils erreicht. Interessant ist ebenfalls, dass Silber nach einer Goldkorrektur noch 1-3 Monate weiter steigen kann ehe es auch auf diesem Markt zu einer Korrektur kommt.

Ihr Marco Freundl

www.bayerngold-club.de

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Der Autor kann derzeit in den besprochenen Investments investiert sein.