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Keynes versus Smith: Illusion versus Natürlichkeit

von Peter Boehringer E-Mail 18.02.13 13:05:25

Die Mainstream-Berichterstattung aus der medialen Schein- und Propagandawelt wird im Kontrast zur wirtschaftlich-gesellschaftlichen Realität immer schizophrener. Soweit, so bekannt und letztlich sogar „logisch“, denn der Spagat zwischen Realität und medial berichteter Realität ist nur noch unter Anwendung orwellschen Neusprechs und damit durch komplette Verdrehung von Begriffen und geschichtlichen Fakten durchzuhalten. Ein klassisches Beispiel liefern heute zwei Redakteure auf den Seiten 12 und 13 des Print-Handelsblattes, welche krampfhaft und unter Aufbietung von viel Demagogie den „Ökonomismus“ (gemeint ist die Marktwirtschaft) als böse und unmenschlich entlarven wollen. Dies wohlgemerkt im Handelsblatt – also im einstigen Bollwerk des Handels als Kernstück der Marktwirtschaft, welche Wohlstand durch Arbeitsteilung und Handel erst ermöglicht. Leider nicht online – darum sei unten ein wenig zitiert.

Jens Münchrath schreibt in Die Illusion des Adam Smith u.a.: „Adam Smiths Idee des … von Eigeninteressen getriebenen Menschen war … die Voraussetzung für die Mathematisierung der Ökonomie und trug zur Illusion bei, die Ökonomie könne sich von den Sozialwissenschaften absetzen und gleichsam den exakten Naturwissenschaften … sichere Voraussagen treffen. … Der Mensch gehorcht [jedoch] nicht mathematischen Formeln. Er ist vielschichtiger. Er ist widersprüchlicher, irrationaler. … Dass der homo oeconomicus nichts anderes als eine Kopfgeburt aus den Ideenlabors von [Smith´schen] Wirtschaftswissenschaftlern war, offenbarte erstmals der Brite John Maynard Keynes. “

=> Soso… Stellen wir „for the record“ zunächst fest, dass die Vor-Smith´sche Welt schon Jahrhunderte und Jahrtausende lang ganz ohne Nationalökonomen oder Volkswirte Arbeitsteilung und damit notwendigerweise auch ganz „egoistisch“-eigennutzenmaximierend Handel getrieben hat. Erfolgreich und ganz ohne Modelle wurden im Wege freier Ausübung der Marktwirtschaft Wohlstandsgewinne durch Spezialisierung gehoben, ohne die wir alle noch als kleine Amateur-Subsistenzler in selbstgemachten schlechten Fellen in Höhlen leben oder besser überleben würden. Der Markt war und ist der Ort, an dem freie Menschen zusammenkommen und in vollem Bewusstsein ihres „Egos“ bzw. ihres „Egoismus“ bzw. Eigeninteresses Tauschgeschäfte tätigen, die beide Seiten besser stellen als ohne Tausch. Weder bedurfte es dazu der Denkergebnisse eines Adam Smith, noch eines Keynes noch eines neuen Frank Schirrmacher-Buches „Ego – Das Spiel des Lebens“ (mehr dazu unten), um die formalökonomisch völlig ungebildeten Menschen und Analphabeten in allen Kulturen zu freiwilligen und meist auch erfolgreichen Marktwirtschaftlern zu machen. Darum gilt apodiktisch, unwiderlegbar und ewig Baaders Verdikt: „Wer den Markt verhöhnt, der verachtet den Menschen“. Erst recht gilt die heute aktuelle Präzisierung in immer mehr vollpolitisierten Märkten: Wer die Märkte manipuliert, managt oder politisch gängelt, der verachtet den Menschen. Und ja: natürlich gibt es auf allen Märkten der Welt jeden Tag millionenfach Abweichungen vom idealtypischen Angebots-Nachfrage-Gleichgewicht. Doch freie Märkte haben abgesehen von wenigen Ausnahmen Selbstregulierungskräfte, die „Fehler“ bzw. Fehlallokationen von Ressourcen zügig und meist vor dem Entstehen größerer Verwerfungen korrigieren. Dies funktioniert seit Jahrtausenden auf allen denkbaren Märkten – lange bevor es Volkswirte gab und sehr lange, bevor auch nur die Idee „moderner“ Volkswirtschaft und Makroklempnerei denkbar und salonfähig wurde…:

=> Stellen wir weiterhin fest, dass Münchraths o.g. Zitat zwar nicht wirklich originell – aber immerhin gar nicht so falsch wäre, würde er denn den Verursacher des Desasters der „modernen“ VWL des 20. Jahrhunderts nicht ausgerechnet bei Smith im 18. Jahrhundert verorten, der als Moralphilosoph in seinem Werk immer auch den Einzelmenschen mit seinen Emotionen (Keynes 150 Jahre später: „animal spirits“) sowie auch dessen nicht zentral planbare und damit auch nicht vollumfänglich modellierbare Bedürfnissen betont hat. Der ganze [berechtigte] Vorwurf bzgl. der Mathematisierung der Ökonomie darf keinesfalls in orwellianischer und ahistorischer Faktenumdeutung ausgerechnet gegen Smith gerichtet werden, sondern muss sich gegen Keynes und Schüler richten! Deren weltfernen und ideologischen Unsinn der „Makrosteuerbarkeit“ von Märkten und Gesellschaften mussten sich seit über 80 Jahren inzwischen fünf Generationen an Volkswirten gegen alle empirisch-historische Evidenz in den Kopf prügeln, wollten sie denn mal B.A., Master, Journalist, Doktorand oder gar Professor der „modernen Volkswirtschaft“ werden, deren absurdes Hohelied die Falschgeld-finanzierten Politiker und ihr devoter Medien-Mainstream seit Jahren singen. Einer der Exponiertesten und Einflussreichsten dieser Keynes-Schüler war bekanntlich der „Ökonometriker“ Samuelsson. Anlässlich dessen Ablebens mit 94 Jahren schrieb ich 2009 u.a.:

„Samuelson hatte die falschen Lehrer: Was sollte nach den Depressionserfahrungen auch herauskommen, wenn Samuelson in Harvard damals ausgerechnet Alvin Hansen und damit John Maynard Keynes beeinflussten...? Keynes ist zeit seines Lebens nie auf die für die Österreichische Schule so naheliegende Idee gekommen wäre, dass die Große Depression der Dreißiger eine platzende Blase bzw. eine unvermeidliche Folge der pervers-kreditfinanzierten ‚Roaring Twenties‘ gewesen ist! Und so wurde auch Samuelson schon als Teenager und Twen auf die falsche Schiene gesetzt und ‚wissenschaftlich‘ fehlerhaft eingenordet. Die WAHRE, ungestörte Marktwirtschaft mit solidem, gedeckten Geld hat Samuelson nie kennengelernt. Noch hat er sich wohl je ernsthaft historisch mit der ungestörten Wirtschaftsentwicklung mit fast inflationsfreiem Wachstum unter der Zeit des Goldstandards im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert beschäftigt. So weit - so tragisch. Leider arbeitete Samuelson danach jahrzehntelang auf Basis falscher Prämissen aus den Dreißigern. Nie schwor er dem keynesianischen Irrglauben ab, dass Marktunvollkommenheiten das Eingreifen des Staates notwendig machen. … Samuelson hat sich als primär naturwissenschaftlicher Theoretiker in ein Fremdfach eingemischt, zu dem mathematische Modelltheorien jedenfalls auf Makroebene einfach per definition nicht passen! Die Ökonomie ist eine (angewandte) Sozialwissenschaft mit dem Haupt-Forschungsobjekt ‚komplexer, imperfekter und häufig irrationaler Mensch‘. Sie ist keine Naturwissenschaft mit praktisch immer sehr eindeutigen Kausalgesetzen von Ursache und Wirkung. … Die mathematisierte ‚Ökonometrie‘ bzw. ‚Economics‘ im Samuelson´schen Verständnis ist dagegen ein mathematisch-schönes Bauwerk, das aber leider wenig mit der realen Menschenwelt zu tun hat. Und erst recht nichts mit den Realitäten in der pervertierten Welt des privatisierten fraktionalen und ungedeckten Papiergeldsystems, in dem das ‚uneven playing field‘ zugunsten der Gelddrucker und Systembanken heute die absolute Regel ist! Die allgegenwärtigen Markt-Manipulationen und die Mengen an willkürlich von Eliten gedrucktem oder auch wieder vernichtetem Papiergeld sind niemals modellierbar! Weder qualitativ noch quantitativ. Nicht ex post und erst recht nicht ex ante, wie es die Modelltheoretiker aber immer so autoritativ behaupten, wenn sie neue, noch komplexere Modell vorlegen...“

Oder wie ich die Kritik der „modernen“ Modell-VWL des 20. Jahrhunderts vor inzwischen acht Jahren etwas kürzer formuliert habe (hier , S. 14):
„Die (VWL)Welt braucht dringend mehr Common Sense und weniger Modelle und Mathematik!"

=> Wir sehen: Von Jens Handelsblatt Münchraths Vorwürfen bleibt in Bezug auf Adam Smith wenig bis nichts übrig. Hätte er „Keynes“ oder „moderne Volkswirte des 20. Jahrhunderts“ statt Smith gesagt, wäre ihm zuzustimmen. Doch diese Urheberverwechslung des Desasters der heute vollkeynesianisch-vollpolitisiert-pervertierten Marktwirtschaft ist kein Zufall: Die Ursachenverdrehung hat Methode, denn Münchrath tritt weiter nach:
„Die Krise hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Theorie effizienter Märkte eine Illusion ist. … Der Verlust des homo oeconomicus und die zerstörte Illusion effizienter Märkte ist schmerzhaft.“ XX(

=> Auch hier fehlt jedes Verständnis dafür, warum denn die natürliche Effizienz und Selbstheilung bei Störungen (s.o.) heute verloren gegangen zu sein scheint: Sie ist perdu, weil effiziente, freie, faire Märkte von kraftvollen Mächten nicht mehr gewünscht sind und darum mit Hilfe fraktional geschöpften Kredit-Falschgelds ohne jeden Anker seit 100 bzw. 42 Jahren Stück um Stück ausgeschaltet werden! Es ist heute viel einfacher, Beispiele für Märkte zu finden, die politisch-ideologisch weitgehend reguliert / manipuliert / gesteuert werden als solche für noch wirklich freie Märkte. Die Krise hat -um in der Terminologie des Herrn Münchrath zu bleiben- daher nur gezeigt, was passiert, wenn man die Selbstheilungskräfte freier Märkte zu lange unter extremer Machbarkeitshybris ausschaltet. Die Natur lässt sich auf Dauer nicht unterdrücken. Die Krise ist ein Krankheitssymptom der vollpolitisierten Ökonomie – und eben nicht des seit 100 Jahren mit Falschgeld vergifteten und vergewaltigten Rest-Marktes! Freie Willensentscheidungen der Menschen werden jeden Tag millionenfach und totalitär unterdrückt. Was anderes als Krise und Krankheit soll hier herauskommen?

=> Dabei wäre der Mensch in einer kleinen, natürlichen, nicht-anonymen Umgebung durchaus zu freiwillig-altruistischem und zugleich marktkonformem Verhalten fähig. In kleinen Gemeinschaften schließen sich gesunder, existenzsichernder Egoismus des Einzelnen und Altruismus keinesfalls aus. Wenn darum Münchrath schreibt „Der Mensch ist durchaus zu altruistischem Verhalten fähig, keinesfalls ein Nutzenmaximierer.“, dann ist dies zwar völlig korrekt gesprochen – doch die „Folgerungen“ gegen die Marktwirtschaft aus dieser Erkenntnis heraus sind einfach völlig abwegig. Kein Wort darüber, dass menschlicher Altruismus zwei Voraussetzungen hat: Erstens die o.g. kleinen, natürlichen Vertrauens-Gemeinschaften (im Gegensatz zu vollanonymen, heterogenen und künstlichen Zwangs-Gemeinschaften à la EU-ropa) und zweitens gesundes Geld und freie Märkte als Normalfall des Leistungsaustauschs, so dass die dann wohlhabenderen Menschen sich fair behandelt fühlen und von ihrem Wohlstand sogar in einer größeren, hoch arbeitsteiligen Gemeinschaft einen Verteilungsspielraum haben, der sie in Grenzen altruistisch bzw. scheinbar „marktfern“ handeln lässt. Dies jedoch nach aller geschichtlichen Erfahrung freiwillig nur bis zum „Zehnten“ oder bis zu den Grenzen eines 10%igen Minimalstaats mit vielleicht 10%iger Staatsquote ggü. der (offiziell) 50%igen bzw. (inoffiziell) 70%igen in der heutigen perversen vollpolitisierten Ökonomie!

Soweit zu „Die Illusion des Adam Smith“. Ein Handelsblatt-Artikel pro Keynes, der umso erstaunlicher und schizophrener ist, da doch nur eine Ausgabe zuvor die selbe „Handelsblatt“-Redaktion ein 12-seitiges (!) Special Die 7 Irrtümer des John Maynard Keynes veröffentlicht hat, das immerhin weitgehend OK ist, auch wenn sich das Handelsblatt natürlich auch dort nicht an das Kernproblem des Falschgeldsystems gewagt hat, ohne das der heute an seine bereits künstlich völlig überdehnten Limits stoßende keynesianische Unsinn niemals über 80 Jahre lang finanzierbar gewesen wäre – und damit die ultimative Finanz- und Systemkrise seit 2007 nie hätte entstehen können!

Zur Schizophrenie und Parallelwelt-Berichterstattung passt denn auch das zweite Stück des heutigen Handelsblattes: Reise in den Maschinenraum des Kapitalismus. Eine überschwängliche Buchrezension des neuen Schirrmacher-Buches Ego – das Spiel des Lebens“, das wie so oft und zum Handelsblatt passend wieder einmal haarscharf am Problemkern unserer Ökonomie und Gesellschaft vorbeigeht. Torsten Handelsblatt Riecke zitiert dabei Schirrmacher wie folgt Es ist ein großer Unterschied zu sagen, der Mensch ist egoistisch, oder zu behaupten, es ist vernünftig, egoistisch zu sein [= Smith]“ :roll:

=> Von einem FAZ-Herausgeber mit eigentlich langjähriger marktwirtschaftlicher und freiheitlicher Tradition sollte man mehr Niveau erwarten dürfen als solche schlaglichtartigen Kampfparolen gegen die Natur. Und vor allem mehr Realitätsbezogenheit, denn es macht keinen Sinn, gegen alle historische Evidenz, Biologie, Psychologie den Egoismus der Menschen als die wichtigste Triebkraft seines Handelns und als wichtigsten Erfolgsfaktor seines Überlebens zu kritisieren oder gar dagegen zu moralisieren! Natürlich ist es vernünftig, egoistisch zu sein – auch wenn das heute kein Gutmensch mehr hören will. Die Grenze dieses Egoismus und dieser Freiheit liegt dort, wo die Freiheit anderer anfängt. Kodifiziert hat die vernünftige und zivilisierte Menschheit dies einstmals in Form allgemein gültiger (!) Gesetze und Regeln; wirtschaftlich gelebt bis vor etwa 100 Jahren in Form des freien Marktes (im krassen Gegensatz zum Beispiel zu den heutigen hoch selektiven und pervers-unfairen bailouts for the banks!). Dies schließt den oben begründeten Altruismus keinesfalls aus. Leider kommen weder Schirrmacher noch sein Rezensent auf die Idee, die (Weiter)Gültigkeit dieser Regeln wieder sicherzustellen und endlich für die Einhaltung des Rechtsstaats und für freie Märkte mit gleichen Zugangsregeln für alle zu plädieren! Anstatt sich den Problemursachen zu widmen, jammert man lieber über eine ur-natürliche menschliche Eigenschaft, was nur noch einen kleinen Schritt von totalitärer Planwirtschaft und Menschengängelei entfernt ist. Die Ursache der Finanz- und Gesellschaftskrise liegt zuallererst in unserem a-moralischem Papier-Falschgeld mit Billionen-schweren Seignorage-Gewinnen bei den Banken und illegitimen Zinsgewinnen auf illegitim geschöpftes und fraktional vervielfachtes Kapital. :!: Nicht der „Egoismus wie am Fließband“ (Schirrmacher), sondern dieses Falschgeld und alle dazu gehörigen Regelbrüche werden heute am Fließband produziert!

=> Sprüche à la „Der Ökonomismus durchdringt heute alle Poren unseres Lebens“ belegen nur, dass Schirrmacher das Wesen des Marktes und der Ökonomie nicht verstanden hat. Die „oikonomia“ (griech. „Haushaltung“) ist keine Theorie, sondern die omnipräsente und damit vom Menschen notwendigerweise verinnerlichte Erkenntnis bzgl. der Knappheit fast aller wesentlichen Güter: Vernünftiges (und damit überlebenssicherndes!) Wirtschaften bedeutet immer, ein Produktionsergebnis mit geringstmöglichem Arbeits- und Gütereinsatz zu erzielen. Oder eben, mit gegebenem Einsatz von Produktionsfaktoren einen maximalen Output zu erzielen. Diese Effizienzaxiome lernt jeder Ökonomie-Student in der ersten Vorlesungsstunde. Ob dies in einer orwellianisch-verlogenen und zunehmend ideologisierten, lebensuntüchtigen Gesellschaft mit schizophrenen, bestochenen und/oder pseudo-intellektuellen Schreiberlingen allerdings auch künftig so sein wird, muss man inzwischen bezweifeln…

Roland Baader hegte nicht ohne Grund tiefes Misstrauen gegenüber den verblendeten Pseudo-Intellektuellen des keynesianischen Mainstreams bzw. gegenüber den potenziell und inzwischen sogar real totalitären Makroklempnern: In „Kreide für den Wolf“ schrieb er schon 1991:
Was am Kapitalismus ‚kalt‘ und ‚unmenschlich‘ sein soll, das ist die Tatsache, dass sie den Menschen keine Illusionen vorgaukelt von einem irdischen Paradies der Edlen, der ‚solidarischen‘ und ‚neuen‘ Menschen, sondern daß er sie so akzeptiert wie sie sind: Egoistisch und hilfsbereit, verschlagen und offen, dumm und gescheit, faul und fleißig, nüchtern und verträumt. Was am Sozialismus ‚menschlich‘ sein soll, das ist in Wirklichkeit nur die Illusion, der Irrtum und der Wahn. … Dieser Wahn aber lebt fort.

Der Markt ist der Mensch: Der Ort, an dem freie menschliche Willensentscheidungen zu freiwilliger Nachfrage und freiwilligem Angebot von Waren aufeinandertreffen. Wer darum in illusionärer und wahnhafter Machbarkeits-Hybris in diesen Markt eingreift, greift zwingend totalitär in die freie Willensbildung der Menschen ein, was die Machtpotentaten des Falschgelds heute jeden Tag tun. :!:

Wie sogar Rezensent Torsten Riecke heute zugeben muss, muss Schirrmacher die Frage nach einer Alternative zum Markt offenlassen. Wäre es anders und Schirrmacher versuchte sich an der Ausformulierung einer Alternative, würde die komplette Impraktikabilität und/oder die Unmenschlichkeit und Widernatürlichkeit jeder denkbaren Alternative klar und totalitär zu Tage treten. Also lassen die Pseudo-Intellektuellen heute lieber alles im Vagen und Intransparenten. So subversiv und intransparent -aber dennoch gefährlich und real verarmend- wie es eben auch EZB, Fed, ESM etc. heutzutage tagtäglich milliardenschwer sind!

Und weil diese ganzen Debatten uralt und heute höchstens noch ermüdend sind, irrt Torsten Ricke auch mit seiner Unterstellung bzgl. Schirrmachers Buch „Insbesondere Liberale wird es provozieren“. Nein: Schirrmacher provoziert uns nicht mehr – er ist nur ein weiteres Exponat in der langen Reihe fehlgeleiteter bzw. nicht tief genug ursachenforschender Intellektueller. Provoziert wird durch längst widerlegte Thesen nicht der Liberalismus – sondern höchstens die freie Menschheit, die sich -da abstrakt und nicht organisierbar- leider nicht selbst wehren kann.

Prof. Gerd Habermann, Initiator und Sekretär der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft, schreibt passend dazu just heute in einem ganz neuen Artikel auf Misesde.org:

Die Kernideen des Liberalismus waren und sind: Vertragsfreiheit statt Zwang, freier Tausch statt Raub, die Marktwirtschaft als moralischer Disziplinierungsmechanismus: Aufstieg und Wohlstand nur durch Dienste am anderen im Rahmen der Arbeitsteilung; der Unternehmer als Diener der Konsumenten, von deren täglichem Plebiszit am Markt sein Schicksal und seine Macht abhängen; die Idee einer sozialen Ordnung durch moral- und regelgebundene Freiheit, das Recht auf den Ertrag der eigenen Arbeit, das Recht auf die eigene Lebensplanung. Was sollen gegen diese unvergängliche, schlichte Botschaft all die [nur] Sonderanliegen dienenden Vorstellungen von Sozial-, National-, Wirtschafts-, Bürgerrechts-, Öko-, Rechts-, Links- oder gar ‚mitfühlendem‘ Liberalismus? Es gibt nur die eine und ungeteilte Freiheit.“

EU, EURopa und das weltweite Falschgeld sowie die zunehmenden Politdiktaturen in aller Welt sind das genaue Gegenmodell zur hier beschriebenen Freiheit. Die Freiheit hat -obwohl natürlicher Zustand- leider keine eigene naturgegebene Lobby. Zwar wirken ihre Regulierungsmechanismen auch gegen noch so mächtige totalitäre Apparate. Allerdings nur langsam und uU sehr schmerzhaft. Die mächtigsten Regulierungsmechanismen sind die Weltkrise bzw. der Weltkrieg. Wollen wir dies verhindern und die freiheitliche „Nachkriegszeit ohne Krieg“ erreichen, dann ist es ist an uns, der Freiheit und damit dem Frieden rechtzeitig eine Lobby zu geben.

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Drei aktuelle Veranstaltungshinweise:

1. Peter Boehringer: „Logik und Folgen der permanenten Systemrettungen“.
Gastvortrag im Rahmen einer ÖDP-Veranstaltung
19. Februar 2013, 19 Uhr: Saal von St. Bonifaz, Karlstr 34, München

2. Prof. Gerd Habermann: „Alte und neue Fronten der Freiheit“.
Vortrag im Rahmen eines Clubabends der Hayek-Gesellschaft
21. Februar 2013, 19.30 Uhr: Marktwirt am Viktualienmarkt (Gewölbestube), Heiliggeiststraße 2, München

3. Podiumsdiskussion der Freien Wähler: „Europa und der Euro – Chancen und Risiken
22. Februar 2013, 18 Uhr: Maximilianeum München (Senatssaal / Steinerner Saal, 2. OG)

12 Kommentare

Kommentar from: Goldhamster [Besucher]
So sehr ich Ihre Kommentare schätze, so sehr missbillige ich die einseitige Sichtweise (im übrigen aller Wirtschaftsexperten und solche, die sich so nennen) auf Keynes.

Wie stehen Sie zur Idee des "Bancor", die mir insgesamt recht ausgereift erscheint?

Hier ein Auszug aus dem Buch "Welt.Macht.Geld" (sehr empfehlenswert!), das den Betrug von Bretton Woods und seine Folgen sehr analytisch beschreibt. Die Zitate sind von Keynes, der offensichtlich kein Goldgegner war, es aber als Wirtschafts- und Handelsgut für unnütz hielt (womit er eigentlich recht hat, es ist "nur" eine Währung):

Die Goldfrage
Da letztlich Güter gegen Güter getauscht würden, hätte man im alltäglichen Handel auf Gold (oder Geld) weitgehend verzichten können. Seine Bedeutung als Wertspeicher und zweifelsfreies Zahlungsmittel hätte Gold aber dennoch beibehalten:
Gold besitzt nach wie vor einen großen psychologischen Wert, der durch die gegenwärtigen Ereignisse nicht gemindert wird; und das Verlangen, sich gegen unvorhergesehene Eventualitäten mit Gold zu wappnen, wird wahrscheinlich erhalten bleiben. Gold hat auch den Vorzug, dass es in ausgesprochener Weise (…) für internationale Zwecke als unzweifelhafter Wertmaßstab dient, für den es nicht einfach wäre, einen brauchbaren Ersatz zu finden. (…) Was die Welt auf lange Sicht mit Gold anfangen will, ist eine andere Angelegenheit. Die Absicht der Clearing Union besteht darin, Gold als die alles beherrschende Größe zu ersetzen, nicht jedoch, es gänzlich abzuschaffen.[26]
Der Bancor sollte in Gewicht Gold definiert sein, wobei sein Verhältnis zu Gold von der Clearing Union angepasst werden könnte. Die Nationalwährungen stünden wiederum in einem festen (genauer: nur nach Vereinbarung und in Grenzen veränderlichen) Wechselkurs zum Bancor:
Das internationale Bankgeld, dem wir den Namen Bancor gegeben haben, ist in Gewicht Gold definiert. Da die Nationalwährungen der Mitgliedsstaaten wiederum in einem definierten Wechselkurs zum Bancor stehen, haben sie auch einen entsprechenden Wert in Gold, der zugleich ihr offizieller Ankaufskurs für Gold ist, oberhalb dessen sie nicht zur Zahlung verpflichtet sind.[27]
Die Nationen könnten gegen Einzahlung von Gold bei der Clearing Union Bancor erhalten – nicht jedoch im umgekehrten Sinne gegen Zahlung von Bancor Gold erhalten. Diese einseitige Konvertibilität wäre zwingend notwendig, weil andernfalls die Nationen dem System Ressourcen entnehmen könnten, anstatt die eingenommenen Bancor für den Handel mit anderen Nationen zu verwenden – schließlich sollte das System sicherstellen, dass jeder Gütertausch früher oder später durch einen entgegengesetzten Gütertausch ausgeglichen würde:
Aus offensichtlichen Gründen wäre jedoch diese eine Beschränkung essenziell: kein Mitgliedsstaat könnte beanspruchen, von der Clearing Union im Tausch gegen Bancor Gold zu erhalten; weil der Bancor nur für die Übertragung auf ein anders Clearingkonto genutzt werden kann. Daher bestünde zwischen Gold und Bancor die Konvertibilität nur in einer Richtung.[28]

Nachzulesen bei: Welt.Macht.Geld von Georg Zoche, erschienen im Blumenbar-Verlag; Online kostenlos lesbar unter www.weltmachtgeld.de
Quelle Gold- Zitat von oben: http://weltmachtgeld.tnparty.eu/index.php/Großbritannien_1940–42:_Gütertausch_und_BANCOR


Antwort gerne auch nicht-öffentlich per E-Mail.

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=> AW PB: Lieber Goldhamster: Keynes ist enorm vielschichtig, so dass man sicher nicht alles an seiner Lehre ablehnen kann. Ich konzentriere mich darum bei Kritik an ihm (auch hier und heute wieder im Blog) immer auf seine HAUPTforderung, mit der er nun einmal berühmt (berüchtigt!) geworden ist: der Stimulierung der Wirtschaft auf Pump, der -wie sich nach 80 Jahren real praktizierten Keynesianismus ja nun praktisch ausnahmslos gezeigt hat- nach der Stimulusphase (= "Drogenkonsumptionsphase") immer eine üble Katerphase nachfolgt. Je höher der künstlich aufgetürmte Stimulus-/ Schuldenberg, desto schlimmer. Dass es auch einen zweiten Teil seiner These gab ("Sparen in guten Zeiten / Rückführung der Überschuss-Liquidität"), darauf werde ich seit Jahren ständig immer wieder hingewiesen. Erst im vorigen Blog wieder - siehe dazu bitte hier meine Antwort an mephisto.

=> Bzgl. seiner fatalen Hauptforderung also gibt es darum aus praktischer (vielleicht ungleich akademischer) Sicht keinerlei Grund, von meiner "einseitig" negativen Sichtweise auf Keynes auch nur einen Millimeter abzurücken. Keynes wurde schon früh gefördert, populär und geradezu zum Politökonom-Star, weil er zugleich den immer auf Wählerstimmenkauf geilen Politikern und den immer auf Kreditausweitung geilen Bankstern nach dem Mund redete bzw. deren Interessen vertrat. Punkt - so einfach ist der Lebenserfolg von Keynes und seiner im Prinzip trivialen Kernforderung erklärbar. Seine ökonomische Hauptthese ist der Blankoscheck für machtgeile Elitisten, den sie benötigen, um über ihre Verhältnisse zu leben und ihre Macht dauerhaft abzusichern.

=> Zu ANDEREN Keynes-Themen steht ja hier nichts im Blog. Zum Bancor nur kurz (führt hier zu weit und war heute nicht Blogthema): Ich habe die SDRs (als realem Umsetzungsversuch des Bancor) schon mehrfach in Blogs thematisiert. Fazit daraus: nette Idee - funktionierte aber in den 70ern nicht, weil die SDRs als betrügerisches Goldsurrogat von den Menschen durchschaut und abgelehnt wurden; siehe hier ein Blog von 2009 zum Thema. Ein neuer Versuch würde genau wie damals nur mit einem sehr hohen Anteil an Gold im Bancor-Korb durchsetzbar sein. Oder eben mit totalitärer Gewalt - nicht auszuschließen...

=> Bzgl. Keynes und Gold: Ja, er war kein apodiktischer Goldhasser. Hat ja auch keiner hier geschrieben. Da Keynes selbst mit verantwortlich zeichnete für das (ab ca. 1960 dann betrügerische, da nicht mehr voll gedeckte) Gold-Dollar-System von Bretton Woods, konnte er zumindest um 1944 herum schlecht gegen Gold sein. Warum auch? Seine angelsächsischen Auftraggeber, denen er wie immer nach dem Mund theoretisierte, waren ja 1944ff die mit Abstand größten Weltgoldhalter - der Krieg machte es möglich. DAMALS konnten zumindest die USA (und indirekt auch die Engländer) mit einem auf Gold basierten Welt-Geldstandard nur an Macht gewinnen. Und so war natürlich auch der käuflichste aller Ökonomen pro Gold. Jede Wette: hätte er 15 Jahre länger gelebt, wäre er ab ca. 1960/1965 vom Gold als Währungsdeckung abgerückt, da die Amerikaner ab da (London Gold Pool) wussten, dass es nicht mehr ewig mit der indirekten Golddeckung des Dollar gut gehen würde.

=> Nett wäre auch, wenn Sie ein Zitat von Keynes pro Gold aus der Zeit um etwa 1933/34 finden würden. Bin sehr gespannt - denn Keynes war damals vermutlich schlau genug zu wissen, dass Roosevelts von Keynes vorgedachter New Deal mit einer Goldwährung nicht funktioniert hätte. jedenfalls nicht mit einer frei konvertiblen, die es ja damals in den USA nicht gab (Staatlich verfügter Dollar-Fixpreis von 20$/oz). Und so ist jedenfalls mir kein Zitat von Keynes bekannt, mit der Keynes 1933 gegen Roosevelts Goldkonfiskation, dann gegen das Goldverbot, dann gegen die Abwertung des Dollars um 40% ggü. Gold protestiert hätte. Der New Deal war ein Papiergeldtrick, der nur durch funny money funktioniert hat. Und auch nur auf Basis einer relativ geringen Verschuldung der USA. In den 1930ern änderte sich das dann dramatisch. Nur der gewonnene Krieg entschuldete die USA dann bezogen auf das (kriegsbedingt massiv gestiegene) BIP wieder. Weder Keynes noch Roosevelt noch der New Deal waren ursächlich für den Aufstieg der USA nach 1945!

Fazit: Der (teilgoldgedeckte) Bancor war eine Idee ihrer Zeit, damals opportun für die Mächtigen - und doch nie umgesetzt, da 1944 eben mit Bretton Woods ein besseres Betrugssystem gefunden wurde. Der praktische SDR-Versuch ohne Golddeckung der frühen 1970er scheiterte an den Menschen - und so bleibt vom Bancor/SDR bis heute nur Theorie, so dass man auf die Details Ihres obigen Zitats nicht eingehen muss. Alles Schall und Rauch, der nicht verdecken kann, dass das Konstrukt nie seriös mit Golddeckung umgesetzt wurde und unseriös ohne Golddeckung nicht funktionierte. Mehr Austausch dazu bitte ggf. per Email, danke.

Zuletzt noch: Dass Keynes Gold als Geld sah, lag sicher auch daran, dass es das die ersten 30 Jahre seines Lebens einfach offiziell WAR. Und auch nach WK I noch lange informell. Und dass es das ganz am Ende seines Lebens wieder opportun war (Bretton Woods). Keynes war eben noch in goldener Zeit sozialisiert worden, was man von 100% der heutigen "modernen" Ökonomen nicht behaupten kann. Die denken überhaupt nur noch in Falschgeld-Termini der perversen Papiergeld-"Neuzeit" seit 1971...!

PS zur Güte: Einigen wir uns einfach darauf, dass Keynes Hauptidee des deficit spending akademisch und kurzfristig (wie ja von Keynes selbst betont) funktioniert hätte und kurzfristig bzw. scheinbar sogar ab und an in der Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts funktioniert HAT. Allerdings NUR unter Aufbietung betrügerischen Falschgelds, für das Keynes selbst schon nichts mehr konnte, da es in Form des so fatalen fraktionalen und ungedeckten Geldes schon 1914 erfunden wurde. Ohne diese Falschgeld-Erfindung wäre deficit spending niemals so lange und in so fatalem Ausmaß wie heute finanzierbar gewesen. Keynes wäre -ähnlich wie Gesell- eine von seinen Fans mythisierte Gestalt der Geldgeschichte geblieben. Nicht mehr - aber immerhin auch nicht der real existierende Frankenstein der Ökonomie, der er heute ist...
18.02.13 @ 14:15
Kommentar from: Claudius v.d.Bach-Zelewski [Besucher]
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Sie sollten dem Schriftleiter und Feuilletonisten Schirrmacher nicht die Ehre antun, sich an dieser Stelle noch zeilenlang mit ihm zu befassen.

Er verdient es nicht und Ihre Zeit ist verschwendet.

Als typischer, kleinbügerlicher Cafehausintellektueller ist Schirrmacher leider viel zu sehr die triviale und verdorbene Frucht des Systems.

Schirrmacher wird als der Totengräber der "FAZ" in die Fußnoten der Presseanalen eingehen.

Er wäre im Interesse der Hygiene der Medien und der von ihm, Schirrmacher, so gerne reklamierten Wissenschaftlichkeit gut beraten gewesen, den alten lateinischen Wahlspruch "si tacuisses, philosophus mansisses" zu beherzigen, statt als Dampfplauderer zu allem und jedem seinen Sermon abzugeben.

Aber dann wäre Schirrmacher eben nicht Schirrmacher; und die Demokratie nicht die Ochlokratie, die sie ist.
18.02.13 @ 19:18
Kommentar from: realo [Besucher]
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Besten Dank für diese vorzügliche Analyse! Leider liest der Durchschnittsbürger sicher niemals eine solche Stellungnahme, geschweige denn, dass er sich jemals daran beteiligen würde. Der tägliche Trott und der Glaube, es wird schon irgendwie gut gehen, hat ein unglaubliches auch politisches Beharrungsvermögen.

Die EZB bzw. Buba verlautbart, sie könne jederzeit jede beliebige Geldmenge durch Verkauf von Anleihen wieder einsammeln und dadurch den Geldüberhang nach Belieben wieder beseitigen und damit staatliche Ankurbelungen zumindest in der Theorie konterkarieren. Hat Keynes das auch bedacht? Ihre berechtigte Kritik an den machtgeilen Politikern kann ich teilen, jedoch passt eigentlich nur der Vergleich mit dem Zauberlehrling, sobald man mit Keynes angefangen hat, kann man nicht mehr damit aufhören. Dafür spricht auch, dass es vor ca. 30 Jahren nur eines $ oder einer DM bedurfte, um eine Steigerung des BIP um 0,70 Cent/Pfennig zu bewirken, aber heute muss die Dosis verzehn- oder verzwanzigfacht werden, um das gleiche Ergebnis zu erzielen, wenn der Effekt überhaupt messbar ist. Die Macht ist einfach zu schön, als dass man sie sich mit Sparen kaputt machen möchte. Eine offene Frage bleibt aber, wann der Kollaps eintreten wird, weil die umlaufende Papiergeldmenge ja grenzenlos manipulierbar ist, der Moment also immer weiter in die Zukunft verschiebbar ist. Zumal heutzutage der ehrliche Bürger durch Minizinsen unterhalb der Inflationsrate um sein Vermögen betrogen wird. Alles ganz legal. Man braucht nur die Statistik mit der Inflationsrate nach unten zu manipulieren. Bleiben also nur noch die unkalkulierbaren externen Schocks, die in der Geschichte der Menschheit oft genug überrascht haben. Oder wie sehen Sie das?

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=> AW PB: Tja, die ewigen Fragen nach dem Beharrungsvermögen der Massen und nach dem Timing des Unvermeidlichen. Ich kann dazu nur sagen, was wir immer sagen:
1. Jeder muss an seiner Aufklärungsfront tun, was er kann. Die Aufklärung wirkt - aber wir kommen eben von 0,01% noch vor 10 Jahren. Heute vielleicht 5-10% wirklich Aufgeklärte und 1% aktive Aufklärer - also immerhin eine Vervielfachung in wenigen Jahren. Trotzdem noch nicht ausreichend, um der Wahrheit die Meinungsführerschaft im systemisch reich budgetierten und gleichgeschalteten Mainstream zu erkämpfen. Doch es geht (ohne massenmediale Begleitung) langsam immer weiter.
2. Wann die kritische Masse erreicht ist, weiß keiner. Wenn nur 10% der Vermögenden ihr Papiergeld gegen Realwerte eintauschen, ist es wohl vorbei. Ich weiß nur, dass das System nur noch vom (unverdienten) Vertrauen lebt und dass es am Ende sehr schnell gehen wird, wenn man nicht die offene und offen totalitäre Planwirtschaft, Kapitalverkehrskontrollen und den Polizeistaat unter Schließung aller Börsen bei gleichzeitiger Zwangsbewirtschaftung aller produktiven wichtigen Betriebe ausruft.

=> Es ist richtig, dass sich weder Keynes selbst noch wir alle noch vor 5 Jahren hätten vorstellen können, welch monströse Druckorgien unter Bruch aller Regeln durchsetzbar sind. Sicher ist aber die ewige Wahrheit, dass man sich gesamtgesellschaftlich (ungleich Insider-speziell) nicht reich (sondern nur arm!) drucken kann; dass somit das schlechte Spiel endlich ist. Die o.g. kritische Masse der Wissenden bzw. der aus dem System Flüchtenden wird erreicht werden. Dann hilft Geld-Nachdrucken nur noch eine kurze Weile, da dies dann wirklich offen inflationär wirkt. Meine persönliche Vermutung ist, dass zumindest der EUR kurz nach dem Tag am Ende ist, an dem die ultimativen Letzthafter des Wahnsinns (der deutsche Steuer-Michel und die deutsche Spar-Substanz) vollständig geschröpft wurden, so dass von dieser Seite her keine REALE (= durch Arbeit ersparte) Kapitalsubstanz mehr abgreifbar sein wird. Beim aktuellen Tempo ist dies 2015/16; dann evtl. noch eine hoch inflationäre Phase, in der KEINE deutsche Substanz aus einem Land mit dann "griechischer" Überschuldungssituation mehr abgegriffen werden kann - sondern eben nur noch gedruckt werden kann. Das merken die Menschen dann aber sehr schnell - das geht wohl lediglich noch ein Jahr lang gut.
=> Soweit die unverbindlichen und rein analytischen Gedanken zum Timing. Dass der Auslöser des EUR-Endes zuletzt ein exogener Schock sein wird (gezielt herbeigeführt oder zufällig), ist korrekt. Aber das unvermeidliche Schicksal wird die unnatürliche Nicht-Währung EUR ereilen - soviel ist ganz sicher! Resistance is futile: Widerstand (der Eliten) ist zwecklos und bringt nur noch ein wenig Zeit.
18.02.13 @ 19:55
Kommentar from: Heiko Schneider [Besucher]
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Chapeau! Ein wirklich gute, ausführliche und ebenso fundierte Kritik an dem Gesülze was man jeden Tag durch den Mainstream ertragen muss. Mir persönlich ist der Brechreiz meist schon nach 2 Minuten Aktueller Kamera (tagessschau) so nah, dass ich zumindest den Ton abdrehen muss, oder solange zappe bis die Sendung beginnt, die ich eigentlich sehen möchte.

Wie muss es Ihnen erst ergehen, der sich tagtäglich noch die Bleiwüsten unserer sogenannten Tageszeitungen antut ohne jeglichen Erkenntnisgewinn für sein Leben, außer das die Dummheit unter den Journalisten von Tag zu Tag zuzunehmen scheint. Haben Sie vielen Dank für Ihre wertige Arbeit!

Und die Keynes-Fans unter den Lesern Ihres Blogs (so es sie gibt?) sollen doch bitte mal faktisch-qualitativ darlegen, welchen Nutzen denn dessen wissenschaftliche Erkenntnisse heute noch haben?
Oder sich einfach mal selbst die Frage stellen (so wie Mises / Regressionstheorem) und auch erschöpfend beantworten: was ist Geld für mich? Welche Eigenschaften sollte es haben? Welche nicht? Kann ein in sich wert-relatives Geld überhaupt für einen rechtschaffenen Menschen einen Maßstab darstellen?

Ich persönlich benötige keinen Goldstandard um glücklich zu sein. Wenn die Menschheit sich z.B. auf ein Geld, dessen Basis eine UNVERÄNDERLICHE Energieeinheit wäre (z.B. ein Faß Öl oder ein cbm Gas, etc.) einigt: Okay - dann gehe ich zur Energiebank und werde dort ein Konto eröffnen. Oder man denkt über eine bestimmte UNVERÄNDERLICHE Menge an anderen Metallen (außer EM) nach, mit denen das Geld verbunden ist und geht dann zu der entsprechenden Bank und deren Konten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!

*******
=> Ergänzung PB: Danke für den Kommentar, Herr Schneider. In der Tat fordern wir ganz explizit NICHT den staatlich verfügten Goldstandard. Der Währungswettbewerb darf hervorbringen, was er mag - es muss nur eine freiwillige gesellschaftliche Entscheidung ohne Gängelung durch Monopolgesetze sein! Oder wie hier neulich einmal formuliert:

"Gold als Geld ist zwar nicht perfekt. Aber ein Geschöpf, das der freie Markt immer hervorbringt – wenn man ihn denn lässt. Falls ein künftiger freier Geldmarkt andere freiwillig akzeptierte Währungen hervorbringen würde, dann wäre es Baader auch recht gewesen."
18.02.13 @ 20:11
Kommentar from: LuckyFriday [Besucher]
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Vielen Dank für den neuen Blog!

Etwas, das mich schon seit Jahren nicht gerade ängstigt, aber doch zu denken gibt, ist die politische "Linkslastigkeit" vieler Intellektueller, sofern sie sich überhaupt in die "Niederungen" der politischen und wirtschaftlichen Tagesdiskussion begeben! *) Das Schweizer Fernsehen ist ein Paradebeispiel für diese Geisteshaltung, aber die machen genau das und beeinflussen viele...

Ohne Keynes zu kennen, würden sehr viele intuitiv seinen Hauptthesen zustimmen und nicht erkennen können, auf was genau sie sich da einlassen! Das ist gefährlich und wer die Geschichte des letzten Jahrhunderts auch nur rudimentär kennt, weiss sofort, was ich meine.

********
=> Ergänzung PB zu *): Auf die Gefahr hin, dass ich mit meinem Lieblings-Zitatgeber langsam nerve. Aber auch hier passt wieder einmal Roland Baader wie die Faust aufs Auge. Sowohl in "Totgedacht: Warum Intellektuelle unsere Welt zerstören" (2002) - als auch in "Kreide für den Wolf" (1991) geht Baader LuckyFridays (korrekter) Feststellung nach, dass und warum "Intellektuelle" sich ungern in die "Niederungen" der doch objektiv so überragend wichtigen Wirtschafts-Debatten herablassen. Und wenn, dann mit einer Mischung aus linksideologischer Ahnungslosigkeit (getarnt durch überlegenen Intellektuellen-Jargon und gewagte "interdisziplinäre" Verknüpfungen, die aber in der Wirtschaft nicht immer angebracht sind). Zitat Baader:

"Unter den Ursachenfaktoren des sozialistischen Phänomens sei ... auch noch die Gemütsstruktur der sogenannten Intellektuellen genannt. Das innige Verhältnis dieser Sonderklasse des homo sapiens zu sozialistischem [bzw. keynesianischem] Ideengut rührt zu einem nicht geringen Teil von der bornierten Eitelkeit und Überheblichkeit der in Kunst, Literatur, Philosophie und Geschichte Gebildeten -oder Halbgebildeten- her, welche sie ihr eigenes Metier als moralisch hochstehend einschätzen läßt, während sie das Gewerbe der Kaufleute, Händler und Industriellen als moralisch minderwertig, krämerseelig und profitverschwitzt betrachten. Dieser Dünkel ist stets gepaart mit einer 'fundierten Unkenntnis' in allen Fragen der Wirtschaft, ganz zu schweigen vom Wissenschaftsgebäude der Nationalökononomie." [!]

=> Soweit Roland Baader schon vor vielen Jahren. Zufällig heute schreibt übrigens auch (der zwar gefährliche, hier aber völlig richtig liegende) ZEIT-Herausgeber Josef Joffe zum gleichen Thema in einem HB-Gastbeitrag (unter explizitem Bezug auf Schirrmachers "Ego"-Buch):

"Das politische Feuilleton ist eine Errungenschaft der deutschen Kultur. ... Hier dürfen intelligente Menschen steile Thesen fabrizieren, obwohl sie die Materie nicht unbedingt beherrschen. Gerade deshab genießen sie einen fantastischen Produktionsvorteil. Behände werden Dinge verknüpft, die nicht zusammenpassen; schwieriges Terrain wird auf der Kanonenkugel überquert. Oder so: Ein Beispiel ist ein Muster, zwei sind ein Trend, drei eine Theorie. Selbst wohlwollende Rezensenten von 'Ego' haben den Autoren Frank Schirrmacher gequält gerüffelt."

=> Ob Joffe wohl hier mitliest...? Vermutlich nicht - er kam als heller Kopf auch so zum selben Ergebnis bzgl. Schirrmachers "Ego"-Trip ;-)
18.02.13 @ 22:58
Kommentar from: Gloeckl Rainer [Besucher]
****-
Helmut Schmidt hat dem Treiben "Größenwahn" attestiert.

[=> PB: ... ohne dem Treiben auch nur ansatzweise Einhalt zu gebieten; Schmidt war selbst käuflich und Teil des größenwahnsinnigen Treibens]

Galbraith hat die Fakten in "Der grosse Crash 1929" sehr genau beschrieben, ohne die Mathematisierung oder das vorherige Gelddrucken als Ursache zu nennen.

[=> PB: Genau - ein großes Manko von Galbraiths ansonsten lesenswerter Dokumentation]
19.02.13 @ 00:06
Kommentar from: Der Mensch ist nicht vollkommen. [Besucher]
****-
Das Streben des Menschen zielt nicht auf das größtmögliche Wohl seines Nachbarn. Eigeninteressen steuern alles Tun der Menschen. Ideen, geboren aus dem Gedanken die Zukunft besser zu gestalten scheiter seit Jahrtausenden immer an den Menschen, die ganz einfach die andere Seite dem Medaille nicht sehen wollen.
Das Beste für Mich den Rest für die Anderen.
Smith argumentiet da sehr richtig. Wenn aber dann jemand auftaucht der vermeintlich Leichtere/Bessere Lösungen präsentiert. Was tun da wohl die Menschen...
Jede Gesellschaft, von den alten Ägyptern bis Heute ist an dem erreichten Wohlstand erstickt. Auch unsere Gesellschaftform macht da keine Ausnahme. Wer glaubt durch Gelddrucken, Lügen oder Ideologie das Heil auf Erden zu bewirken untergräbt den gesunden Menschenverstand.
Das Emporkommen von Gutmenschen die an den immerwährenden Wohlstand glauben ist sicher typisch für unsere Wohlstandsphase. Unser Wohlstand regnet ja auch täglich vom Himmel. (klar dass man da was gegen die Erderwärmung tun muss, sonst würde der Wohlstand ja vorher verdampfen :-) ) Leider gibt es viel zu wenige Menschen die überhaupt in der Lage sind das System als Ganzes zu verstehen. Komplexe Abhandlungen helfen nicht weiter. Wer die Menschen bewegen will muss seine Anliegen in wenige, verständliche Worte packen können.
Das ist mit der o.a. Kritik leider nicht gelungen.

*******
=> AW PB: Jedem seine Zielgruppe. "Der Mensch ist nicht vollkommen" hat eben eine andere. Viel Erfolg bei der Aufklärung in ihren wenigen, verständlichen Worten. Kleiner Tipp: Fangen Sie damit an, Ihren Nicknamen zu kürzen...
19.02.13 @ 14:31
Kommentar from: G. Mahr [Besucher]
Hallo Herr Boehringer,

was von vielen Marktanbetern verkannt wird ist die Tatsache, dass wir heute die meisten Bedürfnisse befriedigt haben. Einerseits ist dies zum Glück so, denn die Befriedigung der Bedürfnisse ist in den meisten Fällen umweltschädlich, andererseits hindert es uns an der Wachstumsideologie der Vergangenheit festzuhalten.

Wenn man aber die Regeln für den Wettbewerb so ausrichtet, wie sie in den Wachstumsphasen gut waren, dann werden sie in der Phase der Sättigung wohl nicht richtig passen.

Befürchte ich.

*******
=> Kurz-AW PB: Langes Thema, Herr Mahr. Die Goldbugs und Marktfreunde sind KEINESFALLS Wachstumsfetischisten. Das weise ich weit von mir - besonders als nach wie vor Peak-Oil-Überzeugter (trotz der absurden Fracking- und Ölsand-Hypes, die weder am Peak des konventionellen Öls noch am Gesamt-Peak etwas ändern werden). Der Wachstumszwang unseres Systems kommt ja just aus dem Falschgeldsystem heraus, das wir hier so vehement bekämpfen! Das Hauptproblem des sogenannten "Zinsproblems" ist nicht der Zinssatz selbst (der im Idealfall nur den Erwartungswert des Kreditausfalls widerspiegelt und per se nicht inflationstreibend wäre noch Wachstum erzwänge), sondern die Zinsnahme auf virtuell aus dem Nichts geschöpftes und fraktional vervielfachtes Falschgeld!!

=> Ergo: Marktwirtschaftler und vor allem Echtgeldler / Warengeldler / Geldwettbewerbler / Goldbugs sind gerade diejenigen, die dem ewigen Wachstumswahnsinn schon lange abgeschworen haben - ihn geradezu bekämpfen!

=> Lesen Sie bitte unbedingt meinen Artikel "Exponentielles Wachstum = Exponentielle Ignoranz". Schon von 2008 - die letzten 2 Seiten genügen.
19.02.13 @ 14:37
Kommentar from: M. Kania [Besucher]
***--
Interessanter Artikel, mir kommt jedoch die Rolle der PR und der Medien zu kurz.

"...die Marktwirtschaft als moralischer Disziplinierungsmechanismus..."
Dies funktioniert nur bei völliger Transparenz. PR und Medien, in ihrem Bestreben diese zu erreichen bzw. zu verhindern, führen dazu, dass der Markt sich niemals selbst moralisch disziplinieren kann.

[=> PB: Das war ja nun eine zitierte Fremdthese - aber für mich eine nachvollziehbare und begründete. Und bzgl. fehlender Transparenz: Darum kämpfen wir für Transparenz (und damit gegen die Zerstörung der Marktidee) an, anstatt das natürliche Ziel aufzugeben.]


Das Problem ist komplexer, als das ein Marx, Keynes oder Hayek es voll umfassend übersehen und behandeln könnten.

[=> PB: "komplex", soso. Nicht einmal die je 20.000 Seiten der Werke der drei Genannten genügen?! Und darum gehen wir es gar nicht erst an, nicht...? Wollen Sie eine Expertenkommission einsetzen. Am besten mit den Experten Bofinger, Straubhaar, Weder di Mauro unter Vorsitz von Schäuble und Draghi?! Kopfschüttel.]

Jede des dieser theoretischen Modelle beinhaltet wahre Aspekte, wie auch völlige Utopien.

[=> PB: Bitte Artikel vor dem Kommentieren auch lesen: Die Marktwirtschaft ist kein "Modell", sondern der natürliche Zustand eines arbeitsteiligen Gemeinwesens. Wenn wir keinen (freien!) Markt zum Tausch haben, dann müssen wir alle Subsistenzwirtschaft treiben und würden alle mangels Spezialisierungsvorteilen noch in Höhlen wohnen. Wer die freie oder wenigstens die geringstmöglich regulierte Marktwirtschaft ablehnt, befürwortet per Definition Markteingriffe. Damit greift er in freie Willensentscheidungen von Millionen von Menschen ein. Das ist totalitär und nur in absoluten Ausnahmefällen begründbar. Der freie, transparente Markt ist der Mensch. Wer den Markt verachtet, verhöhnt automatisch den Menschen. Wenn Sie den Markt als "Utopie" ansehen, sehen Sie die Freiheit als Utopie an. Und wenn der Markt (wie heute und seit 100 Jahren Falschgeld) nicht frei bzw. nicht transparent ist oder gar Parteien willkürlich wegen Staatseingriffen bevorzugt (aktuellstes Beispiel: die heute von Draghi verkündete Billionen-schwere Bankenunion - natürlich nur für "systemrelevante" Banken), dann müssen wir verdammt noch mal genau für diese Freiheit und Transparenz kämpfen anstatt über "Utopien" zu jammern! Kopfschüttel. ]

Schließlich handelt es sich um Sichten einzelner, welche nicht frei von subjektiven Einflüssen sein können.

[=> PB: Nein wirklich? Sowas aber auch. Am Ende ist das auch bei M. Kania so... Kopfschüttel.]

Dies trifft auch auf Schirrmachers Buch zu. Was man Schirrmacher jedoch zugute halten muss, ist dass er über den Tellerand der Oekonomie hinausblickt und geschichtliche Ereignisse in einen Gesamtkontext einordnet, wobei er Erkenntnisse diverser wissenschaftlicher Disziplinen einfließen lässt.
Die Aussage, der "homo oeconomicus" sei ein künstliches Konstrukt, erfährt Schützenhilfe durch die Neurowissenschaften und erschließt sich jedem, der sich einmal mit den Werken von Hans Georg Häusel (Neurowissenschaftler) auseinandergesetzt hat.

[=> PB: Siehe oben die Anmerkung von heute morgen und im Blog von mir, Baader und Joffe zu Schirrmacher ("Steile Thesen im Feuilleton"). Man kann "Interdisziplinarität" auch übertreiben. Schirrmacher hatte tatsächlich schon helle Momente [zB im "Methusalem-Komplott"]. Ökonomisch sollte er sich jedoch stark zurückhalten. Si tacuisses...]

Im besonderen möchte ich sein Buch "Think Limbic" empfehlen, das eingängig verdeutlicht, wie simpel der Mensch eigentlich gestrickt ist und sich daher leicht manipulieren lässt.
19.02.13 @ 17:16
Kommentar from: Goldhamster [Besucher]
Vielleicht darf ich die Diskussion etwas erweitern. In Keynes vs. Hayek. Auch eine, wenn auch sehr amerikanische, Möglichkeit, sich dem Thema zu nähern.

Viel Spaß bei allem Frust:
http://www.youtube.com/watch?v=GTQnarzmTOc

*********
=> Ergänzung PB: Nicht ganz neu - aber sehr gut gemacht. Hat verdientermaßen inzwischen mehr als zwei Millionen Views. Die Macher haben damals einen wirklich guten und tiefgründigen Text zum Rap gebastelt! Danke fürs Einstellen. Für echte Fans hier noch Teil 1: http://www.youtube.com/watch?v=d0nERTFo-Sk
19.02.13 @ 18:50
Kommentar from: G. Mahr [Besucher]
Hallo Herr Boehringer,

ich wollte keinesfalls die Goldbugs zu den Wachstumsfetischisten stecken. Und auch das Wort "Marktfreunde" war anders gemeint. Aus der "Markt"perspektive argumentieren viele, die zu völlig entgegengesetzten Schlussfolgerungen kommen. Wer auf einem Falschgeldsystem einen "Markt" aufbaut, der kommt zu anderen Zusammenhängen, als derjenige, der das nicht tut.

Und ich stimme Ihren Bemerkungen über das exponentielle Wachstum und die exponentielle Ignoranz zu, auch wenn sich unter der Überschrift "exponentielles Wachstum" in der Regel bei anderen Artikeln grober Unfug befindet. Jeder (Mathematiker) weiß, dass es exponentielles Wachstum nicht gibt. Allenfalls könnte ein winziges Stück einer Wachstumsfunktion exponentiell angenähert werden. Die Exponentialfunktion selbst geht von -unendlich bis +unendlich. Und es dauert ziemlich lange, bis sich überhaupt etwas tut. Der Kern ist - wie Sie schreiben - dass sich der Zinssatz mit dem Kreditausfall irgendwann aufhebt.

Allerdings ist meine Schlussfolgerung, dass man einen Markt, der wie bei uns in der Sättigungsphase ist, nicht mit den gleichen Regeln aufbauen kann, wie bisher. Denn gerade die hohe Produktivität führt zur Akkumulation von Kapital, das dem Kreislauf anschließend entzogen wird, weil der Konsum nicht für ausreichende Investitionsmöglichkeiten sorgt und die Akkumulateure gar nicht so viel konsumieren können. Und der Export ist auch nicht die Lösung.

Als grobes Hindernis sehe ich dabei die Tatsache, dass von der hohen Produktivität nicht alle gleichermaßen profitieren, obwohl gerade diese Produktivität nicht den heutigen Kapitalbesitzern zu verdanken ist, sondern ganz wesentlich einer gemeinschaftlichen Anstrengung Aller, die sich in den letzten Jahrhunderten an der Industrialisierung beteiligt haben.

Unter diesem Blickwinkel sieht "Markt" natürlich anders aus, als unter dem der heutigen "Wirtschaftsliberalen".
19.02.13 @ 21:13
Kommentar from: Karl [Besucher]
Sehr geehrter Herr Boehringer,
herzlichen Dank an Sie wie immer für Ihre hervorragenden Analysen/Beiträge.
Einen Aspekt möchte ich noch ergänzen: individuelles menschliches Sozialverständnis versus kollektivistischem Sozialstaat.
Die Masse der Menschen hat noch das natürliche menschliche Verständnis von sozialem Verhalten, das zu einer freiwilligen Erbringung einer Leistung beruht, ohne dass dafür eine Gegenleistung erwartet wird (Nachbarschaftshilfe, Spenden etc.). Auch dies ist ein natürlicher Regelkreis: jeder Einzelne von uns ist eingebunden in seine Umgebung und hat ein gewisses Weltgemeinschaftsverständnis. *)

Sollte es zu großen sozialen Abweichungen bzw Härtesituationen in der direkten Umgebung oder auch weit entfernt kommen, werden jene, welche in der Lage sind geben zu können, dies aus Eigeninteresse (Erhaltung eines lebenswerten Umfeldes) freiwillig, engagiert und effizient tun, um jene Korrekturen einleiten, von denen sie sich das beste Ergebnis erwarten. Nur wer hat, kann geben! Jene Menschen, die geben können, können dies, weil sie im Bereich des materiellen Vermögensaufbau Stärken haben gegenüber anderen, welche ihre Stärken in geistig - spirituellen bezogenen Feldern haben (z.B. Wissenschaft, Literatur, Kunst, etc.) oder „einfach nur“ notwendige Arbeit leisten. Alle brauchen einander und es geben also jene „materiell Reichen“ freiwillig, weil sie verstanden haben, dass sie von und mit allen anderen auf ein und denselben Planeten leben. In diesem System der Freiwilligkeit und Stärke, das nur in Verbindung mit einer freien Marktwirtschaft denkbar und dessen gesellschaftliches Spiegelbild ist und viele Jahrtausende existierte, wird das Starke gefördert und das Schwache mitgezogen, um insgesamt in der gesellschaftlichen Entwicklung bestmöglich und nachhaltig voran zu kommen! Es gibt viel mehr Gewinner als Verlierer.
Einige wenige nutzten und nutzen dieses angeborene soziale Grundverständnis aus, um daraus durch arglistige Täuschung und mit egoistischen Absichten einen an die Schwachen propagiertes vermeintlich sozialeren Regierungsapparat zu errichten, welcher die „egoistischen“ materiell Starken zu Gunsten der „hilflosen“ materiell Schwachen einfängt. Praktisch alle anderen Aspekte als „Geld“ bleiben bei dieser Propaganda komplett oder größtenteils auf der Strecke – die Krankheit der „Mammonitis wurde geboren. Der auf dieser Propaganda errichtete Sozialstaat sowie das staatlich erzwungene Währungswesen zum Wirtschaften muss zwangsweise totalitär sein und hat kaum etwas mit jenem sozialen Grundverständnis der Einzelperson zu tun hat, das die Gesellschaften der Welt bislang erhalten und vorangebracht hat. Über den Sozialstaat wird unter Anwendung von Zwang und mit voller Härte eine willkürliche Umverteilung zu Lasten der Einzelpersonen (die damit zu unfreiwilligen Bürgen des Staatsapparates degradiert werden) durchgesetzt, wobei diese keinen Einfluss auf die Mittelverwendung des ihm entwendeten Gelds haben und irgendwann sogar erkennen werden müssen, dass es gegen sie selbst eingesetzt wurde und wird. Diese zwangsweise Vermögensumverteilung verläuft nach den Vorgaben einer vermeintlichen Elite, welche Übergott vermeintlich denkt, die Regelfähigkeit von natürlichen Kreisläufen besser beherrschen zu können als dies Naturgesetze und universelle schöpferische Prinzipien tun. Welch eine widersinnige Arroganz – die Arroganz der Elite und der Bürokraten ist dessen Spiegelbild und doch nur Zeugnis von Unvermögen und verdeckter Angst um Verlust der Kontrolle, was sich im Staatsterror äußert. Dass dabei ein Großteil des Vermögens in diesem Prozess bei den „Zwangsumverteilern“ zum weiteren Aufbau der vermeintlichen Elite (und teilweise Bürokraten) ihrer Machtbesessenheit und ihres ihnen zu Diensten stehenden Staats- und Militärapparates (und weiteren repressiven Organisationen, wie z.B. die UN, IWF etc) hängen bleibt, ist eine logische Konsequenz. Jegliche über den Staatsapparat erwirkte Zwangsumverteilung ist jedoch wesentlich ineffizienter als die Summe dessen, was die freiwilligen Taten fähiger Einzelpersonen in dem ihnen vertrautem und bekanntem Umfeld und im Selbstverständnis als Bestandteil einer Weltgemeinschaft erbringen und bewirken können. In diesem System der Zwangsumverteilung wird das Schwache gefördert und das Starke künstlich behindert, sodass der Preis letztlich ein Rückschritt und ein Abrutschen in die Ignoranz ohne Mitgefühlsempfinden und Rücksicht auf andere Mitmenschen ist! Und der Einäugige vermeint sich dabei als Gewinner unter den Blinden… Letztlich täuschen sie sich selbst und es gibt keinen Gewinner.

******
=> Ergaenzung PB zu *): lieber Karl, es steht ja ausser frage, dass der Mensch auch ein soziales wesen und nat nicht nur Individuum ist. Und dass er auch altruistisch sein kann und dass dies keineswegs dem marktgedanken widerspricht, steht ja sogar ganz explizit im Blog.
=> Dies aber unter der wichtigen Voraussetzung einer nicht-anonymen Gesellschaft: je kleiner die Einheit bzw Gruppe, desto eher wird Altruismus gelebt. Die Familie bzw der stamm als kleinsten Einheiten waren noch nie von "marktmechanismen" gekennzeichnet. Warum auch: hier kann -beguenstigt duch blutsbande und taegliche naehe- der natuerliche kommunismus gelebt werden: jeder leistet nach seinen faehigkeiten fuer die Familie und bekommt nach seinen beduerfnissen zurueck.
=> Schon ab dorfgemeinschafts-groesse aber funktioniert dieses Modell nicht mehr: dann muessen marktmechanismen greifen und um diese ebene ging es im Blog. Darum hat jedes Dorf einen "Marktplatz"; aber privathaushalte nicht. In der Familie gibt es keinen bedarf fuer markttausch, da ja auch alle Infos ueber faehigkeiten, Angebot u nachfrage in diesem kleinstrahmen fuer alle Familienmitglieder transparent vorliegen und auch altruistisch ausgetauscht wird.
=> Hayek sprach schon vor 50 Jahren in diesem Kontext vom Problem unterschiedlicher Werte und Moralvorstellungen in den "zwei verschiedenen Welten" : Mikro (Familie) versus Makro (arbeitsteiliger anonymer Markt, Gesamtgesellschaft).
20.02.13 @ 10:05

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