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Zuspitzung

von Jan Kneist E-Mail 03.05.11 16:12:37

Und wieder kreisen alle Gedanken um Griechenland! Einst Wiege der Demokratie, heute über den Umweg Brüssel Katalysator ihrer Abschaffung. Trotz aller Beteuerungen der griechischen Regierung scheint ein Schuldenschnitt unmittelbar bevorzustehen. Er ist längst in den Kursen der Anleihen zumindest teilweise eingepreist. Zur Veranschaulichung: eine Anleihe mit einem Jahr Restlaufzeit: WKN: A0T6US, Laufzeit bis 20.03.2012, Kurs aktuell ca. 85,30%, Rendite über 25,0%. 10jährige Anleihen rentieren jetzt mit ca. 16% und haben damit die Abverkaufskurse vom Mai letzten Jahres längst überboten. Auch die Anleihen der anderen „PIIGS“ sind wieder im Sinkflug. Wer sagt, er müsse die Banken und sonstigen Anleger vor Verlusten schützen und daher käme ein Schuldenschnitt nicht in Frage, der täuscht die Öffentlichkeit.

Die Verluste sind ja längst da und spiegeln sich in den gesunkenen Kurswerten wider, sie wurden nur noch nicht in den Bilanzen der Banken ausgewiesen und realisiert bzw. abgeschrieben…Wer diese Anleihen in Hoffnung auf einen großen Reibach kaufte oder trotz Verschärfung der Lage behielt, denn der Steuerzahler wird ja einspringen, der darf dafür nicht belohnt werden. Warum gilt bei den Anleihen nicht, was bei jeder anderen Investition gilt, für die man als Käufer selber verantwortlich ist? Weil die Banken, die der Staat jetzt „retten“ muß, wiederum den Staat finanzieren! Es ist eine unheilvolle, wahnwitzige Symbiose und eine Einladung für „Moral Hazard“. Dennoch können die Marktkräfte nicht dauerhaft außer Kraft gesetzt werden. Wenn jemand überschuldet ist, dann gesundet er nicht, in dem ich ihm noch mehr Kredit gebe und seine Zinsverpflichtungen weiter in die Höhe treibe. Das ist völlig unlogisch und deshalb muß es einen anderen Grund für die „Rettung“ der Südschiene geben, Zeitgewinn, Umverteilung, Verarmung! Verkündete man heute einen Schuldenschnitt, z.B. um 50%, dann verminderten sich die Verbindlichkeiten der Griechen von 340 Mrd. € auf 170 Mrd. €, die Anleger müßten entsprechend 170 Mrd. € abschreiben und die Griechen hätten einige Jahre Zeit, das alte Schuldenniveau wieder neu aufzubauen. Falls ihnen noch jemand Kredit gibt. Und genau das ist nach einem Schuldenschnitt zweifelhaft. Es bliebe als Käufer der Junk-Bonds nur die EZB übrig. Das Problem des Club-Med ist natürlich die ungleiche Wettbewerbsfähigkeit, der Euro bringt das deutlich zutage. Die angebliche Lösung lautet: Sie müssen ihre Wirtschaft aufbauen, mehr und fleißiger arbeiten! Mohamed El-Erian von Pimco schrieb neulich im Handelsblatt, daß Sparmaßnahmen von weiteren Strukturreformen ergänzt werden müssen, Friedrich März sagt das gleiche. Aber wie wahrscheinlich ist es, die Griechen zur ehrlichen Steuerzahlung zu überreden, die Schattenwirtschaft zu bekämpfen, die Renten zu senken, Gehälter auf breiter Front zu kürzen etc.? Das gibt Aufstand, ganz zu schweigen davon, daß „Europa“ nicht das Recht hat, sich in die Angelegenheit der Griechen, Iren, Portugiesen etc. einzumischen und ihre Lebensart zu kritisieren. Das Recht glauben sie jetzt zu haben, weil sie ihnen Geld leihen. Der Widerstand dagegen wird steigen und das ganze Ansinnen zum Scheitern bringen. Vorschläge in Richtung Strukturreformen, mehr Wachstum etc. kann man nur als „naiv“ bezeichnen. Was dem Club-Med früher half, waren seine Währungsabwertungen, denn sie haben ja Industrie für Exporte und eine starke Tourismusindustrie. Genau hier liegt die einzige sinnvolle Lösung! Alles andere kauft nur Zeit. Die politischen Entscheidungsträger bleiben also lieber bei der bewährten Handlungsweise des Aussitzens und Verschlimmerns, weil sie sich nicht trauen, mit einem Schuldenschnitt „Terra incognita“ zu betreten. In der Tat wäre das eine Premiere für Westeuropa, auf eine Stufe mit Mexiko, Argentinien, Brasilien und anderen „ Bananenrepubliken“ abzusinken. Also bleibt es besser beim Aussitzen und dafür haben sie ein großes Vorbild beim "großen Bruder", Alan Greenspan und seinem Nachfolger Hubschrauber- Ben. Was wir seit Jahren prognostizierten, wird Realität, nämlich die Unmöglichkeit, in überschuldeten Wirtschaften die Zinsen erhöhen zu können. Was die EZB tat, war schon grenzwertig, die FED kann die Zinsen nicht erhöhen und befeuert bei steigender Geldmenge die Inflation und damit die Edelmetallpreise. Mit der Politik des billigen Geldes, die jede normale Marktbereinigung verhinder hat, wurde ein unheilvoller Weg beschritten. Und diese Politik spiegelt sich in sämtlichen Rohstoffpreisen und ganz besonders beim alternativen Geld – Gold und Silber – wieder.

Hubschrauber-Ben und seine Kollegen in den anderen Zentralbanken haben keine andere Wahl mehr. Das Monster steht vor ihnen und es bietet zwei Alternativen an: 1. Einbruch sofort, Vernichtung aller Schulden und Guthaben, Massenarbeitslosigkeit, Revolution etc., dann sauberer Neubeginn oder 2. Ereignisse analog 1., aber etwas später und dafür schlimmer und absolut unkalkulierbar. Wollen wir Bernanke, Trichet etc. vorwerfen, daß sie 2. wählen? Und da wir sicher sein können, daß sie sich immer für die Verschiebung des Absturzes entscheiden werden, ist die Anlageentscheidung einfach. Gold und Silber werden weiter outperformen und die Bankanalysten werden sich weiter die Augen reiben, weil das einzige "echte Geld" so in ihren Köpfen nicht existiert. Sie bemessen den Wert von Gold und Silber an deren Industrie- und Schmucknachfrage und sind blind für die wahre Bedeutung. Uns stehen noch weitere Jahre einer großartigen Hausse bei den Edelmetallen bevor. Bleiben Sie drin, aber stellen Sie sich auf steigende Volatilitäten ein.

Erschienen im Rohstoff-Spiegel Nr. 9 vom 30.04.2011

9 Kommentare

Kommentar from: leaveusalone [Besucher]
Die Hoffnung (auch wenn sie nur eine Illusion ist) stirbt zuletzt. Dieser Spruch gilt auch für FED & Co. Für sie geht es um alles - vor allem aus persönlicher Sicht: Macht, Geld, Status. Mit einem "Reset" wäre auch dies alles für sie vorbei.

Das sollte sich jeder klar machen: Wenn durch eine noch so vernünftige Entscheidung seine komplette Existenz, möglicherweise sogar sein Leben und das seiner Familie, auf dem Spiel stünde - würde er sich für die vernünftige Entscheidung entscheiden? - Vermutlich nicht. Ich jedenfalls würde in Anbetracht der Bedrohung jeden auch noch so aussichtslosen Kampf aufnehmen. Und so werden auch sie kämpfen bis zum Schluss. Frei nach dem Motto: Wer kämpft KANN verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren. Und genau das ist für "die" derzeit bittere Realtität.

Sie werden verlieren, aber möglichweise gewinnen sie kostbare Zeit - und sei es nur die, sich in Sicherheit zu bringen.
03.05.11 @ 18:10
Kommentar from: Michael [Besucher]
Quatsch. Die Alternative wäre, dass Deutschland den Euro verläßt. Dann sind sofort alle deutschen Privatfinanzinstitute erledigt. Also muß an erster Stelle eine europaweite, besser weltweite, Insolvenzordnung für Finanzinstitute stehen. Danach kann diese hirnrissige Kunstwährung in ihre früheren Mitglieder zerlegt werden. Sollen die "Bankiers" zusehen, wie sie alternativlos ohne Systemrelevanz zurechtkommen.
03.05.11 @ 19:50
Kommentar from: Achim [Besucher]
Eine Staatsanleihe ist erst dann am Ende wenn der entsprechende Gläubiger die 100 prozentige
Rückzahlung ausschliest.
Bis dahin spekuliert der Markt.
Im Fall Griechenland,Portugal,Irland usw
wird die EU sich sehr genau überlegen diese
platzen zu lassen.Ende des Euro.
Der Schneeball dreht sich nur weiter wenn es
nicht Crashed.
03.05.11 @ 20:54
Kommentar from: Roman [Besucher]
Es ist absolut unverantwortlich, dass die Regierung der BRD nichts unternimmt. In den kommenden Jahren werden Mio. von Menschen, die sich auf alle "Papierwerte" zur Altersvorsorge verlassen, schlichtweg verarmen. Hier wird ein schleichender und schmerzhafter Prozess in Gang gesetzt, der unkalkulierbare Risiken hervorbringen könnte.

Der einfachste Weg, das Problem zu lösen, wäre wahrscheinlich folgender: die BRD tritt aus dem EWU und IWF aus; die BRD erklärt, dass sie die Staatsschulden nicht zurückzahlt; die Bundesbank führt eine neue Währung ein (Wechselkurs 1:1) und fährt dann die gesamte Geldmenge über die nächsten Jahre langsam zurück, bis die Geldmenge vollständig durch Gold + Silber gedeckt werden kann. Gold und Silber werden als gesetzliche Zahlungsmittel in der Verfassung verankert und ein Bi-Metall-Standard eingeführt.

Natürlich würde damit ein massiver Vertrauensverlust einhergehen aber auch den würde Deutschland überstehen, da hier immer noch genug Realwirtschaft vorhanden ist, die echten Mehrwert schaffen kann (ganz im Gegensatz zu anderen Ländern wie z.B. Portugal oder England).
03.05.11 @ 21:09
Kommentar from: Hartmut Kollhoff [Besucher]
Alle Fakten 100%ig auf den Punkt gebracht, das unauflösbare Dilemma der Volks-Betrüger aller Coleur klar herausgearbeitet.
A. Greenspan sagte: "Der Euro wird kommen, aber keinen Bestand haben."
Richtig, so wie jede Betrugsmasche.

Vielen Dank und weiter so!
Hartmut
03.05.11 @ 21:39
Kommentar from: LuckyFriday [Besucher]
¡Spanien! - ¡un desastre mas grande!
(Spanien ist die grössere Katastrophe...)
03.05.11 @ 21:55
Kommentar from: han the man [Besucher]
Vielen Dank für die zutreffenden Schilderungen!

- Meiner Meinung nach werden die Notenbanker dieses Spielchen noch um einiges länger durchhalten können als es uns allen lieb ist. Bevor dann, wenn es keiner erwartet Ihr unter Punkt 1 genanntes Szenario über Nacht über uns hereinbrechen wird.

- Für mich sinnbildlich ist die Entwicklung in UK. Man beobachte mal die Entwicklung von: BIP vs. (Gesamt-)Schuldenquote und Neuverschuldung sowie Wirtschaftswachstums- vs. Inflationsentwicklung. Der schleichende Prozess des "sich an die Situation gewöhnens" ist am laufen, der Mittelstand wird ausgeblutet und verarmt. UK ist und war m.E. vorauseilend und wir dürften die selben Probleme ebenfalls erhalten.

- Die Vertrauensdeflation in Staat und Politik zeigt sich als Hebeleffekt in den Edelmetallen.
Ob die gwaltigen Manipulationen, insbesondere im Silbermarkt, zu einer nachhaltigen Beruhigung beitragen werden, muss mehr als bezweifelt werden......
04.05.11 @ 08:49
Kommentar from: Bert [Besucher]
Die Verschleppungstaktik ist schon eine Alternative, sie ermöglicht ja den Verursachern noch mehr Gewinn aus dem Souverän herauszuschlagen. Die Zitrone wird ausgequetscht bis zum Schluss. Das Ende wird das Gleiche sein. Dieses Ende ist ebenfalls gewünscht, denn wenn alles kaputt ist, dann ist Revolution und Krieg die Voraussetzung, wieder neue Gewinne zu machen. Während und danach. Wer das nicht verstanden hat, der hat nichts aus der Geschichte gelernt. Nichts neues im Westen.

Die einzige echte Alternative wäre, dass der Souverän endlich begreift, dass Demokratie eine Sache des Individuums ist und nicht der Obrigkeit. Nun, die Zeichen dafür stehen schlecht.
04.05.11 @ 09:28
Kommentar from: Huch [Besucher]
@ Roman
Gold/Silberstandard ist leider nicht die Lösung.
Schau Dir bitte den Film an, der erklärt das sehr anschaulich.
http://www.youtube.com/watch?v=RKMpjrw2Sm0

Übrigens müsste die BRD GmbH seine Schulden sowieso nicht zurück zahlen. Eine GmbH haftet bekanntlich nur mit 50 000. Davon abgesehen, sind wir rechtlich gar kein souveräner Staat.
Also was sollen diese Vorschläge? Die BRD wurde bekanntlich in den Euro gezwungen als Ausgleich für die zugestandene Widervereinigung. Mit anderen Worten, der Ausstieg aus dem Euro würde uns nie erlaubt werden. Da wären die ja blöd. Begreift das bitte, die BRD ist kein souveräner Staat. Wir haben nicht mal einen Friedensvertrag.
06.05.11 @ 08:48

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