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Getürkte Jubelarien und Zweifel am Gold

von Jan Kneist E-Mail 17.07.09 14:04:44

Wenn Sie aufmerksam die Systemmedien verfolgen, dann ist Ihnen sicher die Jubelarie vom Mittwoch über die stark gestiegene deutsche Industrieproduktion im Mai nicht entgangen. Exemplarisch für unkritische Verbreitung sei der Artikel im "Spiegel" erwähnt. Was hier nicht überraschen muss, wundert einen doch, wenn selbst das Handelsblatt ins gleiche unkritische Horn stößt.

Was steckt dahinter? Allgemein ist es zu einer großen Unsitte geworden, dass Journalisten entweder aus Unwissenheit, vorauseilendem Gehorsam oder selbst auferlegter Zensur zweifelhafte oder falsche Inhalte transportieren. Eigentlich ein bekanntes Faktum, das man in seiner absichtlichen Form früher nur aus sozialistischen Ländern kannte. Oder ist es nur ein menschliches Verhalten, nach Strohhalmen zu greifen, wenn man nur von schlechten Meldungen umringt ist? Tatsache ist, dass eine solche Negation der Realität die Realität nicht ändern konnte. Noch nie. Jeder Börsianer hat schon schmerzhaft erlebt, dass es selbst in langanhaltenden Bärenmärkten immer wieder beträchtliche Erholungen geben kann und man selber versucht ist, daran zu glauben und aufzuspringen. Das beste Beispiel ist der Dow Jones nach 1929. Auch damals wurde jede kräftige Erholung als Wende gefeiert. Das gleiche bei der Nasdaq-Blase, Nikkei-Blase etc.

Immer das selbe Muster. Es scheint eine Marotte der notorischen Miesmacher zu sein, den Fakten ins Auge zu blicken. Also tun wir das anhand der besagten Industrieproduktion!

Offiziell wird ein Anstieg von 5,1% gegenüber dem Vormonat vermeldet, das gesamte produzierende Gewerbe meldet einen Anstieg von 3,7% zum Vormonat. Wenn das stimmt, wäre dies der stärkste Anstieg seit der Wiedervereinigung! Klar ist auch, dass nach dem freien Fall der letzten Monate eine wie auch immer geartete Reaktion überfällig war und der Basiseffekt zu hohen Prozentzahlen führt. Nach einem Einbruch wie seit dem Krieg nicht mehr, ist ein Anstieg, wie seit der Wiedervereinigung nicht gesehen, doch nur angemessen. Zu bedenken ist jetzt, dass dieser Anstieg mit dem X12-ARIMA-Verfahren errechnet wurde, dass die Originaldaten um Arbeitstage und saisonal bereinigt wurden. Bereinigt steigt der Index (2005 =100) von 89,2 auf 92,5 (+3,7%), unbereinigt fällt er von 89,2 auf 88,8- und genau das ist der Knackpunkt. Gleiches trifft für die Industrieproduktion zu, die tatsächlich um 0,45% stieg, während 5,1% verlautbart wurden. Aus den Daten lässt sich weiter nichts herauslesen, als dass der freie Fall abgebremst wurde! Die Fakten können Sie beim Statistischen Bundesamt nachprüfen. An dieser Stelle noch ein großer Dank an den Wirtschaftsquerschuss-Blog, der als einziger auf diese ernüchternden Fakten hinwies. Für kritische Beobachter ist dieser Blog ohnehin absolute Pflichtlektüre! Am Freitag wurde das gleiche Manöver mit den Zahlen zum Außenhandel vorgenommen.

Also eine Erholung der Wirtschaft oder gar ein neuer Aufschwung ist überhaupt nicht zu sehen. Man muss sich auch darüber klarwerden, dass uns die echten Verwerfungen noch nicht erreicht haben, denn bis jetzt ist die Arbeitslosigkeit dank Kurzarbeit nur wenig gestiegen. Aber das wird sich spätestens nach der Bundestagswahl ändern. Es wird zu Recht immer wieder darauf hingewiesen, dass der US-Verbraucher der Motor der Weltwirtschaft war.

Wie soll es jetzt ohne diesen Motor zum neuen Aufschwung kommen? Tatsächlich steigt die Arbeitslosigkeit in den USA weiter rasant an. Im Juni gingen 467.000 Jobs verloren und die Quote ist so hoch wie 1983. Noch erschreckender (!) - die Amerikaner fangen an zu sparen! Angeblich mittlerweile 5-7% - hier kursieren verschiedene Angaben - des verfügbaren Einkommens. In Deutschland liegt diese Quote traditionell bei gut 10%, es ist also noch Luft in den USA! Da die Amerikaner viel höher verschuldet sind, werden sie wahrscheinlich auch mehr sparen als wir. Also dieser Konjunkturmotor fällt wohl für lange Zeit aus, womit auch das durch Verbraucher kreditgetriebene Wirtschaften scheitert. Die sich weiter auftuende Lücke versucht die US-Regierung mit den massiven Konjunkturprogrammen zu schließen. Also sind die gewaltigen Programme und Bankenstützungen Maßnahmen zum Erhalt des alten Systems des Aufschuldens. Frau Merkel kritisiert das, auch die Politik der FED, warum war der Konsumrausch vorher aber ok? Die Politiker sind unfähig, ihr eigenes Wirtschaftssystem zu verstehen.

Währenddessen brauen sich in Osteuropa weitere dunkle Wolken zusammen. Lettland hat die Renten und Gehälter der Staatsangestellten gekürzt, um Mittel des IWF zu erhalten. Ungarn und Bulgarien gehen im gleichen Zusammenhang durch die Gazetten, noch bedrohlicher aber sieht es in der Ukraine aus. Das von der Stahl- und Kohleindustrie abhängige Land ist jetzt besonders gebeutelt. In Osteuropa nehmen die Probleme der Banken deutlich zu und das wird auch zu uns überschwappen. Ein makabres Beispiel der "Pleite" ist Kalifornien. Natürlich wird am Ende Washington mit frischem Geld alles bezahlen, dem Vertrauen in die USA und den Dollar ist das aber abträglich.

Man hätte erwarten können, dass Gold im Zuge dessen weiter ansteigt, doch erwiesen sich die COT-Daten einmal mehr als zutreffende Warnung. Wie an dieser Stelle schon oft gesagt wurde, werden die Konjunkturmaßnahmen der USA und der Eurozone zu massiver Inflation führen. Und die Erkenntnis der drohenden Inflationswelle hat sich unter den Anlegern noch nicht weit verbreitet. Das kann und wird sich ändern und jeder verstreichende Tag ist einer für die Goldbugs. Also werden Sie nicht ungeduldig und nutzen Sie die Zeit. Gemäß der saisonalen Zyklik können wir uns aber bald auf bessere Zeiten einstellen!

1 Kommentar

Kommentar from: Nikolaus Wendel [Besucher] E-Mail
das klingt überzeugend!
präzisier doch bitte noch Deine Mienung zu "bald".
mfG Nikolaus Wendel
31.07.09 @ 18:00

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