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Schuldenfiasko abgewendet?

von Jan Kneist E-Mail 09.08.11 15:38:52

Ein großes Aufatmen machte sich Anfang dieser Woche breit, als sich in den USA Demokraten und Republikaner auf eine Erhöhung der Schuldengrenze in zwei Stufen um insgesamt 2,4 Billionen US-Dollar geeinigt haben.

Dies soll bis Ende 2012 reichen und „gegenfinanziert“ werden über Einsparungen von 2,5 Billionen US-Dollar innerhalb von 10 Jahren. Wo man davon 1,5 Billionen einsparen will, ist völlig unklar. Interessant, im letzten Haushaltsjahr wurden 1,65 Billionen Dollar neue Schulden gemacht, in einem Jahr. Diese Limiterhöhung reichte also, würde alles so fortgeschrieben, nur für ca. 1,4 Jahre. Man nimmt also jetzt einen Batzen mehr Schulden auf und „spart“ die Neuschulden einiger Monate über die nächsten 10 Jahre. Tun Sie das getrost als Massenverdummung ab, die die USA keinen Millimeter vom Abgrund der Pleite entfernen, sogar S&P hat das jetzt begriffen und abgestuft. Michael Mross schrieb treffend, daß sich die Zahlungsfähigkeit bzw. Bonität eines nachgewiesenen Pleitiers nicht erhöht, wenn man ihm nochmal 1000 Dollar Kredit gibt. Es geht nur noch um das Prolongieren (verlängern) bis zum Zusammenbruch. Die Amerikaner sind so pleite wie vorher, jetzt werden sie durch neues Gelddrucken nur nicht illiquide. Ein gravierender Unterschied, der der Systemjournaille unbekannt zu sein scheint. Man nennt es auch „greater fool“, also verlagere es auf den nächsten Blöden.

Aber noch eine Tatsache ist interessant. Bisher hatte die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in den USA höhere Priorität als der Erhalt der Geldwertstabilität. Unter Reagan wurden bewußt riesige Haushaltslöcher aufgemacht, um mehr Jobs zu schaffen. Es sollte sich ja alles wie von selber finanzieren, Laffer zumindest leitete das wissenschaftlich her. Jobs entstanden, aber das Minus wurde immer größer, was Laffer als akademisches Windei entlarvte. Was wird jetzt vermutlich passieren, wenn große Summen gespart werden sollen, in einer total überschuldeten Volkswirtschaft? Die Prognose, daß sich hier Arbeitslosenquoten wie in der großen Depression oder höher einstellen werden, dürfte nicht abwegig sein. Gegenüber früher ist das eine 180-Grad-Wende der US Politik, die auch noch völlig zu spät kommt. Ob sich die Republikaner damit einen Gefallen tun, darf bezweifelt werden. Noch (!) herrscht das allgemeine Wahlrecht und auch die, denen man es bei Krankenversorgung und Renten nehmen will, werden sich an die schamlose Klientelpolitik der Republikaner jetzt erinnern. Ob die Bush-Nachfolger wieder ans Ruder kommen? Wenn bis dahin eine Diktatur in den USA ausgerufen wird, vielleicht. Im Ergebnis dieses Theaters jedenfalls ist das Offensichtliche jetzt vielen noch klarer geworden: Der Kaiser hat keine Kleider an und die grünen Fetzen sind wertlos! Man wartet jeden Tag gespannt, wann das große Rennen losgeht.

Wie oben kurz erwähnt, konnte sich die Ratingagentur S&P dem Offensichtlichen nicht länger verschließen und hat gerade die USA auf AA+ abgestuft. Die Chinesen haben das schon vor Tagen getan, als ihre Ratingagentur ebenfalls Tacheles sprach. Gleichzeitig werden die Bürger weiter zu Goldkäufen aufgerufen. Und auch auf unserem Kontinent spitzt sich die Lage weiter zu, egal was die Brüsseler Dummschwätzer behaupten. Angeblich sei Griechenland ein Sonderfall, tönte es noch vor Tagen, Italien ein grundsolides Land, bla, bla. Währenddessen sind die Anleiherenditen für Italien und Spanien munter am Steigen und die deutschen Zinsen fallen. Genau so sieht Kapitalflucht aus. Italien und Spanien müssen jetzt für 10-jährige Anleihen 6% auf den Tisch legen, Deutschland knapp 2,5%. Dem Duce dürfte das mißfallen. Das "Fluchtgeld" strömt also in die Länder, die vermutlich zum "Nordeuro" gehören bzw. wieder eigene stabile Währungen haben werden, in den Schweizer Franken und natürlich in Edelmetalle. Wenn das so weitergeht und eine Überstrapazierung des Rettungsschirms droht (Italien zu "retten" ist unmöglich), dann bleiben nur noch Devisenkontrollen, Beschränkungen des Bargeldverkehrs etc. Das sind harte Maßnahmen, vorher kommt sicher eine weitere Ausdehnung des Rettungsschirms wie eben in einem Anfall von Klarsicht von Barroso und Rehn in die Runde geworfen. Vor Tagen war noch alles easy, jetzt stehen schon wieder Krisengipfel an.
Die Fluchtbewegungen aus allen risikobehafteten Anlagen werden zunehmen. Am Ende der Woche haben wir das auch mit Dax und Dow gesehen, die rasant einbrachen. Der Franken wird weiter steigen und den Schweizern wird der Export wegbrechen, aber das ist eine Randerscheinung, die den Kapitalzufluß nicht vermindern wird. Die Flucht in deutsche Anleihen wird bei uns die Zinsen weiter senken bis zu dem Punkt, wo auch hier die Stimmung kippt und klar wird, daß wir ebenso insolvent sind. Vorher können Sie vielleicht noch eine 10-Jahres-Hypothek für 3% Zinsen aufnehmen.

Indes tut der Bundesbürger genau das Richtige, er kauft in Rekordmengen Gold und Silber. Mehrere Zeitungen berichteten darüber. Er ist es leid, von den Politclowns in Berlin zum Narren gehalten zu werden, die Milliarden an fremde Staaten verschenken und uns gleichzeitig die Steuern erhöhen wollen. Sicherheit gibt es nicht, aber wenn Sie sich in die Lage dieser Volkszertreter versetzen, und deren zwei Alternativen betrachten (Nr. 1: Keine weiteren Rettungsprogramme für PIIGS Länder oder Banken, totaler Zusammenbruch innerhalb von Tagen oder Wochen, Chaos, Abwahl, Verhaftung und Aburteilung, dann Neuordnung des Ganzen OHNE sie oder Nr. 2: Weiter Geld drucken, Ergebnis wie bei 1, nur deutlich schlimmer, aber Monate oder gar Jahre später), dann fällt die Wahl doch leicht. Also weiter Edelmetall kaufen!

Erschienen im Rohstoff-Spiegel Nr. 16/2011 vom 16.08.2011

6 Kommentare

Kommentar from: Realo [Besucher]
Das Schuldenmanagement ist Teil der amerikanischen Innenpolitik und man muss kein Prophet sein, um den zukünftigen Streit um die einzusparenden Dollars im kommenden Präsidentschaftswahlkampf vorauszusehen. Eng wird es, falls das neue Schulden-Limit noch vor der Wahl aufgebraucht sein wird. Sollte es zu einem Konjunktur-einbruch kommen, wird es ungemütlich. Wir werden uns sehr wahrscheinlich mit weiteren Gelddruck-Exzessen abfinden müssen und insofern gebe ich Ihnen mit ihren Schluss-folgerungen völlig recht.
09.08.11 @ 17:30
Kommentar from: Achim [Besucher]
Stimme Ihnen in allen Punkten zu.
Lese gerade von JP Morgan neueste Einschätzung
zum Goldpreis.Bis Jahresende 2500 Dollar.
Wer jetzt nicht aufwacht kann dauerhaft
liegenbleiben.
Befürchte nur bei der Rechthaberei unserer
politischen Klasse eine totale Zahlungsunfähigkeit Deutschlands,bevor der Euro
scheitert.
MfG
Achim
09.08.11 @ 20:06
Kommentar from: Heiner K. [Besucher]
Das mit der Abwahl, Verhaftung, Aburteilung hat mir am Besten gefallen!
09.08.11 @ 21:31
Kommentar from: Zero [Besucher]
Wie krank das ganze System ist, sieht man sehr schön in Großbritannien. GB hat immer noch ein AAA-Rating obwohl jeder Profi weiß, dass sich die Briten nur noch über gegenseitige Anleihenkäufe zwischen FED und BoE über Wasser halten können. Derweil fackeln die Briten aufgrund der verheerenden Stagflation und den Sparmaßnahmen in verschiedenen Städten ganze Viertel nieder! (siehe http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/krawalle_in_london_1.11828589.html?independent=true und http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/britische_krawalle_breiten_sich_nach_norden_aus_1.11849953.html)

Die Massenmedien kapieren natürlich nichts und rätseln, wieso das denn so ist. Wenn dieses asoziale und unmenschliche Ponzispiel nicht bald ein Ende findet, dann wird der Tag kommen, an dem die Gold- und Silberbugs den Polit-Affen und den Ponzi-Bankstern richtig den A**** aufreißen.

Alle Leute aus der Mainstream-Presse und auch alle Unternehmer aus der Realwirtschaft, die die Situation maßlos unterschätzen, sich seit Jahren nur um unwichtigen Dreck kümmern und hier wahrscheinlich fremdbeschämt mitlesen, machen sich mitschuldig und werden eines Tages hoffentlich ihrer gerechten Strafe zugeführt. Dieser Personenkreis hat sich einen Platz im nordkoreanischen Exil redlich verdient.

PS: Die CDS-Spreads auf deutsche Staatsanleihen steigen seit Anfang Juni 2011 wieder an und liegen aktuell wieder auf dem Niveau mit Großbritannien ==> der Markt hat die versteckte Transferunion längst erkannt!
09.08.11 @ 23:12
Kommentar from: Naam [Besucher]
.. den Schweizern wird der Export wegbrechen ...

ja - ich denke, das wird so sein. Anderseits waren wir viele Jahre (in den 70ern) in der Handelsbilanz deutlich negativ. Diese Situation wurde jedoch durch den Tourismus (dieser wird sich auch nicht gerade gut entwickeln) und speziell in der Kapitalertragsbilanz mehr als ausgeglichen. Persönlich stört mich der Anstieg des Frankens überhaupt nicht - im Gegenteil. Importgüter müssten billiger werden und Investitionen im Ausland sind bei derzeitigen Wechselkursen super. Mit solchen Investitionen schwächen wir ja den Franken dann auch ....
10.08.11 @ 15:54
Kommentar from: Claudius v.d.Bach-Zelewski [Besucher]
Da fällt mir doch wieder ein - daß letzte "Downgrading" der USA fand, wenn ich mich nicht täusche, im Jahr 1941 (!) statt.

Der Rest der Geschichte ist bekannt: Am 07.12.1941 erklärte der demokratische Demokratenpräsident F.D.Roosevelt dem Japanischen Kaiserreich den Krieg.

Nach dem durch die USA durch völkerrechtswidrige Maßnahmen provozierten, japanischen Angriff auf Pearl Harbour, der noch dazu der US-Marineaufklärung und auch den Briten vorher bekannt gewesen ist (die modernen US-Flugzeugträger waren "zufällig" nicht in Oahu).

Den Krieg, den der Flottenimperialist, Bolschewisten-Freund (vgl. Hiss, Howe, Frankfurter etc.) und US$-Demokratiekreuzritter für die ganze Welt, F.D.R., so dringlich herbeigesehnt hatte.

Tokio war in die Falle getappt und F.D.R. und seine "Egg Heads" nebst grünbedrucktem Klopapier dem "Credit Crunch", "Triple Dip" und seinem total gescheiterten "New Deal" dank dem von da an globalen und totalen Kriegsbeschäftigungsprogramm gerade noch einmal entkommen.

Hierzu ein berühmtes Zitat von F.D.R.: "Jedes Mal, wenn in Tokio ein Taxi um die Ecke biegt, haben die Japse eine Gallone Benzin weniger."

Mal sehen, welches "Pearl Harbour" jetzt ins Haus steht - vielleicht ist es aber gar kein Pearl Harbour, sondern ein "Gulf Harbour" !?

Erstaunlich übrigens, daß sich heute niemand mehr an den "Masterdemocrat" F.D.R. erinnern will - in Berlin z.B., wo solchen "Demokraten" ja besonders gerne gedacht wird, gibt es zwar eine Clay-Allee (in bester Lage), eine Marshallstraße oder einen Adenauerplatz, aber keine Roosevelt-Straße o.ä., nicht einmal als Sackgasse...

10.08.11 @ 20:41

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