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Aktionäre retten keine Banken

von Wolfgang Prabel E-Mail 05.10.14 21:28:47

Die portugiesische Bank Espírito Santo hat Verluste und notleidende Kredite von gut 5 Mrd. € angehäuft. Die Bank bekam vom europäischen Bankenrettungsfonds ein Spritze von 4 Mrd. €.

Die Verluste entstanden im Angola-Geschäft, wo die Granden der korrupten Regierungspartei fast unbeschränkten faulen Kredit genossen und in einem unübersichtlichen Beteiligungsirrgarten der Bank.

Wenn Portugal den Verlust alleine getragen hätte, hätte jeder portugiesische Beschäftigte 1.140 € berappen müssen, um die 4 Mrd. € aufzubringen. Der portugiesische Durchschnittslohn beträgt brutto 1.414 €. Wenn man annimmt, daß die Hälfte davon netto den Beschäftigten verbleibt wären fast zwei Monatseinkommen futsch gewesen.

Nun wird das Desaster auf die Eurozone aufgeteilt. Der Anteil Deutschlands am gezeichneten Kapital der Europäischen Zentralbank (Stand: 01. Januar 2014) betrug 18 %. In Deutschland gibt es etwa 28 Mio. Vollerwerbstätige. 18 % von 4 Mrd. € sind 720 Mio €. Pro Kopf kommen auf jeden Beschäftigten 26 € Verlust der portugiesischen Skandalbank zu. Für den deutschen Arbeitnehmer ist das noch erträglich. Bei 3.106 € brutto monatlich und etwa 1.400 € netto sind das etwa 2 % eines Monatsverdienstes. 2 % sind für manche Zeitgenossen allerdings eine kleine Katastrophe. Es gibt viele Beschäftigte mit Durchschnittseinkommen, die beim Arbeitgeber anrufen, wenn der Lohn wegen Krankheit im Lohnbüro zwei Tage verspätet überwiesen wird. Was ist dann erst bei Niedriglöhnern los?

Das ärmste Euroland ist Litauen. Dort liegt der Bruttodurchschnittsverdienst bei 612 €. Lettland hat 0,28 % des EZB-Stammkapitals. 11,2 Mio. € Verlust aus der Espírito Santo-Rettung treffen Lettland. Bei geschätzt 750.000 Vollzeitbeschäftigten sind das 15 € Verlust pro Kopf oder schon 5 % eines Nettomonatslohns.

Doch bei der Espírito Santo bleibt es ja nicht. Schon wieder kracht es bei der sozialdemokratischen Monte dei Paschi di Siena in Italien im Finanzgebälk und die bulgarische Korporatna Targowa Banka sowie die Parwa Inwestizionna Banka (Fibank) befinden sich immer noch im Krisenmodus. Bulgarien ist zwar nicht im Euro-Raum, möchte sich aber der europäischen Bankenaufsicht freiwillig anschließen. Da kann man leicht den Wunsch rauslesen, auch zum europäischen Bankenrettungssystem dazuzugehören. Und dann sind da noch die eigentlich insolventen spanischen Banken, die ihre Bilanzen nur dadurch im Gleichgewicht halten, indem sie ihre Immobilienengagements nicht zu Marktpreisen bewerten. Auf weitere zukünftige Bankenrettungen kann man sich einstellen.

Den Leidtragenden des Systems wird vorgekaukelt, daß ja nun die Aktionäre einen Teil des Schadens bezahlen und damit die Lasten gerechter verteilt werden. Aber so simpel ist die Welt nicht. Wenn die Aktionäre geschoren werden, brechen natürlich auch Steuereinnahmen dieser wohlhabenden Klientel weg. Zum Beispiel Abgeltungssteuer auf Dividenden. Und die Kursverluste der Aktionäre können abgeschrieben werden, da in Deutschland Kursgewinne und –verluste besteuert werden. Der Bund holt sich das entgangene Steuergeld dann von den verbliebenen Steuerpflichtigen und das sind wieder die Ärmeren. Gerade ist von einer Erhöhung der Alkoholsteuer die Rede. Angeblich wegen der Gesundheit. In Wirklichkeit aber um die Steuerausfälle der Bankaktionäre zu kompensieren. Alkohol- und Tabaksteuern sind klassische Armensteuern.

Wenn die Aktionäre Geld verloren haben, reduziert sich der Konsum der Reichen etwas, wodurch wiederum die Armen in ihrer Funktion als Dienstleister, Produzenten und Arbeitnehmer betroffen und geschädigt werden. Ein Geldsystem ist ein Kreislaufsystem, wo eine ständige Zirkulation zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern stattfindet. Es gibt keine getrennten Geldkreisläufe der Armen und der Reichen. Darum bringt jedes Desaster der Armen auch Nachteile für die Reichen und umgekehrt. Mit dem Steuersystem ist es übrigens genauso. Die Zeit, wo der Staat von oben nach unten umverteilt hat, sind vorbei. Mittlerweile wird zwar immer noch von oben nach unten transferiert, zum Beispiel im Sozialbereich. Andererseits wird Geld zunehmend von unten nach oben verschoben. Das betrifft den Bereich der erneuerbaren Energien, die Verbrauchssteuern auf Tabak, aber auch die Rundfunksteuer, wo die Armen für Supergehälter und –renten der Reichen geradestehen müssen. Der ganze Bereich der staatlichen und halbstaatlichen Förderungen ist ein einziges Eldorado für clevere Abgreifer. Arbeitnehmer profitieren davon nur sekundär. Wer bei Subventionsjägern angestellt ist, bekommt etwas bessere Löhne. Kurz, es gibt keine getrennten ökonomischen Biografien von Armen und Reichen und keine Bankenrettungen, von denen Arbeitnehmer und Hartzer nicht betroffen sind.

Der Anteil der Bankeigner an der Rettung der Espírito Santo beträgt lächerliche 400 Mio. €, also etwa 10 %. Mehr Kapital haben Banken nicht. Wegen der geringen Kapitaldecke von Banken werden niemals die Bankeigentümer den Schaden alleine tragen.

Letzteres wäre nur möglich, wenn Bankschieflagen frühzeitig diagnostiziert würden. Ein Bankzusammenbruch ist jedoch immer die urplötzliche Offenbarung einer jahre- oder jahrzehntelangen gigantischen Verlustanhäufung. Bei einer ehrlichen Bilanzierung würden Schieflagen frühzeitig erkennbar werden. Die staatlichen Bankenstresstests und auch die Gutachten der Wirtschaftsprüfer haben immer wieder dazu beigetragen, daß Risiken der Banken versteckt und weghalluziniert werden konnten. Zum Beispiel griechische Staatsanleihen, die von der Aufsicht trotz faktischen Staatsbankrotts immer noch als Werte behandelt worden waren. Rein aus politischen Rücksichten auf die sozialistischen und konservativen Freunde in Griechenland. Ganz nach demselben Muster ist es auch bei der Espírito Santo gelaufen…


2 Kommentare

Kommentar from: wolf [Besucher]
****-
Ja was sagt uns der Bericht? Hat sich etwas an der Fummelei der Finanzstrategen geändert? Wird nicht weiterhin gelogen und betrogen? Ist der Bankrott durch zusätzliche Tricksereien vermeidbar? Es qualmt doch an allen Ecken und Kanten. Man wirft sich Beruhigungsworte ein und es geht wieder für ein paar Tage ggfs. Wochen weiter. Fachleute, Experten??? Meine Oma hätte mit ihrem Haushaltsgeld mehr angefangen.
Unentschuldbar ist allerdings das Verhalten der sogenannten parteilosen und unabhängigen Presse, hier Versagen auf ganzer Linie. Die hören, sehen und sagen nix, vor allen Dingen nicht die Wahrheit. Also, was bleibt für den Bürger, der noch im Bilde ist? Richtig, die Anlage mit Gold und Silber und ggfs. ein selbstbewohntes Häuschen. Wie sich der Goldpreis darstellt? Legal, egal, illegal, für mich wirklich scheißegal. Je günstiger wir kaufen können, desto besser. Der Preis könnte nach meiner Meinung nach weiter fallen, desto mehr kann erworben werden. Wenn das Lügengebäude der Finanzindustrie zusammenfällt, sollte man eben Edelmetall haben, das ist wichtig und sonst nichts. Die Herrschaften wollen allerdings noch vorschnell die Schrottpapiere unterbringen, weil das immer 100 % Gewinn verspricht, welch ein perfides Spiel!!! Wer sich also betrügen lassen will, soll es tun, es gibt mehr Masochisten als wir uns das so vorstellen können. Die sind dann auf einem guten Weg und das ist dann auch gut so.
06.10.14 @ 11:12
Kommentar from: Claudius v.d.Bach-Zelewski [Besucher]
*----
Ihre Betrachtung vermittelt eine wirre Gedankenakrobatik und ist auch sonst schwach.

Wenn der -anders als der Aktionär- in gar keinem Bezug zu den von Ihnen benannten, taumelnden Banken stehende, "arme" Steuerzahler statt des Aktionärs für dessen Verluste einzustehen hat, dann verliert letzterer ja notwendigerweise - wenn hier schon stereotype Betrachtungen angestellt werden - an (ohnehin bescheidener) Kaufkraft und der "Staat" Einnahmen an Verbrauchssteuern.

Das wäre dann wohl Ihrer Ansicht nach ggü. der Heranziehung des "reichen" Aktionärs, der durch die von ihm selbst zu verantwortende Verlustbeteiligung (er hat sich ja wie gesagt bewußt für die Aktie entschieden) auf eine Massageeinheit oder den Wetteinsatz in Baden-Baden zu verzichten hat, eine nicht zu beanstandene Lösung ?

Nur weil im Falle der Verlustbeteiligung des "Reichen" vielleicht dessen "armer" Masseur dann eben das Geld für die ausfallende Massage nicht verdient ?

Was hat der "arme" Masseur eigentlich davon, wenn die Massage zwar noch stattfindet, er das so verdiente Geld dann aber über irgendwelche Steuererhöhungen sogleich wieder an den "Staat" abzuführen hat, der damit dann statt des "reichen" Aktionärs den Bankenkrach auffängt ?

[Antwort: Nichts, er hat in doppelter Hinsicht umsonst gearbeitet - der "reiche" Aktionär dggü. bekommt seine Massage und seine mit im Wortsinn fremden Geld "gerettete" Aktien obendrauf.]

Wenn es also dem "reichen" Aktionär, der ja mit dem Erwerb der Aktie eine bewußte Entscheidung getroffen haben (bei der die Gier bekanntlich keine ganz unbedeutende Rolle spielt) und der sich an dem Unternehmen ganz freiwillig beteiligt, nicht zumutbar ist, für die Konsequenzen der Zockerei "seiner" Banken (oder anderer Unternehmen - nennen Sie es meinetwegen "unternehmerische Fehlentscheidungen") aufzukommen hat - soll dann der anonyme - "arme" oder auch nicht arme, es soll ja auch vermögende Steuerpflichtige geben, die keine Bank- oder sonstigen Aktien halten - Steuerzahler dafür zur Kasse gebeten werden ?

Damit sich der Aktionär im Wege der Sozialisierung von Casinoverlusten trockenen Fußes aus der Bedrouille, in der er sich selbst hineinmanövriert hat, herauslaviert ?

Und andererseits aber eine mglw. auszuschüttende Dividende oder im Falle einer geglückten Spekulation den (Kurs-)Gewinn - meinetwegen abzüglich Abgeltungssteuer - vollumfänglich einstreicht ?

Oder befürworteten Sie eine präventive "Solidarabgabe" auf Kursgewinne und Dividenden für den - mittlerweile wahrscheinlichen Fall - des Zusammenbruchs und der nachfolgenden "Rettung" einer x-beliebigen Bank ?

Bezeichnend, daß Sie über die ungleich absurdere Idee, Kunden der Bank ebenfalls in die Pflicht für den "bail in" zu nehmen, kein Wort verlieren - denn der Verlust des Aktionärs mindert sich in dem Maße, in dem Dritte (Kunden) ebenfalls für die Pleitebank in die Pflicht genommen werden.

Der Kunde entscheidet sich de jure zwar auch "freiwillig" für "seine" Bank, aber eben wirklich nur de jure: De facto kann er ja ohne Bankkonto nicht existieren.

Und wie ein anders als der Aktionär in Gelddingen vielfach unbedarfter Kunde für eine Bankenpleite verantwortlich gemacht werden kann, die selbst die Bankenaufsicht nicht sah (oder, genauer, sehen wollte) - das bleibt das Geheimnis der Bankenaufsicht selbst und der politisierenden Canaille, die derartige Regelungen erläßt.

07.10.14 @ 23:50

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