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« Korrektur voraus – gute Nachkaufgelegenheit (vielleicht auch die letzte wirklich günstige?)Paradigmenwechsel im Edelmetallsektor – Silber schlägt Gold »

Stammtischgeflüster

von Marco Freundl E-Mail 27.09.10 23:56:15

Ich halte von Zeit zu Zeit kleine Gesprächsrunden mit gleichgesinnten zum Thema Edelmetalle, Finanzkrise und aktuellen Wirtschaftsthemen. Letzte Woche war es wieder so weit und wir haben uns im kleinen Kreis in unserer Stadt getroffen. Da die dort geführten Gespräche sehr interessant waren und viele aktuelle Themen aufgegriffen wurden, möchte ich den Inhalt für Sie etwas zusammenfassen. Ich denke durch diese Zusammenfassung erhält man einen guten Überblick über die vergangenen Wochen und vielleicht auch den ein oder anderen neuen Denkanstoß. Denn durch die dort geführten Diskussionen werden Gedankengänge hinterfragt und neue Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Erste Auffälligkeiten
Allen bisherigen Treffen ist gemein, dass die Besucher vor allem aus dem Finanzbereich selbst stammen. Dies ist umso erstaunlicher, da sich die Treffen vor allem an die breite Masse zu Aufklärungszwecken richten. Doch genau hieraus kann man den Schluss ziehen, dass sich die breite Masse nach wie vor nicht mit dieser Thematik beschäftigt, wenn ca. 50% der Besucher Banker und Versicherer sind. Im Gegengenzug kann man festhalten, dass sich wohl Angestellte dieser Branchen mit der Materie Gold sehr wohl auseinander setzen.

Die 10 Euro-Gedenkmünze (Silber)
Bereits vor einigen Wochen griff ich die Thematik 10 Euro Silbermünze in meinem Börsenbrief auf, nachdem ich den Artikel von Peter Boehringer gelesen hatte: http://www.goldseitenblog.com/peter_boehringer/index.php/2010/09/08/legierung-der-silber-10er-wird-2011-redu
Auf dem Treffen war auch diese Thematik zu gegen und so wurden alle hieraus resultierenden Facetten genauestens durchleuchtet. Zunächst konnte man lernen, dass diese Münzen Bankangestellten nicht als Silberzehner bekannt sind, sondern lediglich als Gedenkmünzen. Was wiederum den Stellenwert der Edelmetalle im Bankensektor aufzeigt!
Am Ende des Treffens einigte man sich aber darauf, dass es sich hierbei um eine historisch einmalige Investmentgelegenheit handelt, da diese Münzen über einen absoluten Schutz verfügen. Doch warum stellen diese Münzen eine einmalige Gelegenheit dar? Die Antwort ist einfach, da diese Münzen für 10 Euro ausgegeben werden und als gesetzliches Zahlungsmittel im selben Gegenwert verwendet werden können. Interessant ist nun die Betrachtung des Silberkurses, da dieser hilft die eingangs erwähnte Frage zu beantworten. Die 10-Euro-Münze verfügt nämlich aktuell NOCH über ein Gewicht von 18 Gramm und dies bei 925er Reinheit (Sterlingsilber). Was bedeutet, dass ca. 16,65 Gramm reines Silber enthalten sind. Ein Gramm Silber des 10er Euros kosten somit 0,60 Euro. Ein börsengehandeltes Gramm Silber kostet hingegen derzeit ca. 0,51 Euro, enthält aber noch keine Prägekosten, die bei Münzen anfallen! Diese 16,65 Gramm Silber entsprechen aktuell somit etwa 8,50 Euro an Warenwert. Somit würden Sie für 10 Euro einen Gegenwert von derzeit 8,50 Euro erhalten. Der Aufschlag für die Münzprägung würde so lediglich 1,50 Euro betragen und wäre dadurch minimal! Wer also in Silber investieren möchte findet hier eine einmalige Möglichkeit vor, da der innere Wert der Münze fast seinem aufgeprägten Wert entspricht. Noch vor 5 Jahren war dieses Verhältnis umgekehrt und man erhielt für 10 Euro beinahe keinen Gegenwert an Silber und durch diesen Umstand „zockte“ die Prägeanstalt seine Käufer förmlich ab. Der Vorteil heute besteht darin, dass man für 10 Euro eine faire Menge an Silber erhält und sollte Silber widererwartend fallen, so verfügen die Münzen über eine Art Stoppgrenze, da der Investor in jedem Fall 10 Euro für seine Münzen zurück erhält (staatlich garantiert). Im Klartext heißt dies, dass man auf einen steigenden Silberpreis „spekulieren“ kann ohne auch nur irgendeine Art von Risiko einzugehen und dies mit staatlicher Hilfe. Sicherlich eines der besten Investments das man jemals tätigen konnte und tätigen können wird. Nur wird man erhebliche Probleme haben für größere Summen an diese Münzen zu gelangen. Selbst zurückgegebene Münzen an die Banken werden nicht mehr neu ausgegeben und fließen an die Zentrale zurück!
Wichtig in diesem Zusammenhang ist ebenfalls, dass 10er Münzen ab Anfang 2011 in dieser Form nicht mehr existieren werden. Das Gewicht der Münzen sinkt auf 16 Gramm und die Silberreinheit fällt ebenfalls auf 625! Wer diese Sachlage genauer betrachtet erhält hierfür die Bestätigung für eine wesentlich höhere Inflation als staatlich ausgewiesen und erkennt ferner, dass der Staat sehr wohl die Problematik erkannt hat und durch diese Umstellung mehr oder weniger die aktuellen und kommenden Probleme des Staates eingesteht. Denn heutige 10 Euro scheinen in Zukunft nicht mehr über den Wert von 10 Euro zu verfügen, wie ist es sonst zu erklären, dass eine 10 Euro Gedenkmünze mit 18 Gramm und 925er Reinheit, staatlich garantiert, genau so viel wert ist wie eine 10 Euro Gedenkmünze mit 16 Gramm und 625er Reinheit? Somit ist der Euroverfall bildlich auch an diesem Beispiel zu erkennen!

Sonderprägungen sinnvoll oder nicht?
Ferner wurde auf dem Stammtisch diskutiert, ob der Erwerb von Sonderprägungen (bei Münzen) beim Silber- und Goldkauf den Massenmünzen, wie Silberegale/Krügerrand/..., überlege ist. Hierfür muss man aber zunächst eine Voraussetzung voranstellen. Wer von einem Systemcrash ausgeht, für denjenigen sollte die Fragestellung ob Sonderprägung oder Massenmünze eher zu vernachlässigen sein, da diese Art von Anleger lediglich den Gegenwert an Silber oder Gold wünscht. Prägungsköpfe werden unwichtig, da in einer extremen Krise nur der reine Feingehalt zählen sollte. Im Extremfall könnte hier eine Massenmünze sogar einen Vorteil gegenüber Sonderprägungen aufweisen, denn der amerikanische Silbereagle und die südafrikanische Krügerrand Goldmünze sind weltweit bekannt und man erhält ohne großes Nachfragen und Bewertung (da ständig gehandelt) weltweit einen Gegenwert in Bargeld oder in Form von anderen Gütern.
Anleger welche jedoch von einem lediglich „renovierten“ System ausgehen, sollten vermutlich zu Sammlermünzen greifen, da diese über einige Vorteile in solch einer Situation verfügen. Für einen lediglich geringen Aufschlag von wenigen Euros bei Goldmünzen und wenigen Cents bei Silbermünzen, erhält der Käufer 2 Vorteile die sich sehen lassen können. Zum einen werden Sammlermünzen in der Regel bereits kurz nach Veröffentlichung mit schönen Aufschlägen gehandelt und somit ist ein höherer Gewinn gegenüber Massenmünzen möglich. Darüber hinaus verfügen die Sammlermünzen über eine Art Stopp- oder Risikopufferfunktion. Da es sich um beschränkte Auflagen handelt und es viele Sammler weltweit gibt, kann es sein, dass trotz fallendem Goldkurs diese Münzen im Wert steigen oder zumindest konstant ihr Niveau halten. Die Wahrscheinlichkeit von größeren Verlusten bei diesen Münzen ist daher beschränkt. Schreitet der Goldboom weiter voran wird es darüber hinaus immer mehr Sammler geben, welche auf eine weiter gleich beschränkte Sonderprägemenge trifft.
Doch wie so häufig an diesem Abend wurde auch hier am Ende festgehalten, dass es die Mischung macht. Man sollte nie alle Eier in einen Korb legen und daher unter Umständen zweigleisig fahren. D.h. in diesem konkreten Fall, einige Massemünzen und Sonderprägungen erwerben. Zweigleisig zu fahren ist sicherer als von einem der beiden Szenarien überrascht zu werden.

Das System ist nicht mehr zu retten
Interessant war ebenfalls, dass ohne Diskussionen die einhellige Meinung vertreten wurde, dass dieses System in dieser Art nicht mehr lange weiterexistieren wird. Als die zwei größten Probleme wurden dabei die Staatsverschuldung/Gesamtverschuldung und die aktuelle Bondsblase angesehen. Warum Bondsblase? Auch diese Frage hatten wir bereits vor längerem auch hier im Blog beantwortet. Aktuell weisen die Bondmärkte ein KGV von ca. 50 auf und dies im besten Fall. Langfristig sollte dieses KGV bei ca. 15 liegen. Betrachtet man die Nasdaq vor ihrem Crash im Jahre 2001, so konnte man zur Hochphase ein KGV von ca. 65 feststellen!
Berechnet man hingegen den fairen Zins mithilfe des BIP und der Inflation, so liegt hier der „faire“ Wert mit offiziell berechneten Daten bei 3,5 %. Der tatsächliche Zins liegt in Deutschland jedoch bei ca. 2,05 und in den USA bei ca. 2,5. Also weit unter dem fairen Zinsniveau. Würde man inoffizielle Zahlen für das BIP und die Inflation wählen, so dürfte das Marktungleichgewicht noch weit extremer ausfallen.
Um die Problematik der Schulden ebenfalls näher aufzugeigen, möchte ich Ihnen folgende Grafik zur Verfügung stellen. Interessant ist dabei, dass ein Großteil (und vor allem die großen Industrienationen) der EU-Mitgliedsländer die angestrebte 60% - Marke deutlich verfehlt! Auch Deutschland. Eigentlich müsste bei Nichteinhalten ein „Blauer Brief“ folgen. Doch wer soll diesen verschicken, wenn sämtliche Länder betroffen sind! Steine schmeißen im Glashaus war noch nie von Erfolg gekrönt!

Schulden

Gold schon zu teuer?
Diese Frage höre ich derzeit wieder vermehrt und wird gerne als Argument herangezogen warum sich heute kein Goldinvestment mehr lohen kann und das Platzen der „Goldblase“ kurz bevor stünde. Hierzu möchte ich vor allem auf unten stehende Grafik verweisen.

Vermoegen

Betrachtet man den aktuellen Gegenwert der Edelmetalle zur großen Schwemme der Geldmenge, so dürfte diese Frage schnell beantwortet sein. Wir stehen weit entfernt von einer Übertreibung und selbst wenn sich Gold und Silber verdoppeln sollten, würden diese Metalle nach wie vor einen minimalen Gegenwert zum Weltfinanzvermögen einnehmen. Diese Thematik habe ich bereits ebenfalls vor einigen Wochen hier im Blog behandelt und interessante Betrachtungen zu den Aktienmärkten im Jahr 2000 und zu Gold im Jahr 1980 aufgezeigt. http://www.goldseitenblog.com/marco_freundl/index.php/2010/07/31/wenn-der-goldhaendler-zweimal-klingelt

Silber das bessere Gold
Ferner wurde Silber als gesonderte Präsentation aufgegriffen, da sich aktuell ein Wandel hin von Gold zu Silber abzuzeichnen scheint. Wie nachhaltig dieser Wechsel ausfällt wird sich erst noch zeigen müssen. Fest steht, dass Silber in der bisherigen Hausse bei Goldkorrekturen deutlich mehr einbüßte als Gold, aktuell ist diese Begebenheit aufgehoben.
Doch vor allem ging es in den Diskussionen und im Silbervortrag um den fundamentalen Sonderstatus. Festhalten sollte man daher an dieser Stelle, dass Silber zwar ca. 15-20-mal häufiger in der Erdkruste als Gold vorkommt, aber anders als Gold wirklich verbraucht wird und unwiederbringlich verloren geht. Gold wird hingegen hauptsächlich als Schmuck verwendet und lagert meist in Tresoren. Daher ist es nicht verwunderlich, dass heute die Silberlagerbestände nahezu vollständig abgebaut sind und somit die Lagerhallen gähnende Leere zeigen, im Gegensatz zu Gold.
Auch verfügt Silber über zwei einzigartige Eigenschaften. Zum einen ist es das Metall mit der größten Leitfähigkeit und zum anderen das Material mit der höchsten Spiegelqualität. Wegen dieser beiden Eigenschaften ist es gerade aus der Solarbrache nicht mehr wegzudenken und praktisch unersetzlich. Viele Metalle können substituiert (ersetzt) werden, bei Silber ist dies meist jedoch nicht möglich, durch dessen einmalige Eigenschaften. Interessant ist ferner, dass gerade für Silber ständig neue Anwendungsgebiet entdeckt werden und es eher unentbehrlicher wird, als dass es eines Tages ersetzt werden könnte. So hat selbst die Medizin Silber für sich entdeckt und setzt es dank seiner einmaligen Eigenschaft im Kampf gegen Bakterien und nun sogar gegen Viren ein. Auch die Textilindustrie entdeckte jüngst das Edelmetall und bringt Silber nun immer häufiger auf Sporttextilien auf um Schweißgeruch zu verhindern.

Asien – Wie bitte? Was ist Silber?
Darüber hinaus war ein Stammtischbesucher anwesend, welcher beruflich viel im asiatischen Raum zu gegen ist. Er bestätigte den Goldhunger der Inder und Chinesen, aber erklärte gleichzeitig, dass Silber in diesen Ländern ein großes Schattendasein fristet. Silber wird dort strickt vernachlässigt und ist für die Bevölkerung mehr als uninteressant! Darüber hinaus wird Gold lediglich gehortet und nicht ausgegeben, so dass sich teilweise Goldmünzen von aus dem neunzehnten Jahrhundert im Familienbesitz von Inder befinden. Auch konnte er bei seinen geschäftlichen Reisen durch Deutschland feststellen, dass Gold und Silber als Investment nach wie vor auch hierzulande eine Randerscheinung darstellt und es nur in einigen Hochburgen wie z.B. Weiden i. d. Opf. ein massenfähiges Thema geworden ist. Weiden ist aber nicht ohne Grund eine Hochburg für Goldangelegenheiten, da hier über Jahre massive Aufklärungsarbeit im großen Stil geleistet wurde und dies auch von Seiten der öffentlichen Presse.
Entdeckt die Asien eines Tages Silber für sich würden die letzten Silberreserven rasend schnell aufgebraucht und die Engpässe würden schnell zu explosionsartigen Bewegungen im Silberpreis führen. Erste Anzeichen könnten für diese Entwicklung bereits existieren, da sich die indische Bevölkerung immer weniger Gold für sein Papiergeld leisten kann. Eine „billigere“ Alternative wäre hier die logische Konsequenz bei weiter steigenden Goldpreisen. Doch auch muss festgehalten werden, dass Gold nach wie vor einen Sonderstatus aufweist, denn nicht ohne Grund jagt James Bond Goldfinger und nicht Silberfinger!

Marco Freundl

www.bayerngold-club.de

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Der Autor kann derzeit in den besprochenen Investments investiert sein.