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Muffensausen? Ja!

von Jan Kneist E-Mail 20.04.11 21:52:28

Merkwürdiges geschieht im deutschen Bundestag. Einige Abgeordnete scheinen sich daran zu erinnern, daß es früher hieß, sie seien nur ihrem Gewissen und dem deutschen Volke verpflichtet!

Nicht der Bankenaristokratie, der Großindustrie, der „europäischen Idee“ oder anderem vorgeschobenen undemokratischen Unsinn oder gar einigen dubiosen Strippenziehern im Hintergrund. Nur wenige erinnern sich daran, immerhin mindestens 30 aus der FDP sind es jetzt, die endlich den Mund aufmachen und das Schalten und Walten der Regierung nach Gutsherrenart nicht mehr mitmachen wollen. Viel zu verlieren hat die FDP auch nicht mehr, käme sie nach aktuellen Umfragen nicht einmal mehr in dieses Pseudo-Parlament.

Die Gruppe um Frank Schäffler, dessen Name bei der Nachfolge von Westerwelle überhaupt nicht erwähnt wurde, q.e.d., will es jetzt wissen. Wie man im Tagesspiegel lesen konnte, wollen die "Rebellen" auf dem FDP-Parteitag im Mai den Antrag stellen, den ESM Rettungsfonds abzulehnen. Sie fordern weiterhin eine Insolvenzordnung für europäische Staaten und ein Verbot des Ankaufs von Schrottanleihen durch die EZB. Auf diesem Parteitag wird man verfolgen können, was an demokratischen Resten in der FDP noch vorhanden ist. Vorausgegangen war dieser Debatte eine Studie des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages - spätestens seit der Guttenberg-Affäre ein Begriff - und des Bundesrechnungshofes, die beide auf die Gefahren des ESM hinweisen und den Abgeordneten gar raten, dieses Konstrukt abzulehnen, weil es die Mitwirkungsrechte des Parlaments verletzt! Das dürfte in der Geschichte der BRD eine Premiere sein. Wörtlich schreiben sie, zitiert nach dem HB vom Mittwoch: "Durch die Übernahme einer Bürgschaft wird ein Verfahren in Gang gesetzt, an dessen Ende die Pflicht zur Zahlung sehr hoher Summen stehen kann, ohne daß das Parlament Einfluß nehmen kann...". Das ist für jemanden, der sich mit Bankgeschäften auskennt, nichts Neues. Dann verlautbarte der Bundesrechnungshof: "Alle Festlegungen zu Art und Höhe der deutschen Beiträge zum Euro-
Rettungsschirm unterliegen dem parlamentarischen Zustimmungserfordernis." Dummerweise will das Frau Merkel nicht und auch Schäuble hat gerade wieder seine zutiefst demokratische Grundhaltung dadurch klargemacht, daß er eine Mitsprache des Bundestages nicht wünscht. Sind also in 2 Jahren Italien, Belgien und Frankreich pleite, dann soll unser Geld abfließen, ohne daß die Abgeordneten mitzureden hätten. Vom Volk ganz zu schweigen, das sowieso nie bei Grundsatzentscheidungen gefragt wird. Dann käme auch noch die ab 2016 gültige Schuldenbremse in Gefahr (keine Sorge, bis dann gibt es keinen Euro mehr) und man müsse, wenn die Bürgschaften gezogen werden, gegen die "Verfassung" verstoßen. Ja, "die Reichweite dieser Ermächtigung ist kaum absehbar".

Oh, diese Formulierung weckt ungute Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Auch damals wagten nur Wenige Widerworte, als sich jemand ermächtigte. Die mitlaufende Mehrheit sagte später, sie hätte nichts tun können. Man kann immer, wenn man zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden nicht verlernt hat. Offensichtich ist diese Eigenschaft im Bundestag nur noch Wenigen zu eigen. Warum will Schäuble unbedingt die Mitsprache des Parlaments ausschalten? Weil er vielleicht vermutet, daß bei der nächsten Wahl Kräfte einziehen werden, die ihrem ursprünglichen Auftrag gerecht würden und Volkes Interessen vertreten? Also besser Fakten schaffen und dann darauf pochen, daß Verträge einzuhalten sind. Immerhin, die Unerhörtheit findet langsam ihren Weg in die Systempresse. Aus eigener Überzeugung, Erkenntnisgewinn oder nur, weil die Mengen an Leserbriefen und Abo-Kündigungen langsam unerträglich werden?

Wie auch immer. Es bewegt sich langsam was. Bewegung ist auch im Edelmetallmarkt. Silber erreichte mit 43 USD jetzt gerade ein neues Nach-Hunt-Hoch und Gold stellt auch ständig neue Rekorde auf. Lassen Sie sich von den angeblichen Experten nicht verunsichern, die die Bedeutung der Edelmetalle nie begreifen werden, wie im letzten Kommentar schon ausführlich besprochen. Richten Sie sich aber auf eine Korrektur ein, die jetzt bald ansteht. Dennoch wird es über Jahre weiter steigen, bis ein neues Geldsystem etabliert wurde. Aber aktuell ist es kurzfristig stark überkauft. Mehr als senkrecht geht nicht. Beim Silber gab es noch ein bedeutendes Ereignis, nämlich, daß es keine Silber-Zehner mehr für 10 € geben wird. Auch in monetärer Hinsicht wird die BRD der DDR immer ähnlicher. Immerhin wird es noch die 10er aus 625er Silber in PP geben, die dann aber mit deutlichem Aufgeld verkauft werden. Die Billigvariante wird aus Kupfer-Nickel sein und so wieder erklecklichen Münzgewinn eintragen. Damit werden auch die wenigen Silber-Zehner, die sich mal in den Umlauf verirrt hatten, verschwinden. Das Greshamsche Gesetz wirkt eben, das schlechte Geld verdrängt das gute aus dem Umlauf. Noch können Sie ja gutes Geld erwerben, es muß dafür aber immer mehr schlechtes hingelegt werden.

Erschienen im Rohstoff-Spiegel Nr. 08/2011 vom 16.04.2011

7 Kommentare

Kommentar from: Naam [Besucher]
Das grosse Problem der Schweizer Regierung: Überall quaselt dieses Volk den Politikern ins Geschäft. So unangenehm zumindest für die Politiker !!
21.04.11 @ 06:58
Kommentar from: Alfons [Besucher]
Da kann man sehen, wie die Zeit vergeht. Silber erreichte heute $46 !
21.04.11 @ 08:59
Kommentar from: King Balance [Besucher]
Die Menschen verstehen einfach nicht was vorgeht in diesen unseren Land. Nur so konnte entstehen was wir heute haben: Eine Parteienoligarchie!!!

Bleibt nur noch zu ergänzen, daß die heutigen Demokratien die bislang am besten versteckten Diktaturen sind.

Der Witz wird bald Wahrheit!
Treffen einander zwei Planeten.
"Wie geht's?"
"Nicht so gut."
"Wieso? Bist krank?"
"Ja, stell' dir vor, ich hab' Menschen."
"Mach dir keine Sorgen! Hab' ich auch gehabt. Das geht vorbei!"
21.04.11 @ 10:44
Kommentar from: Claudius v.d.Bach-Zelweski [Besucher]
"Vorausgegangen war dieser Debatte eine Studie des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages - spätestens seit der Guttenberg-Affäre ein Begriff - und des Bundesrechnungshofes, die beide auf die Gefahren des ESM hinweisen und den Abgeordneten gar raten, dieses Konstrukt abzulehnen, weil es die Mitwirkungsrechte des Parlaments verletzt."
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Den Damen und Herren Beamten bzw. Richtern geht der Hintern also langsam auf Grundeis, droht vor dem Hintergrund des Milliardenhinausschaufelns für "EU", Banken- und PIGS-Rettungsschirme doch der Verfall von Pensionsprivileg und anderen, liebgewonnenen Vergünstigungen nach Art. 33 Abs.5 GG...

Im Extremfall sogar der Verlust der Planstelle und des wohlbeheizten Behördensessels - das hat es durchaus schon einmal gegeben, unter den Brüningschen Austeritätsgesetzen 1931/32, die übrigens ebenfalls durch die internationalen Finanzkreise erzwungen worden waren (u.a. "Youngplan").

Dann steht statt Staatsnetto-Apanage der harte Borterwerb unter "marktüblichen Bedingungen", der sonst doch nur den zahlenden Untertanen zugedacht ist.

Kein schlimmer Zeit für einen "Staatsdiener" als das.

Immerhin darf mit sardonischem Lächeln zur Kenntnis genommen werden, daß die Merkel-Clique und die diese stützenden Blockparteien langsam auch Probleme mit dem bürokratischen Apparat bekommen.

Denn den Unwillen der (zumal "höheren") Beamtenschaft hat in Deutschland noch kein Regime überlebt - weder der "Rat der Volksbeauftragten" noch Kapp und auch nicht die ultramontan ausgerichtete Kanzlerschaft Brünings.

Was der NSDAP bei den Reichtagswahlen im November 1932 den Wahlerfolg brachte, waren vor allem anderen die Stimmen der Beamten - hatte Hitler diesen doch für den Fall der "Machtergreifung" zugesichert, sämtliche durch Brüning derogierten, wohlerworbenen Rechte sofort wieder herzustellen.

Was dann 1933 umgehend geschah.

Eine Erkenntnis, der sich selbst John Mc Cloy und sogar Stalin 15 Jahre später nicht verschließen konnten.

Das wird auch die ex-FDJ-Sekretärin noch erfahren.


Historisches Wissen ist für die Beurteilung der Gegenwart und möglichen Zukunft extrem wichtig... JK
21.04.11 @ 15:28
Kommentar from: Lars Schweinigel [Besucher]
Solange es sich legalerweise nicht um Hochverrat handelt, wenn die Vertreter des deutschen Volkes sich gleichzeitig, vor oder nach Ausübung Ihrer Ämter von der "Atlantikbrücke" mit Sekt, Häppchen und blöden Ideen vollstopfen lassen, habe ich keine Hoffnung auf eine Rettung des Systems.

Wohin verschwindet gerade Gutti: "Stelle bei einem amerikanischen Beratungsunternehmen". Wenn das mal nich gleich bei Kissi "Megatomb" im Hause ist.
22.04.11 @ 03:37
Kommentar from: Claudius v.d.Bach-Zelewski [Besucher]
Henry Kissinger alias Abraham Ben Elazar.

Liegt gegen den Herrn Alias und "Weltstaatsmann" Schmidt-Freund eigentlich auch schon ein belgischer Haftbefehl vor ?


Manche sind eben gleicher. In "Die Aktie Kissinger" sind seine Machenschaften dargestellt. JK
23.04.11 @ 16:57
Kommentar from: Jürgen Kremser [Besucher] · http://gruenguertel.kremser.info
Der Beamtenstatus steht im Widerspruch zur Demokratie; denn es kann nicht angehen, daß diejenigen, die den Staat verwalten, aufgrund ihrer Überprivilegierung gar nicht verstehen können, daß sich das sie ernährende Volk auf einer anderen ökonomischen Basis erhalten muß.

24.04.11 @ 14:49

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