GoldSeiten Blogs
« Weise oder unverschämt?Gold - Die ultimative Blase »

Gold ist nicht zu bremsen

von Jan Kneist E-Mail 15.06.10 14:55:27

Gold war in den letzten Wochen kaum zu bremsen und stellte bei 1252 $ ein neues Allzeit-Hoch auf und trotz immer wiederkehrender, vorübergehender Einbrüche notiert es weiter sehr hoch, untypisch für diese Jahreszeit!

Und noch etwas ist bemerkenswert: Gold und eingeschränkt Silber steigen, während die Basismetalle schon Schwäche zeigen. Was sagt uns das jetzt? Entweder ein großer Abverkauf steht bevor oder wir werden gerade Zeugen einer neuen Eskalationsstufe. Ich tendiere zum zweiten und das wird von einer ganzen Reihe Nachrichten untermauert. Besonders prekär ist, daß sich eine neue europäische Bankenkrise anbahnt. Besonders akut scheint die Lage in Spanien, wo kürzlich Josef Ackermann ein privates Treffen mit Ministerpräsident Zapatero abhielt. Kurze Zeit später mußte die spanische CajaSur Bankrott anmelden und wurde von der spanischen ZB übernommen. In Spanien droht eine Welle an Pleiten, was jedem sofort augenscheinlich wird, der die tausenden leerstehenden Investitionsruinen herumstehen sieht. Dementsprechend schrieb die FTD, daß Spanien Kredite aus dem 750 Mrd. € Rettungsschirm für seine Sparkassen erhalten solle. Es ist hier wohl nur noch eine Frage von Tagen oder wenigen Wochen. Im spanischen Bankenmarkt selber können besonders die schwächeren Banken kaum noch Kredite erhalten und wenn doch, dann nur gegen „erstklassige“ Sicherheiten wie deutsche Bundesanleihen. Eine Randbemerkung hierzu: Ihnen ist vielleicht nicht entgangen, daß der Bund-Future ein Hoch nach dem anderen macht. Für Anleger ist es nur rational, in Papiere mit hohem Beleihungswert zu investieren, weswegen sich die Renditespreads wieder deutlich vergrößern. Und noch kann man auch mit spanischen und griechischen Euros Bundesanleihen kaufen und damit schlechtes Geld in besseres wandeln! Wie lange noch? Durch die sinkenden deutschen Zinsen (diese Bewegung wird sie gen NULL treiben) vergrößert sich leider auch der Druck auf Deutschland, noch mehr Geld dem Club Med günstig bereitzustellen. Aber zurück zu Spanien. Verglichen mit Spanien ist Griechenland ein Zwerg. Die Neuverschuldung lag letztes Jahr bei über 11% des BIP, die Gesamtverschuldung bei 53%. Noch steht Spanien „gut“ da, holt jetzt aber rasant auf und steht ökonomisch aufgrund der totalen Überschuldung der Privathaushalte vor dem Abgrund. Verglichen mit Spanien ist die US-Hypothekenblase ein laues Lüftchen. Man kann sich getrost auf weitere hunderte Milliarden € einstellen, die nach Spanien fließen werden.

Ein weiteres Land sorgte für Aufsehen – Japan. Der neue Ministerpräsident Naoto Kann warnte vor einer Schuldenkrise wie in Griechenland und vor dem Bankrott seines Landes. Mit über 200% Schulden, bis 2014 auf 246 % ansteigend, ist der Zug lange abgefahren. Man fragt sich, warum japanische Anleihen nicht schon vor Jahren eingebrochen sind. Hier zieht ein Desaster auf, das den Club Med marginal erscheinen lassen wird.

Aber kommen wir zum anfangs erwähnten Gold-Phänomen zurück. Es sieht so aus, als jetzt der Punkt erreicht ist, wo von einigen Investoren nur noch Gold als Vermögensspeicher anerkannt wird. Auf diesen Moment haben wir lange gewartet. Was mit der Konjunktur passiert, liegt im Nebel, wahrscheinlich ist ein weiterer Rückgang. An der Schuldenkrise ändert das nichts, weswegen Sie auf keinen Fall gegen Gold wetten sollten. Das ist sowieso einer der größten Fehler, in einem primären Bullenmarkt ständig Korrekturen traden zu wollen und damit immer wieder Geld zu vernichten. Anders sieht es bei den Basismetallen aus, die Sie eher meiden sollten, zumindest so lange, wie die Inflation nicht wirklich ins Laufen kommt. Für Gold spricht auch eine weitere Tatsache, die wenig kommentiert wurde. Der Iran hat angekündigt, Währungsreserven im Umfang von 45 Mrd. € in US-Dollar und Gold tauschen zu wollen. Aufgrund bekannter Affinitäten wird der Dollaranteil wohl der geringere sein. Sollten tatsächlich 30 Mrd. € (heute ca. 36 Mrd. USD) in Gold fließen, dann entspricht das über einem Drittel der jährlichen Minenproduktion. Aber vielleicht muß ja noch vorher das Land „befreit“ werden. Also Gold weiter long bleiben. Auch Silber sieht fundamental sehr gut aus, wenngleich es zuletzt dem Gold nachhing. Warum? Im aktuellen Morgan Report finden sich interessante Fakten. Laut World Silver Survey 2010 wurden 2009 140 Mio. oz Silber zu Anlagezwecken gekauft, so viel wie seit 20 Jahren nicht. Rückgänge bei der Industrie- und Schmucknachfrage wurden überkompensiert. 800 Mio. oz stünden in 1000 oz- Barren zur Verfügung, ca. 400 Mio. oz liegen schon in den weiter wachsenden ETF´s. Geht der physische Absatz weiter rasant voran, dann kann die physische Nachfrage zu diesen Preisen nicht mehr befriedigt werden und Silber muß massiv anziehen. Das war auch eine gute Überleitung zum letzten Punkt für heute, denn einige Marktteilnehmer fürchten sich gerade vor einem Einbruch der Edelmetalle.

Und hier kommt mal wieder das leidige Thema Inflation-Deflation zur Sprache. Sicherlich gibt es Argumente, die für eine deflatorische Entwicklung sprechen, wie die beschlossenen Sparprogramme und damit ein einhergehender Wirtschaftseinbruch, möglicherweise absackende Aktienbörsen oder schlicht und einfach Angstsparen. Doch vergegenwärtigen Sie sich, daß die Bond-Blase vor dem Platzen ist und daß bei den Leuten ein Gefühl der Unsicherheit entstanden ist, das mit den täglichen Hiobsbotschaften nicht mehr verschwinden wird. Das Papiergeld ist NICHT sicher. Billionen $ und € sind in Bonds, Spar- und Termineinlagen etc. investiert, die jederzeit auf den Markt drängen können und eine gewaltige Inflation lostreten werden. Der starke Goldpreis zeigt an, daß diese Bewegung langsam beginnt.

2 Kommentare

Kommentar from: Jürgen Kremser [Besucher]
Die Preise der Edelmetallmärkte sind rasant gestiegen, denn sie müssen notwendigerweise steigen, wenn nur eine Minderheit der Bürger beunruhigt ist. Sie hatten selbst geschrieben ein paar Hundert von 1,3 Millionen in München und Umgebung hätten ausgereicht pro aurum leerzukaufen. Es ist also vermutlich nur eine Minderheit, die dieses Phänomen bewirkt.

Ich finde trotzdem, daß die Empfehlung des Magister Gregor Hochreiter sehr wichtig ist, nicht auf die erwartete Hyperinflation zu spekulieren und vor allen Dingen nicht auf Kredit:

http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyid=13037

Wir leben jetzt in einem intermediären Zustand, vergleichbar einem Schiff, dessen Ruder abgebrochen ist. Wann es auf ein Riff auffährt, ist schwer zu sagen. Als der Goldstandard Anfang August 1914 zu Beginn des Ersten Weltkriegs suspendiert wurde, hielt sich der Geldwert trotz starker Erhöhung der Geldmenge bis Anfang 1922 noch leidlich.

Bei uns könnte eine stärkere Inflation erst einsetzen, wenn in Abstimmung mit den Gewerkschaften die Löhne der breiten Masse steigen. Danach sieht es aber zur Zeit nicht aus. Überall werden sogar die Löhne gekürzt. Woher soll da die Inflation kommen?


Natürlich ist es bis jetzt eine verschwindende Minderheit. Was die Inflation angeht, so muß man die Zeit während und nach der Weltkriege zur heutigen Unterscheiden. Es gab damals für viele Güter Preisobergrenzen. Die Waren verschwanden dann einfach und es bildeten sich Schwarzmärkte. Auch wenn die offizielle Inflationrate noch niedrig bleibt, muß das kein Zeichen für noch einigermaßen geordnete Verhältnisse sein. Was Sie zum Spekulieren auf Kredit sagten, stimmt natürlich. Wenn man es doch macht, dann nur in einer Höhe, die zu keiner Zeit bedrohlich ist. JK
15.06.10 @ 18:21
Kommentar from: top [Besucher]
Nun, auf jeden Fall steht uns weltweit und insbesondere im EURO-Raum eine "Neuverhandlung der Schulden" ins Haus, daran führt kein Weg vorbei.

Da kann auch die "Regierung" - dieses Wort ist für dieses Kasperletheater nicht angebracht - mit Ihrem lächerlichen Sparpaket nichts mehr bewirken, der Zug ist - wie in den meisten Staaten - schon abgefahren.

Das Vertrauen in die Währungen und Staaten ( !!! ) ist bereits zurecht schon stark angekratzt, ich schlage immer wieder die Hände über den Kopf darüber zusammen, dass überhaupt noch Staatsanleihen gekauft werden...
Naja, wahrscheinlich weniger von den Kleinanlegern und Fondsmanager, sondern derzeit wohl eher von der EZB, die wirklich den letzten Ramsch noch aufkauft...
Die Staaten ( und auch Deutschland ) sind faktisch pleite, sie haben es nur noch nicht ausgesprochen...

Edelmetalle sind nun die einzigste Möglichkeit, sein Vermögen noch halbwegs zu retten und sich ein wenig die Zukunft zu sichern, bald wird wirklich jeder auf sich angewiesen sein, einen Sozialstaat in dieser ausufernden Form wird es nicht mehr geben...


Kann Ihnen nur zustimmen. Da die mehr oder weniger konservativen Regierungen aber lieber die Masse belansten als die Banken heranzuziehen, steht uns eine Welle neuer linker und möglicherweise rechter Regierungen (siehe Holland) ins Haus. Die Stimmen wird gewinnen, wer endlich der Selbstbedienung der Banken ein Ende setzt. JK
15.06.10 @ 23:52

Hinterlasse einen Kommentar


Your email address will not be revealed on this site.

Deine URL wird angezeigt.
(Zeilenumbrüche werden zu <br />)
(Name, email & website)
(Allow users to contact you through a message form (your email will not be revealed.)