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China weist den Weg!

von Jan Kneist E-Mail 08.09.09 08:57:15

Auch wenn es uns im Westen nicht gefallen mag – was man derzeit aus Fernost vernimmt, läßt wirklich aufhorchen.

Der heutige Kommentar wird sich daher maßgeblich mit Japan und China befassen. Drei Meldungen aus China sorgten diese Woche für Furore. Zunächst wurde am Mittwoch gemeldet, daß der chinesische Staatsfonds (CIC) jetzt verstärkt in Gold investieren darf. Kurz zuvor war schon verlautbart worden, daß eben dieser Fonds in diesem Jahr seine Neuinvestitionen im Ausland verzehnfachen will. Hauptziel dürften weiter Rohstoffe und Minenunternehmen sein. Also eigentlich keine ganz neue Meldung. Von anderem Kaliber war die nächste Meldung, derzufolge Hongkong zu einem neuen wesentlichen Abrechnungs- und Lagerzentrum für Edelmetalle ausgebaut werden soll. Jetzt aber der wirkliche Hammer. Die Finanzbehörde von Hongkong, die dort quasi als Zentralbank fungiert, soll ihre Goldbestände von derzeit ca. 63 Mio. USD von London zur neuen Lagerstelle am Flughafen von Hongkong überführen. Die chinesische Regierung ermutigt zudem noch weitere südostasiatische Länder, ihr Gold ebenfalls am Flughafen von Hongkong zu lagern. Diese Summe ist nicht groß, die Aktion an sich ist bemerkenswert und könnte eine Lawine auslösen. Die Chinesen erkennen in der Finanzkrise die Wichtigkeit, direkten Zugriff auf ihre Goldbestände zu haben. Das ist absolut korrekt und steht den Aussagen unserer Bundesregierung diametral entgegen, die es nicht einmal für nötig befindet, ihre Bürger über die Lagerung unseres Goldes zu informieren! Jetzt noch die letzte Goldbombe aus China. Gemäß Aussagen des Börsenbriefes „Thunder Road Report“ hat der staatliche chinesische Fernsehsender CCTV in Werbespots den Bürgern geraten, Gold und Silber zu kaufen. Auch wenn ich den Originalbericht nicht prüfen kann, so erscheinen die Aussagen glaubwürdig. Auf den Bericht komme ich weiter unten nochmals zu sprechen.

Also chinesische Privatanleger haben erstmals die Chance, Gold und Silber frei zu kaufen. Beim Silber sind Stückelungen von 1 kg bis 500 kg erhältlich. Extra wird noch darauf hinwiesen, wie unterbewertet Silber gegenüber Gold sei. Korrekt! Chinesisches Staats- (Propaganda-) TV bringt mehr Wahrheiten als die angeblich „freien“ westlichen Medien! Wer die Chinesen etwas kennt, der weiß auch, daß es Spielernaturen sind, die kleine Trends zu machtvollen Bewegungen hochzocken. So wie sie erst die Börse entdeckten, werden sie jetzt massiv Edelmetalle kaufen. Der durchschnittliche Chinese mag nicht viel auf der hohen Kante haben, dafür sind es aber über 1 Mrd. Menschen! Auch aus strategischen Gesichtspunkten verhält sich die Regierung clever. Sie lädt andere Länder ein, das Gold aus dem Westen abzuziehen und in Hongkong zu lagern. Dem Betrügerkartell, das seine buchmäßigen Bestände vielleicht schon X Mal verkauf hat, wird so die Maske vom Gesicht gerissen. Dann entledigt man sich noch eines Teils seiner grünen Papierberge, indem man die eigenen Bürger Edelmetall kaufen läßt. Es kann sich im Westen niemand beschweren, der Staat ist es ja nicht, nur der freie Bürgerwille. Sehr clever. Im Endeffekt wird weiter knappes Edelmetall massiv nach Osten abfließen weil die Politiker im Westen zu dumm sind, ihr krankes Wirtschaftssystem endlich zu sanieren und unwillens, dem Gold seine rechtmäßige Rolle zuzubilligen.

Aber jetzt zu Japan, wie eingangs erwähnt. Wenn Sie das Handelsblatt lesen, dann ist Ihnen der Artikel „Süchtig nach Schulden“ vielleicht aufgefallen. Auch online lesbar, wirklich brillant. Die Situation ist unglaublich brisant. Japan hat zur Zeit eine Staatsverschuldung von 190% des BIP! Per Ende Juni, so der Artikel, standen 684 Billionen Yen Staatsanleihen aus, der Zinsdienst verschlingt 23% des ganzen Haushaltes. Erstaunlich wenig! Japanische 5-jährige Anleihen rentieren mit 0,61%! 10jährige Bonds liegen bei ca. 1,45% Rendite. Einerseits braucht das Land Wachstum, um mit mehr Steuereinnahmen die Schulden abzutragen, andererseits würde ein Anspringen der Konjunktur die Zinsen hochschnellen lassen und sofort in die Hyperinflation münden. Es gibt hier keinen Ausweg mehr! Wenn die Schulden im Mittel mit 1% finanziert werden, dann sorgte eine Vervierfachung der Zinsen (4% ist wirklich nicht viel!) dafür, dass der Zinsdienst den kompletten Haushalt auffrisst. Zum Glück liegen die japanischen Schulden fast ausschließlich im Inland. Da die Ersparnisse der Bürger aber längst nicht mehr reichen, wird monetisiert. Die ZB kauft 10% der Schulden (Geld drucken), die Rentenversicherung 12% und die Postbank 31%! Der Staat finanziert sich bei Staat und macht die Bürger ungefragt zum Gläubiger. Ein totaler Währungszusammenbruch in Japan ist nicht mehr zu vermeiden. Dieses Geld stellt sogar den US-Dollar in den Schatten, es kommt direkt nach dem Simbabwe-Dollar. Am Ende werden die Japaner, die über Jahrzehnte hart gearbeitet und gespart haben, mit leeren Händen dastehen. Das Endergebnis der Amerikaner was das gleiche sein, nur haben die über Jahrzehnte auf Kosten anderer konsumiert und gepraßt. Wer war schlauer?

Während die Japaner ihre Schulden beim Volk unterbringen, kaufen die Amerikaner sie über die FED direkt auf. Und damit komme ich nochmals zum Thunder Road Report. Demzufolge laufen die Auktionen von US-Anleihen längst nicht so gut wie breit verkündet! Die Auktion 7jähiger Anleihen im Volumen von 28 Mrd. USD hätte eine Nachfrage von 73,6 Mrd. USD gehabt, also deutlich überzeichnet. 65,2% der Gebote kamen von „Primary Dealers“ (darunter GS, JPM). Wie jedes Wertpapier erhielt diese Anleihe eine CUSIP-Nr. und genau diese tauchte eine Woche später bei den von der FED aufgekauften Bonds auf. 4,753 Mrd. USD dieser Anleihe gingen sofort zur FED über. Der Knackpunkt ist jetzt: Wie real waren die Gebote der anderen Primärhändler und versprach die FED diesen, die Anleihen schnell wieder abzukaufen? Wenn das mit Ja beantwortet wird, gaukelt die FED der Öffentlichkeit eine gute Nachfrage nach Anleihen vor, die so nicht da ist.

Das Fazit heute ist nicht wirklich neu, durch die Fakten aus Japan aber besonders nachdringlich. Raus aus dem Yen und dem US-Dollar! Der Euro steht wahrscheinlich vor einer drastischen Aufwertung gegenüber diesen Währungen. Gold und Silber haben reagiert und stehen kurz vor einem massiven Anstieg.

Dieser Kommentar erschien im letzten Rohstoff-Spiegel

1 Kommentar

Kommentar from: Matthias Schneider [Besucher] E-Mail · http://www.japanesebonds.de
Die Schuldenfalle Japans ist relativ solange die Japaner selber ihre Anleihen kaufen. Zur Zeit sind ungefaehr 6% der Anleihen im Ausland plaziert. Das heisst, die Situation ist noch nicht so, dass ein ploetzlicher Abzug von aus-
laendischen Kapital (durch Verkauf von Staatsanleihen) einen Run ausloesen wuerde. Dies kann sich jedoch aendern, da uber die Zeit der Anteil der auslaendischen Investoren in diesen Papieren steigen wird und die inlaendischen Investoren im Ausland investieren werden. Entscheidend wird es sein,
wann dieser Tipping point erreicht wird.

Die Entwicklung wird wahrscheinlich relativ lange
stabil verlaufen (ungefaehr 5-10 Jahre). Dann kann es aber
sehr schnell zu einer Drehung kommen. Die Situation ist
typisch an Kapitalmaerkten. Fuer den Investor in
japanische Assets (ob Equity oder Anleihen) heisst
dies den Markt immer zu beobachten.

Ich versuche auf meiner webpage woechentlich einen
Update zu geben und auch strukturelle Hintergrund-
informationen. www.japanesebonds.de

Die Suche nach hoeheren managebaren Renditen wird
die entscheidende Herausforderung fuer Japan sein,
da ihre Volkswirtschaft aufgrund der Ueberalt-
erung aber auch der Schrumpfung (lt. OECD von 127
Mio. Menschen auf 115 Mio. Menschen in 2030)! Keine
andere entwickelte Volkswirtschaft hat diese Her-
ausforderung zu bewaeltigen.


Die Binnenfinanzierung der Japaner funktioniert zwar noch, läuft aber schon auf dubiosen Wegen (Postbank). Den Run kann hier nicht das Ausland auslösen, sondern die Japaner selber werden das besorgen. Das Geld ist stabil, solange der Glauben daran besteht. Die Japaner sind nicht dumm. Jederzeit kann hier eine massive Inflation ausbrechen. Das wird keine zig Jahre mehr dauern. Daß Ausländer hier die Rolle der Japaner übernehmen, halte ich für Wunschdenken. Warum sollte ich einem Bald-Pleitier noch Geld leihen?

JK
12.09.09 @ 16:08

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